Berlin im Jahr 1886
01. 01. Die Berlin-Anhaltinische Eisenbahngesellschaft und die Berlin-Lehrter Eisenbahngesellschaft werden verstaatlicht.
01. 01. Der Neujahrsmorgen wird nach alter Sitte durch eine Festmusik von der Galerie des Berliner Rathauses eingeleitet.
01. 01. Die Stadtfernsprecheinrichtung wird vom Haupttelegrafenamt abgetrennt und dem neugeschaffenen Amt in der Oranienburger Straße 70 zugeschaltet.
03. 01. Das Museum für Völkerkunde in der Königgrätzer Straße (Kreuzberg) zeigt sich erstmals im strahlenden Lichterglanz. Die Fenster waren mit Kerzenreihen beleuchtet. Für die Schätze des Museums hatte man alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
04. 01. Die 100. Wiederkehr des Todestages von Moses Mendelssohn wird in der neuen Synagoge in der Oranienburger Straße (Mitte) feierlich begangen.
04. 01. Anläßlich des Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelms I. wird eine Statue des Monarchen, geschaffen von Prof. Hundrieser, in der Aula der Technischen Hochschule in Charlottenburg aufgestellt.
04. 01. Zum hundertsten Todestag ist das Grab von Moses Mendelssohn auf dem Friedhof an der Oranienburger Straße (Mitte) reich geschmückt. Das Haus in der Spandauer Straße (Mitte), wo der Philosoph gewohnt hatte, zeigte jedoch keinerlei Schmuck.
04. 01. Franz Mendelssohn übergibt der Universität einhundertfünfzigtausend Mark. Von den Zinsen dieser Spende sollten jährliche Stipendien für Bedürftige ohne Unterschied der Konfession in Beträgen nicht unter einhundert Mark vergeben werden.
04. 01. Am Holsteiner Ufer, unweit der Lessingbrücke (Charlottenburg), sinkt ein mit Kaffee, Reis, Zucker und Tee befrachtetes Schiff.
06. 01. Auf dem Gelände der Stempelfabrik von Stachow wütet ein Großfeuer. Das Fabrikgebäude brannte vollständig aus.
06. 01. Professor Wilmanns wird als neuer Generaldirektor der Königlichen Bibliothek in sein Amt eingeführt.
08. 01. Oskar Alfred Niemczyk wird in Rybna (Kreis Tarnowitz) geboren. Der Ingenieur für Bergbauwissenschaften wurde 1931 auf den Lehrstuhl für Markscheidekunde an der Technischen Hochschule zu Berlin berufen.
09. 01. Die erste Probefahrt eines »seine motorische Kraft mit sich führenden elektrischen Wagens« findet in Berlin statt.
09. 01. Der Archivar Clauswitz hält im Verein für die Geschichte Berlins einen bemerkenswerten Vortrag: Spiritus und Eisenbahnen waren demnach seit dem Anbau der Kartoffel wesentlich für die Entwicklung Berlins zu einem Handelszentrum.
09. 01. Trotz grimmiger Kälte übernachtet ein Obdachloser unter einem Fliederstrauch auf dem Gelände der Charité. Er sollte nach Augenzeugenberichten bereits sechs Nächte dort verbracht haben.
09. 01. Der Dramatiker Ernst von Wildenbruch liest im akademisch-literarischen Verein sein neues Schauspiel »Das neue Gebot«. Unter den zahlreich versammelten Zuhörern befand sich auch der Literaturhistoriker und Kritiker Otto Brahm.
10. 01. Georg Zaag wird in Charlottenburg geboren. Zaag besuchte von 1909 bis 1911 die Höhere Gärtnerlehranstalt in Dahlem und war 1911/12 Assistent des Direktors dieser Anstalt. Später war er in Steglitz und Dresden tätig.
11. 01. Die neuen Hundesteuermarken für das Jahr 1886 werden ausgegeben. Im Unterschied zu den vorjährigen Marken wurden diesmal gelbe Messingschilde gewählt, deren Vorderseite einen auf einem Postament mit der Jahreszahl 1886 ruhenden Jagdhund zeigte.
