11   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Nächste Seite
Herbert Schwenk
Brandenburg- Preußens Seemachtgelüste

Berlin liegt im Binnenland und ist dennoch eine Stadt am Wasser. Diese topographische Lage hat das Werden und Wachsen der Stadt nachhaltig beeinflußt. Dazu gehören auch zweifelhafte Abenteuer, die die Seemachtspläne Brandenburg- Preußens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Stadt am Wasser bescherten.
     Historischer Hintergrund der Episode ist die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), als die europäischen Mächte ihre Einflußsphären neu gestalteten und nachdem die großen Entdeckungen die politischen Horizonte erweitert und die Welt »vergrößert« hatten. Schiffahrt, Seehandel, Kriegsflotten und Kolonien erlangten in den Rivalitäts- und Konkurrenzkämpfen einen neuen Stellenwert.
     Brandenburg- Preußen unter Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688), der 1640 die Regierung übernommen hatte und nach 1675 »Großer Kurfürst« genannt werden sollte, beanspruchte im Konzert der Großen einen neuen Platz. Vorbild war die kleine, aber starke Republik der Niederlande, deren inneres Staatswesen den Kurfürsten ebenso faszinierte wie deren äußere Politik. Was die

Niederlande an der Nordsee waren, das wollte Brandenburg- Preußen nun an der Ostsee werden. Der Kurstaat stieß dabei in erster Linie auf die Interessen der nordischen Großmacht Schweden, aber auch auf die der Niederlande. Das Königreich Schweden war damals eine gefürchtete Kriegsmacht zu Lande und zu Wasser und war nicht zuletzt dank seiner Überlegenheit als Seemacht aus dem Dreißigjährigen Krieg gestärkt hervorgegangen. Im Westfälischen Frieden (1648) mußte Brandenburg Vorpommern nebst Stettin den Schweden überlassen. Schweden beanspruchte unter König Karl X. Gustav (1622–1660, König seit 1654) die Ostsee als »schwedische See«. Schwedens Begehrlichkeit galt auch dem Herzogtum Preußen, das als ostpreußischer Rest des alten Ordensgebietes 1525 in ein erbliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit umgewandelt und 1618 durch Erbverträge an die kurbrandenburgische Linie der Hohenzollern gefallen war. In den Nordischen Kriegen, den Schwedisch- Polnisch- Brandenburgisch- Dänischen Kriegen von 1655 bis 1660, ging es für Brandenburg neben der Rückerwerbung des schwedischen Teils von Pommern vor allem auch um die Sicherung der Souveränität über das Herzogtum Preußen. Nach wechselvollem Geschehen wurden schließlich beide Ziele erreicht.
     Die Nordischen Kriege hatten Kurfürst Friedrich Wilhelm die Bedeutung des Seekrieges vor Augen geführt. Seit 1656, als der
SeitenanfangNächste Seite


   12   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteNächste Seite
zug im Dezember 1658, als brandenburgische Truppen die Insel Alsen von Schweden befreiten, gelang dies nur unter Mitwirkung verbündeter dänischer Kriegsschiffe. Und im Frühjahr 1659 stieß der Kurfürst beim Versuch, die Inseln Fünen und Seeland zu erobern, gar auf unüberwindliche Schwierigkeiten, weil er keine Flotte besaß. In einem politischen Testament, das Friedrich Wilhelm 1667 für seinen damals 12jährigen Sohn und Nachfolger Kurprinz Karl Emil (1655–1674) verfaßt hatte, mahnte er: »Alliancen seindt zwahr gutt, aber eigene Krefte noch besser, darauff kan man Sich sicherer verlassen.«1)
     In der Folgezeit verschlangen strategische Projekte viel Kraft und Geld. Dazu gehörten der Festungsbau in Berlin/Cölln (1658–1683) und der Bau des 24 Kilometer langen Müllroser oder Friedrich- Wilhelm- Kanals zwischen Oder und Spree (1662–1669), durch den ein großer Teil des Oderverkehrs von dem damals noch schwedischen Stettin über das Stromgebiet der Spree abgeleitet wurde. Nachdem Schweden erneut in der Mark eingefallen war, gab der militärische Triumph Brandenburgs in der Schlacht bei Fehrbellin (Juni 1675) den letzten Anstoß zur Verwirklichung der Seemachts- und Flottenpläne des Großen Kurfürsten, um Schweden nun auch auf dem Wasser stärker Paroli bieten zu können.
     So wurden seit 1675 in Brandenburg- Preußen hochseetüchtige Orlogschiffe (Orlog,
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst
Kurfürst mangels Kriegsflotte die Häfen Pillau und Memel den Schweden öffnen mußte, verfolgte er das Ziel, Brandenburg- Preußen zur Seemacht zu erheben. Im Vertrag von Labiau (November 1656) konnte er zwar die vorübergehende schwedische Lehnshoheit über Preußen wieder abschütteln, mußte aber die Bedingung akzeptieren, auf das »Admiralitätsrecht« zu verzichten, das heißt auf das Recht, eine eigene Kriegsflagge zu führen sowie Kriegsschiffe in der Ostsee zu halten. Auch im dänischen Feld-
SeitenanfangNächste Seite


