Berlin im Jahr 1830
 
02. 02. Die Vossische Zeitung berichtet, daß es in der Stadt zu einer starken Zunahme der ärmeren Bevölkerung komme, und klagt über Mangel an geeignetem Wohnraum für diesen Personenkreis.
17. 02. Woldemar Ribbeck wird in Erfurt geboren. Ribbeck studierte u.a. Geschichte, promovierte 1852 in Berlin und legte 1853 das höhere Lehrerexamen ab. Ab 1864 war er als Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin tätig. 1866 wurde er Professor.
20. 02. Der Innenminister verleiht dem Geselligkeitsverein »Ressource zur Unterhaltung« die Rechte einer juristischen Person.
08. 03. Friedrich Heinrich Wernitz, der im Juli 1787 zum Geheimen Sekretär und Geheimen Archivar beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin ernannt worden und dort bis Dezember 1824 tätig war, stirbt in Berlin.
11. 03. Johann Georg Gern (der »alte« Gern), Bassist am Nationaltheater (Schauspielhaus, Mitte), stirbt in Berlin.
15. 03. Paul Heyse wird in Berlin als Sohn des Sprachforschers Karl Heyse geboren. Der Schriftsteller wurde 1910 als erster Deutscher mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt.
23. 03. Der Jurist und Theaterdichter Karl Alexander Herklots stirbt in Berlin. Er schrieb zahlreiche Prologe, Dramen und Lustspiele und übersetzte ca. 70 italienische und französische Singspiele für das Berliner Hoftheater.
26. 03. An der Spree wird der bisher höchste Wasserstand beobachtet. Die Abflußmenge betrug etwa 400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
31. 03. Otto Eduard Leopold von Bismarck, der am 1. April 1815 in Schönhausen (Altmark) geboren wurde, wird in der Dreifaltigkeitskirche konfirmiert.
10. 04. Das Projekt Karl Friedrich Schinkels für den Bau einer Kirche vor dem Rosenthaler Tor wird bestätigt. Anläßlich ihrer Einweihung im Juni 1835 erhielt sie den Namen St.-Elisabeth-Kirche.
12. 04. Friedrich Julius Kühns wird in Berlin geboren. Der Rechtsgelehrte war als Privatdozent an der Berliner Universität tätig und wurde zum außerordentlichen Professor befördert. In seinem Hauptwerk beschrieb er die Geschichte der Gerichtsverfassung.
13. 04. Im Berliner Rathaus wird vom Magistrat die erste Verteilung des »Gesinde-Belohnungs-Fonds« für langjährige und treue Dienstzeit (mindestens 22 Jahre) vorgenommen.
29. 04. Die Sängerin Betty Spitzeder debütiert am Königstädtischen Theater zu Berlin in der Oper »Cenerentola« von Gioacchino Antonio Rossini als Aschenbrödel.
01. 05. Der forstwirtschaftliche Unterricht, der seit 1821 an der Berliner Forstakademie erteilt wurde, wird an die neuerrichtete Forstlehranstalt nach Eberswalde-Neustadt verlegt.
01. 05. Die »Privilegierte Gesellschaft des Droschken-Fuhrwesens« informiert in einer öffentlichen Bekanntmachung über Einzelheiten ihres Fuhrbetriebs wie Fahrweise, Fahrzeiten, Fahrpreise, legt Verhaltensnormen für die Kutscher fest und nennt 16 Halteplätze.
01. 05. Alexander von Humboldt schreibt einen Brief an den Baumeister Karl Friedrich Schinkel, worin er diesen um einen Entwurf für die neue Berliner Sternwarte bittet. Den Auftrag hierzu hatte er von König Friedrich Wilhelm III. erhalten.
13. 05. Alexander von Humboldt hält einen Akademievortrag zum Thema »Die Gebirgsketten und Vulkane im Inneren von Asien« als Ergebnis seiner Reise nach Rußland und Sibirien.
03. 06. Der Minister der geistlichen Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten genehmigt den von Stadtrat August Carl Friedrich Hollmann aus eigenen Spendenmitteln angestrebten Ausbau des St.-Georgs-Hospitals.