12. 01. Die Budgetkommission des Reichstags gibt die Mittel zur Erweiterung der Reichsdruckerei frei. Aus den Mitteln sollte ein Grundstück in der Alten Jakobstraße (Kreuzberg) angekauft werden.
12. 01. Der dänische Schriftsteller Herman Bang wird von der Polizei aufgefordert, Berlin und den preußischen Staat binnen achtundvierzig Stunden zu verlassen.
12. 01. Die Redaktion der »Freisinnigen Zeitung« bringt in ihrer Beilage ein Flugblatt, das sich gegen das Branntweinmonopol wendet. Darin wurde ausgiebig und sehr polemisch »insbesondere die politische Verwerflichkeit« des Monopols erörtert.
14. 01. Kaiser Wilhelm I. hält seine Thronrede zur Eröffnung des Preußischen Landtages. Den Hauptteil der Rede verlas Otto von Bismarck. Der Kaiser selbst beschränkte seine persönlich verlesenen Worte auf Anfang und Schluß des Textes.
15. 01. Franz Wallner beendet seine Arbeit als Direktor am »Königstädtischen Theater«.
16. 01. Im Berliner Rathaus (Mitte) werden Schuldscheine im Wert von 2 739 610 Mark verbrannt. Es handelte sich dabei um eingelöste Stadtobligationen und Anleihescheine, deren Verbrennung »in feierlicher Weise« stattfand.
17. 01. In der Brückenstraße 5 a (Mitte) eröffnet die »Gesellschaft zur Begründung von Volks-Kaffeehäusern in Berlin« ihr erstes Volks-Kaffeehaus.
19. 01. In der Singakademie (Mitte) gastiert der weltberühmte Violinvirtuose Pablo de Sarasate. Er spielte Werke von Beethoven und Schubert.
21. 01. Der Historiker Theodor Mommsen hält aus Anlaß des Geburtstages von Friedrich dem Großen (24. Januar) in der Akademie der Wissenschaften die Festrede.
22. 01. Zu Lessings Geburtstag wird dessen Drama »Nathan der Weise« zum erstenmal im Deutschen Theater in Berlin aufgeführt. Johann August Förster spielte den Nathan, Oskar Höcker den Patriarchen und Josef Kainz den Tempelherrn.
23. 01. Nahezu 200 Droschkenschlitten werden vom Kommissariat für das öffentliche Fuhrwesen in Betrieb genommen.
23. 01. Im großen Saal des Dorotheenstädtischen Casinos in der Dorotheenstraße 57 (Mitte) tagt die außerordentliche Generalversammlung des Vereins der deutschen Spiritusfabrikanten. 150 Teilnehmer aus ganz Deutschland hatten sich zur Tagung eingefunden.
24. 01. Die Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde beschließt, daß die angestellten Rabbiner der Hauptgemeinde jederzeit jedem Leichenbegängnis im Ornat beiwohnen können.
24. 01. Aufgrund des vielen Schnees in Berlin herrscht eine riesige Nachfrage nach Schlitten. Bis zu 35 Mark wurden für einen Schlitten ausgegeben.
26. 01. Im Beiblatt der »Freisinnigen Zeitung« veröffentlicht ein Berliner Gastwirt eine originelle Annonce: »Kollegen! Es gilt unsere freie Existenz. Schafft die Zeitungen ab, welche für das Branntweinmonopol Artikel bringen.
26. 01. Am Haus Kochstraße 62 (Kreuzberg) wird eine Gedenktafel für Hans Joachim von Zieten angebracht. In diesem Haus war der preußische Reitergeneral am 27. Januar 1786 gestorben.
28. 01. Der Verein für die Geschichte Berlins feiert im Hotel Imperial sein traditionelles Stiftungsfest. Zwei alte Berliner Stücke wurden zum Fest aufgeführt, Schneiders »Kurmärker und Pikarde« und Louis Angelys »Fest der Handwerker«.