   13   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteNächste Seite
Flotte des Großen Kurfürsten auf offner See, Gemälde von Lieve Verschuir, 1684
holländisch: Krieg) für den Kampf gegen Schweden gebaut. Nach 1679 hoffte Friedrich Wilhelm, zunächst durch einen Kaperkrieg von ehemaligen Verbündeten Subsidienrückstände2) eintreiben zu können. Darüber hinaus wollte er die schwedischen Seeverbindungen stören, Brandenburg am Überseehandel beteiligen und eine eigene Kolonialpolitik betreiben.
     Im Zentrum des kurbrandenburgischen Schiffbauprojekts stand der holländische Schiffer, Reeder, Unternehmer und Kaufmann Benjamin R. van Raulé (1634–1707). Durch den Einfall Frankreichs in die Niederlande 1672 hatte er große Verluste erlitten,
und so wandte er sich dem damals einträglichen »Geschäft« der Kaperei zu und rüstete zu diesem Zweck einige Schiffe aus. 1675 trat Kurfürst Friedrich Wilhelm bei seinem Aufenthalt in den Niederlanden mit Raulé in Verbindung und stellte ihm Kaperbriefe gegen die Schweden aus. Auf diese zweifelhafte Weise in brandenburgisch- preußische Dienste getreten, raubte Raulé den Schweden in vier Wochen 21 Handelsschiffe und wurde in den Niederlanden wegen Seeräuberei verfolgt. Er floh nach Berlin und wurde des Kurfürsten »Rat und Schiffsdirektor«, gründete mit kurfürstlichen Mitteln eine Schiffahrtsgesellschaft und ver-
SeitenanfangNächste Seite


