Der Schrotkugelturm
Bezirk Lichtenberg (Rummelsburg)
Nöldnerstraße 15/16

In Rummelsburg ragt aus den Dächern der Häuser ein Turm heraus. Er ist von der S-Bahn aus hinter Ostkreuz in Richtung Lichtenberg oder Köpenick leicht zu erkennen. Es ist ein Bauwerk der Industrie.
     Hier war die Firma Juhl & Söhne ansässig, die seit 1840 in Nürnberg eine Bleiverarbeitungswerkstatt besaßen. 1901 wurden die Grundstücke Nr. 15 und 16 in der damaligen Prinz-Albert- Straße erworben und bis 1913 bebaut. Die »Bleigießerei und Maschinenfabrik Juhl & Söhne« fertigte Blei- und Blechplomben samt den dazugehörigen Zangen, unterhielt eine Spinnerei für Plombendraht, goß Bleikugeln, Angel-, Netz- und Beschwerungsbleie sowie Schrotkugeln.
     Blei wurde im obersten Turmgeschoß, in einer Höhe von ca. 40 m bis zum flüssigen Aggregatzustand erhitzt, über Siebe in eine Fallröhre von ca. 80 cm Durchmesser gegossen, wo sich Bleitropfen im freien Fall zu Kugeln formten und unten, bereits wieder einen festen Aggregatzustand angenommen, in ein Wasserbecken fielen. Dem Wasser war etwas Schwefelnatrium und Öl oder Talg zugesetzt, was die Oxidation der Bleikugeln verhinderte.
     Die Schrotkugeln waren rund und völlig nahtlos. Wegen dieser Produktion heißt dieses markante Bauwerk auch »Schrotkugelturm«. Bis 1939 wurde hier noch Bleischrot hergestellt.
     Bis zur Arbeitsplattform des Turms sind 197 Stufen zu bewältigen. Direkt unter der Plattform befindet sich der gemauerte Schmelzofen. Auf den knapp acht Quadratmetern Fläche muß außer dem Schmelzofen noch Schmelzgut, Arbeitsgerät und Brennmaterial Platz gefunden haben. Mit Hilfe eines Flaschenzuges wurden die Rohstoffe durch die Fallröhre nach oben gehievt.


© Edition Luisenstadt, CD-ROM 1997: Berlin. Ansichten.
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