28. 01. Die vierte Strafkammer verurteilt den Arbeiter Robert Friedrich Wilhelm Manneck zu anderthalb Jahren Gefängnis. Als nebenberuflicher Zuhälter wurden ihm Bedrohung und »eine empörende Mißhandlung seiner Dame« zur Last gelegt.
01. 02. Der Fürst von Montenegro trifft am Abend in Berlin ein. Von Paris kommend besuchte er das Opernhaus und trat anschließend die Weiterreise nach St. Petersburg vom Bahnhof Friedrichstraße aus an.
03. 02. Ein neues städtisches Schulgebäude wird in der Bergmannstraße am Marheinekeplatz (Kreuzberg) feierlich eingeweiht.
08. 02. Um 7.00 Uhr morgens wird auf dem Hof des Zellengefängnisses Moabit der Mörder Schunicht durch den Scharfrichter Krauts hingerichtet.
09. 02. Die Berliner Mantelnäherinnen treffen sich, um über einen beabsichtigten Generalstreik zu beraten.
09. 02. Die drei größten Palmen des Botanischen Gartens werden ins Ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) gebracht. Dort konnten sie ungehindert in die Höhe wachsen.
12. 02. Wilhelm Ebert wird in Berlin geboren. Ebert war nach Studien der Naturwissenschaften und Landwirtschaft in den Jahren 1910/11 Praktikant und Hörer an der Höheren Gärtnerlehranstalt in Dahlem. Ab 1921 war er in der Landwirtschaftskammer Berlin tätig.
13. 02. Trotz Frost von -4°C werden auf dem Wochenmarkt am Gendarmenmarkt blühende Weidenkätzchen, sogenannte Palmen, verkauft.
13. 02. Der Reichstag in Berlin lehnt einen Antrag der Nationalliberalen und der Sozialdemokraten ab. Beide Parteien wollten mit ihrem Antrag die Verwendung von anderen Stoffen als Hopfen und Malz beim Bierbrauen unter Strafe stellen.
16. 02. Der Gauverein der Berliner Maler berät über die nächsten Schritte für die geplante Lohnbewegung im Sommer. Gefordert wurden die neunstündige tägliche Arbeitszeit, ein wöchentlicher Minimallohn von 24 Mark und der Fortfall der Sonntagsarbeit.
17. 02. Ernst Harrich wird in Berlin geboren. Harrich besuchte von 1907 bis 1909 die Höhere Gärtnerlehranstalt in Dahlem. 1915 legte er die Gartenmeisterprüfung ab und war seit 1922 Gartendirektor beim Bezirksamt Berlin-Treptow.
18. 02. Dem Kronprinzenpaar, Friedrich Wilhelm, später Kaiser Friedrich III., und Victoria, wird nachträglich zur silbernen Hochzeit ein kunstvoller Spielschrein mit Karten- und Brettspielen übergeben. Er galt als Triumph des Berliner Kunsthandwerks.
18. 02. Der Geologe Felix Wahnschaffe habilitiert sich an der Berliner Universität als Privatdozent für allgemeine Geologie und Bodenkunde mit der Arbeit »Über den Einfluß der Sedimentärsteine auf die Beschaffenheit des Bodens«.
18. 02. Auf einer öffentlichen Frauenversammlung mit mehr als eintausend Teilnehmern werden die rechtliche Unabhängigkeit der Frau vom Mann sowie die Beseitigung der Prostitution gefordert. Initiatorin der Versammlung war Frau Pötting.
19. 02. Das Komitee für Ferienkolonien beschließt, daß im nächsten Jahr einer größeren Anzahl von unbemittelten, kranken und schwächlichen Kindern der Gemeindeschulen die »Wohltat der Ferienkolonien« zuteil werden soll.
27. 02. Wegen Bierpantscherei stehen der Kaufmann Wilhelm Adolf Richter, der Kellermeister Elsner und der Geschäftsführer eines bekannten Bierverlagsgeschäfts, Carl Theodor Ziegler, vor der zweiten Strafkammer des Berliner Landgerichts.