   14   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteNächste Seite
pflichtete sich 1678 vertraglich, fünf Fregatten und sechs Schaluppen gegen feste Heuer an den Kurfürsten zu vermieten. 1681 wurde Raulé brandenburgischer General- Directeur de Marine. 1684 kaufte ihm Friedrich Wilhelm die ersten acht Schiffe ab.
     Auf dem Werder hatte Raulé um 1678 das Gelände des ehemaligen Ballhauses gekauft und sich dort zwischen Alter Leipziger und Adlerstraße ein schlichtes Haus »nach holländischer Art« aufführen lassen, das unter dem Namen »Raulés Hof« eine markante Adresse der Stadttopographie wurde. 1680 ließ Raulé durch holländische Fachleute, darunter Schiffs- und Wasserbaumeister Michael Matthias Smids (1626–1692), in der nördlichen Dorotheenstadt, hinter der damaligen Dorotheenkirche und in der Gegend des heutigen Reichstagsufers, eine Schiffbauwerft (»Schiffsbauhof«) für den Bau aller Schiffstypen, darunter Kriegsschiffe, anlegen.3) Weitere Werften dieser Art entstanden in Königsberg, Pillau und Kolberg sowie in Havelberg.
     Raulé baute nicht nur Kriegs- und Handelsschiffe, sondern warb selbst Offiziere wie Mannschaften und übte die Gerichtsbarkeit aus, während der Kurfürst das »Commissionspatent« zur Führung der brandenburgischen Flagge vergab. So entstand eine brandenburgische Marine, die aus 16 hochseetüchtigen, schnellen Fregatten mit großem Aktionsradius, bestückt mit einigen hundert Kanonen, sowie 18 kleine-
ren Schiffen (Schaluppen) bestand. Anfangs operierten Raulés Schiffe in kurbrandenburgischer Mission in Küstengewässern der Ostsee, machten Jagd auf schwedische Handelsschiffe und beteiligten sich am Seekrieg gegen Schweden von 1675 bis 1679. Nach 1684 wurde der Kaperkrieg wegen rückständiger Subsidien gegen Spanien ausgedehnt. Aber diese kurfürstlich initiierten Seeräubereien verfehlten ihren Zweck – vom Kapern der spanischen »Carolus Secundus« vor Ostende abgesehen, die seit 1684 unter dem Namen »Markgraf von Brandenburg« Flaggschiff (!) der kurfürstlichen Flottille wurde. Sechs Prozent vom »Erlös« des Kapergeschäftes erhielt Friedrich Wilhelm. 1680 war in Pillau das Kurfürstliche Commerz- und Admiralitätskollegium gebildet worden, das auch Kammern in Berlin, Königsberg, Kolberg und seit 1883 in Emden unterhielt. Die Kammern hatten für den Unterhalt von Schiffen zu sorgen. Ihr Generaldirektor wurde Raulé. In Emden unterhielt der Kurfürst sogar eine Garnison.
     Aber der Große Kurfürst wußte sich auch der anderen Interessen des ebenso gewandten wie abenteuerlichen, vielseitig begabten und umstrittenen Geschäfts- und Lebemanns Raulé zu bedienen. Den Marinechef beschäftigten auch Projekte für eine Bank und ein neues Handwerker- Reglement, Vorschläge für einen Steuernachlaß auf die wichtigsten Grundnahrungsmittel und den Bau billiger Wohnungen für sozial Schwa-
SeitenanfangNächste Seite


   15   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteNächste Seite
che. Und ihn lockte zunehmend auch der Kolonialhandel. Im Auftrag von Kurfürst Friedrich Wilhelm (der »ein paar Affen, Papageien und Negersklaven« erwartete) und gegen den Einspruch der mächtigen niederländischen Westindischen Kompanie segelte Raulé 1680 mit zwei Schiffen und je zehn Soldaten zur westafrikanischen Goldküste (wobei die »Wappen von Brandenburg« schon auf der Hinfahrt von den Holländern gekapert wurde), knüpfte am Kap Tres Puntas (Kap der Drei Spitzen) in Guinea Beziehungen mit einigen Aschanti- Häuptlingen und schloß – nach holländischem Vorbild – einen Vertrag zum Bau eines Forts als Basis des Kolonialhandels mit den umliegenden Gebieten.
     Nachdem der Große Kurfürst am 17. Mai 1682 einen Schutzbrief für eine zu gründende afrikanische Handelsgesellschaft erlassen hatte, wurde die Brandenburgisch- Afrikanische Kompanie im November 1682 gegründet. Auf 30 Jahre erhielt sie den kurfürstlichen Freibrief, allein »unter der brandenburgischen Flagge an der afrikanischen Küste Handel zu treiben, ohne jedoch die Holländer zu stören«. Das bescheidene Kapital der Gesellschaft (50 000 Taler) brachte zu einem Teil Raulé und zum anderen Teil der kurfürstliche Hof auf. Nun konnte eine weitere Reise mit etwa 50 Soldaten finanziert und der Kolonialstützpunkt »Groß- Friedrichsburg« zum steinernen Fort mit Bastionen ausgebaut werden. Damit beteilig-
te sich Brandenburg mit Schiffen, die u. a. in Berlin gebaut wurden, am Handel mit Gummi, Straußenfedern, Gold, Elfenbein und – natürlich – auch Sklaven.
     Außer »Groß- Friedrichsburg« (1683) entstanden in Guinea die noch kleineren brandenburgischen Kolonialstützpunkte in Accala (1684) und Taccarary (1685), die jedoch 1687 von der Westindischen Kompanie erobert wurden. Einen weiteren Stützpunkt gab es auf der mauretanischen Insel Arguin. In einem Edikt vom 1. Januar 1686 hatte der Große Kurfürst den hohen Stellenwert der Seefahrt nochmals dekretiert: »Handlung und Seefahrt sind die fürnehmsten Säulen eines Staates, wodurch die Untertanen beides, zu Wasser als auch durch die Manufakturen zu Lande, ihre Nahrung und Unterhalt erlangen.«4)
     Jedoch gleich dem Kaperkrieg erwies sich auch der Kolonialhandel für Brandenburg als Mißerfolg. »Man wird rückblickend Friedrich Wilhelms überseeische Unternehmungen als ein Paradebeispiel unrealistischer barocker Projektemacherei einordnen müssen«, heißt es in einer Biographie über den Großen Kurfürsten.5) 34 Schiffe reichten nicht, als Seemacht ebenbürtig neben die Niederlande, Spanien, England und Schweden zu treten. Zwar wurde – unter Einbeziehung Berlins als »Seestadt« – die Entwicklung der brandenburgisch- preußischen Handelsschiffahrt forciert, die Ambitionen als Seemacht mußten allerdings begraben
SeitenanfangNächste Seite