04. 06. Hermann Roese wird in Glogau geboren. Roese besuchte von 1846 bis 1850 die Gärtnerlehranstalt, hielt Vorlesungen an der Berliner Universität und war u.a. als Fürstlicher Hofgärtner in Hamburg und Muskau tätig.
11. 06. Die Philologen Karl Lachmann und August Meinecke werden in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
14. 06. Der geographische Schriftsteller Christian Gottlieb Daniel Stein stirbt in Berlin. Der in Leipzig Promovierte kam 1794 an das Berlinisch- Köllnische Gymnasium, wo er 1812 Professor wurde. Vorübergehend redigierte er die Vossische Zeitung in Berlin.
23. 06. Der Tischlermeister F. Julius Grieneisen erhält die Genehmigung, in der Schützenstraße 53 eine »Furnierschneideanstalt« sowie ein Sargmagazin zu betreiben. Damit wurde das älteste Bestattungsunternehmen Berlins gegründet.
30. 06. Friedrich Christian Adolf von Motz, preußischer Finanzminister, Begründer des Deutschen Zollvereins, stirbt in Berlin.
11. 07. Julius Rütgers wird in Bernsberg geboren. Rütgers war Leiter der Berliner Holzimprägnierungsanstalt, die sich am Spandauer Schiffahrtskanal befand.
23. 07. Ferdinand Hessel wird in Berlin geboren. Hessel besuchte nach seiner Gärtnerlehrzeit von 1847 bis 1851 die Gärtnerlehranstalt in Schöneberg und Potsdam und war später Hofgärtner des Prinzen Georg von Preußen.
30. 07. Carl Frischen wird in Bremen geboren. Der Techniker war seit 1866 als Oberingenieur in der Telegraphenverwaltung des Norddeutschen Bundes in Berlin tätig und seit 1869 bei Siemens für die Einführung der Indo-Europäischen Telegraphenlinie zuständig.
03. 08. In Berlin wird das von Schinkel erbaute Königliche Museum (Mitte) eröffnet. Als 1855 ein von August Stüler geschaffener Erweiterungsbau eingeweiht wurde, erhielt letzterer den Namen »Neues Museum«, ersteres den Namen »Altes Museum«.
05. 08. Ludwig Klemens wird in Glatz (Schlesien) geboren. Klemens war ab Ostern 1869 als Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin tätig und vom 1. Oktober 1882 bis zu seinem Tod im Juli 1883 dessen Direktor.
10. 08. Der Ankauf eines zur Errichtung einer neuen Sternwarte bestimmten Bauplatzes wird genehmigt.
18. 08. Wilhelm Karl Johann Wedding wird als Sohn des Direktors der Staatsdruckerei Johann Wilhelm Wedding in Berlin geboren. Wedding war Maschinenbauer, Ingenieur und Fabrikbesitzer.
16. 09. Nach der willkürlichen Verhaftung von neun Schneidergesellen versammeln sich Hunderte von Menschen auf dem Cöllnischen Fischmarkt und fordern die Freilassung der Arretierten. Die Unruhen (Schneiderrevolution«) setzten sich über mehrere Tage fort.
21. 09. Der Baukondukteur und Ober-Hütteninspektor Johann Friedrich Wedding, der seine Schulbildung am Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster (Mitte) erhielt, stirbt in Kattowitz.
01. 10. In Berlin wird die Hundesteuer eingeführt. Der Erlös wurde zur Finanzierung von zwei Dritteln der Kosten für das Trottoir verwendet.
21. 11. König Friedrich Wilhelm III. bestätigt die neugegründete »Hufelandsche Stiftung zur Unterstützung nothleidender Ärzte«, deren Direktorium in Berlin, verbunden mit einer Witwenunterstützungskasse, Aktivitäten in der gesamten Monarchie steuern soll.
03. 12. Der Chemiker Eilhard Mitscherlich schlägt die Chemiker Friedrich Wöhler und Heinrich Rose sowie den Mineralogen Gustav Rose für die Aufnahme als ordentliche Mitglieder der Akademie der Wissenschaften vor.
16. 12. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel wird zum Direktor der Oberbaudeputation, der obersten preußischen Baubehörde, berufen.

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