27. 02. Hans Virchow, der Sohn des Chirurgen Prof. Rudolf Virchow, führt den im Viktoria-Lyzeum versammelten Mitgliedern der Anthropologischen Gesellschaft einen Schlangenmenschen vor.
28. 02. Die preußische Hofjagd im Grunewald wird durch starkes Schneetreiben behindert. Zur Strecke kamen 32 Schaufler, 182 Stück Damwild und ein Hase.
01. 03. Die Stadtverordnetenversammlung billigt die freiwillige Mitwirkung der Stadtgemeinde Berlin an dem sogenannten Lokoverkehr der Flußschiffahrt.
03. 03. Der Rechts-Ausschuß des Berliner Lehrervereins wird auf Veranlassung des damaligen Vereinsvorsitzenden Hermann Gallee gegründet. Seine fünf Mitglieder hatten die Aufgabe, erlassene Verfügungen und Verordnungen der Lehrerschaft zugänglich zu machen.
03. 03. Wegen unbefugter Führung des Adelsprädikats steht die unverehelichte Marie Gundlach vor dem Schöffengericht.
04. 03. Der Archäologe Heinrich Schliemann beendet die Aufstellungsarbeiten seiner Ausgrabungsfunde im Museum für Völkerkunde und wird von Kaiserin Augusta empfangen.
04. 03. Eine sechsköpfige Gruppe von afrikanischen »Erdmenschen« tritt im Concordia-Theater auf. Die Pygmäen gaben pantomimische Vorstellungen. So schilderte z.B. der Häuptling N'Con N'Qui seine Reise nach Europa.
04. 03. Auf der Berliner Oberspree herrscht starkes Treibeis.
04. 03. Das Warten einer großen Menschenmenge, die die Tribünen des Reichstages zur Eröffnung der Branntweinmonopoldebatte besetzen will, erweist sich als zwecklos. Schon am Vortage waren sämtliche Karten für die Tribüne vergeben worden.
05. 03. Der Matador der Berliner »Flatterfahrer« (auf den Raub von Wäsche auf Trockenböden spezialisierter Dieb) Max Eduard Pritschow wird durch die Vierte Strafkammer zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.
05. 03. Der Archäologe Heinrich Schliemann wird Bürger von Berlin. Er erwarb das Haus Potsdamer Straße 5 (Tiergarten) für 600 000 Mark.
07. 03. Der Arzt und Psychiater Heinrich Laehr erhält von der Regierung die Konzession zur Errichtung einer Abteilung für Nervenkranke in dem durch ihn gegründeten »Schweizerhof«, einer psychiatrischen Heilanstalt in Zehlendorf.
08. 03. Eine Kommission, die von den städtischen Behörden eingesetzt worden war, um Versuche und Untersuchungen zur Gewinnung von reinem Brunnenwasser vorzunehmen, legt ihren Bericht vor.
08. 03. Gesonderte Badeanstalten für Frauen und Kinder werden in einer dem Magistrat zugegangenen Petition beantragt.
12. 03. Die Berliner Singakademie führt »Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms auf.
14. 03. Das Warenhaus der Tuchfirma Jakob Landsberger am Hausvogteiplatz 6-7 wird eröffnet. Es beeindruckte durch Zentralheizung, elektrisches Licht, Fahrstühle und Telefone auf allen vier Etagen.
17. 03. Unter den Schülern der zweiten Vorschulklasse des Friedrichs-Gymnasiums herrschen sehr heftig die Masern. Das Gymnasium mußte deshalb für vier Wochen geschlossen werden.
17. 03. Das Preußische Abgeordnetenhaus beschließt mit 191 gegen 131 Stimmen die Anzahl der Lotterielose zu verdoppeln.
21. 03. Johann Daniel Gustav Riedel, Apotheker und Firmeninhaber der Chemischen Fabrik J. D. Riedel in der Gerichtsstraße (Wedding), stirbt in Berlin.