   16   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteNächste Seite
werden, obwohl Friedrich III. (1657–1713, Kurfürst seit 1688), Sohn und Nachfolger des Großen Kurfürsten und seit 1701 als Friedrich I. erster König in Preußen, den maritimen Träumen seines Vaters und dessen Generaldirektors der Marine, Benjamin Raulé, noch eine Zeitlang nachhing. Raulé indes machte weiter von sich reden.6)
     Aber schon König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740, König seit 1713) schob die hochfliegenden Seemachtsträume seines Großvaters als »Chimere« (Chimäre) beiseite.
     1717 verkaufte er Groß- Friedrichsburg an die Niederländer. Etwa zweihundert Jahre später, im September 1898, blieb es den Weltmachtplänen Kaiser Wilhelms II. (1859–1941, Deutscher Kaiser 1888–1918) vorbehalten, von einer Zukunft Deutschlands »auf dem Wasser« zu phantasieren.
     War die »unrealistische barocke Projektmacherei« des Großen Kurfürsten auf Kriegsschiffe und überseeische Unternehmungen kapriziert, so war es bei seinem Sohn Friedrich III./I. die seinem Hang nach Prunk und Luxus entspringende Vorliebe für das Lustschiffwesen. Obwohl Friedrich schon vier englische Lustjachten und fünf prunkvoll ausgestattete Galeeren mit je 18 Ruderbänken besaß, gab er 1704 in Holland weitere Prachtschiffe in Auftrag. Nach seinen Vorstellungen wurden dort zwei Schiffe gebaut, die 1705 und 1707 nach mehrmonatigen Fahrten über Hamburg elb-, havel und spreeaufwärts nach Berlin gebracht wurden.
Vor allem die zweite Lustjacht »Friedrich«, deren Kosten sich auf enorme 100 000 Taler beliefen, erregte in Amsterdam wie in Berlin, als sie dort am 8. März 1708 einlief, großes Aufsehen. Sie war 82 Fuß lang und 23 Fuß breit, mit 22 bronzenen Geschützen armiert, mit Bordgerät aller Art und Kajüteneinrichtung reich ausgestattet und mit prächtigem Heck- und sonstigem Zierat geschmückt, wie es in der lateinischen Unterschrift eines zeitgenössischen Gemäldes von Michiel Maddersteg (1659–1709) heißt.7) Die »Friedrich« erhielt in einem neu angelegten Jachthafen am Lustgarten in Potsdam ihren Ankerplatz. Bei höfischen Festveranstaltungen galt sie als d i e Attraktion, so bei der Dreikönigszusammenkunft 1709, als der Preußenkönig insbesondere den Dänenkönig mit einer Extrabesichtigung des Schiffes zu beeindrucken suchte, oder 1712 beim Besuch des Zaren Peter der Große (1672–1725), als man mit der »Friedrich« von Berlin nach Charlottenburg segelte. Welche Rolle dieses Prunkschiff in seiner Zeit gespielt hat, geht – neben den bildlichen Darstellungen – auch aus der Verehrung hervor, die ihm die Dichtkunst zuteil werden ließ. Es wurde hymnisch mit dem Prachtschiff der Cleopatra verglichen, mit dem diese einst »auf Cydnus blauen Wellen /Zu dem Antonius als ihrem Bacchus, fuhr«8). Übrigens machte Friedrich Wilhelm I. die Jacht 1716 Zar Peter zum Geschenk, weil der »Soldatenkönig« auch damit nichts anzufangen wußte. Das Prunkschiff
SeitenanfangNächste Seite


   17   Probleme/Projekte/Prozesse Brandenburg-Preußens Seemachtgelüste  Vorige SeiteAnfang
traf 1719 in St. Petersburg ein, erhielt den Namen »Die Krone« und mußte 1741 einer »Grundreparatur« unterzogen werden. Im Gegenzug hatte der Preußenkönig etliche »Lange Kerls« erhalten ...
     An die Seemachtspläne jener Zeit erinnert indes in Berlin nichts mehr. König Friedrich Wilhelm I. hatte dem Schiffbau einen neuen Standort am rechten Spreeufer zwischen der Weidendammer Brücke und dem Unterbaum zugewiesen. An der dortigen Uferstraße, die seit 1738 den Namen »Schiffbauerdamm« führt, entstand ein neues Werftengebiet. Während dort 1802 noch 14 Meister und 88 Gesellen beschäftigt waren, ist heute auch von diesem einstigen Schiffbaugebiet nichts mehr geblieben – außer einem Namen.

Quellen und Anmerkungen:
1     Zit. nach Georg Küntzel/Martin Hass: Die politischen Testamente der Hohenzollern, Berlin 1911, I, S. 55
2     Subsidiengelder (lat. subsidium = Hilfe, Beistand, Schutz, Hilfsmittel) waren Brandenburg von einigen europäischen Mächten, darunter die Niederlande, Frankreich und Spanien, vertraglich für erbrachte Hilfeleistungen zugesichert worden
3     Nach dem Tode des Großen Kurfürsten wurde die Werft 1693 in die Bauhofgasse verlagert. Auf einem Teil des ehemaligen Werftgeländes in der Dorotheenstraße 21 (alter Zählung, später Nr. 27) ließ der Geheimrat und Staatsminister Ernst Bogislav von Kameke (auch Kamecke, 1674–1726) 1711/12 durch Andreas Schlüter (um 1660–1714)

ein Landhaus, ein »musikalisch beschwingtes Sommerschlößchen«, aufführen. Dieser letzte Schlüter- Bau in Berlin galt als architektonisches Kleinod im Vorkriegs- Berlin und hatte eine bewegte Geschichte.
4     Zit. nach Bruno Gloger: Friedrich Wilhelm. Kurfürst von Brandenburg. Biografie, 3. Auflage, Berlin (Ost) 1989, S. 329
5     Ernst Opgenoorth, Friedrich Wilhelm. Der Grosse Kurfürst von Brandenburg. Eine politische Biographie, zweiter Teil 1660–1688, Göttingen/ Frankfurt a. M./ Zürich 1978, S. 310
6     Unter Friedrich III. noch zum Oberintendanten der Finanzen avanciert, wurde Raulé 1698 wegen seiner zwielichtigen Geschäfte verhaftet. 1690 jedoch wieder rehabilitiert und entschädigt, ließ er sich 1695 in Rosenfelde (seit 1699 Friedrichsfelde) vermutlich von Johann Arnold Nering (1659–1695) ein Lusthaus bauen – Vorgängerbau des heutigen Schloßbaus im Tierpark. Bis 1702 erneut auf die Festung Spandau verbracht, ging er danach nach Emden und Hamburg. Seine Besitztümer fielen nach seinem Tode 1707 an den Kurstaat
7     Vgl. Ch. Voigt: Die Lustschiffe König Friedrichs I. (III.) von Preußen (1688–1713). In: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 50, Berlin 1917, S. 533
8     Zit. nach ebenda, S. 538

Bildquelle:
»Der Bär«, 1875
Technikmuseum Berlin

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de