22. 03. Das zweite Berliner Kraftwerk nimmt in der Mauerstraße 80 am Geburtstag Kaiser Wilhelms I. den Betrieb auf. Es lieferte nur für die bis zum 1. Oktober 1885 von Siemens & Halske betriebene Beleuchtung der Leipziger Straße und den Kaiserhof den Strom.
23. 03. Im Ostend-Theater in der Großen Frankfurter Straße (Karl-Marx-Allee, Friedrichshain) wird das Erstlingsstück des Polizeileutnants Ulrich Aue »Ein alter Husar oder treu dem König« freundlich aufgenommen.
24. 03. Die Schriftstellerin Fanny Lewald feiert in voller geistiger und körperlicher Frische ihren 75. Geburtstag.
25. 03. Die Kommunalbehörden der Stadt Berlin beschließen, daß die 1882 angeordneten Versuche zur Gewinnung von reinem Brunnenwasser als beendet zu erachten sind und von der Fortsetzung derselben Abstand zu nehmen sei.
25. 03. Im alten Schützenhaus in der Linienstraße (Mitte) wird das gesamte Inventar versteigert. Für die Trödler Berlins war diese Auktion »ein wahres Opferfest«.
27. 03. Der wegen seiner scharfen Urteile gefürchtete Literaturhistoriker Heinrich Julian Aurel Schmidt stirbt in Berlin an einem Lungenschlag.
28. 03. Das Gesindehof-Hospital in der Koppenstraße (Friedrichshain) begeht sein 25jähriges Bestehen. Anläßlich der Feier erhielt jede Hospitalitin ein Geldgeschenk.
31. 03. Im St.-Gertrauden-Hospital befinden sich 144 Hospitaliten, die neben der Wohnung monatlich 18 Mark, ein jährliches Holzgeld von 36 Mark, bei Krankheit unentgeltliche ärztliche Behandlung und Medikamente erhalten.
01. 04. Die »Neue Berliner Omnibus- und Paketfahr-AG« eröffnet mit der Linie Alexanderplatz - Moabit den Omnibus-Fahrbetrieb.
01. 04. Der Berliner Geologe Felix Wahnschaffe besetzt eine Landesgeologenstelle bei der Geologischen Landesaufnahme.
01. 04. In Berlin gibt es 326 öffentliche und Privatschulen mit 190 474 Schülern, davon 97 309 Knaben und 93 165 Mädchen.
01. 04. Die Wiener Sängerin Pauline Lucca erhält für ihren Auftritt im Konzert in der Philharmonie ein Honorar von 5 000 Mark.
01. 04. Das Meteorologische Institut der Berliner Universität wird als selbständige Anstalt dem »Königlichen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten« unterstellt.
01. 04. Der Physiker Eugen Goldstein wird remunerativer Mitarbeiter an der Berliner Sternwarte. Erst 1888 wurde für die Sternwarte eine 3. Assistentenstelle genehmigt und die freie Mitarbeiterschaft Goldsteins wurde in eine festbesoldete umgewandelt.
02. 04. Letztmalig wird das rege Markttreiben auf dem Dönhoffplatz (an der Leipziger Straße, Mitte) von vielen Fotografen festgehalten. Nach Schließung des Wochenmarktes wurde der Platz in eine Parkanlage umgewandelt.
05. 04. Der Meteorologe Wilhelm von Bezold, seit 1885 Professor für Meteorologie an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
08. 04. Für den am 6. Dezember 1885 verstorbenen Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Straßmann wird in aller Stille ein Grabdenkmal enthüllt.
08. 04. Der Geograph und Ethnograph Ferdinand Heinrich Müller stirbt kurz vor Vollendung seines 81. Lebensjahres in Berlin. Müller war Privatdozent und außerordentlicher Professor an der Berliner Universität.
08. 04. Der frühere Postsekretär Albert Artope hält in den Gratweilschen Bierhallen einen Vortrag über »falsches und wahres Christentum«.
09. 04. Zum 50jährigen Bestehen des Dorotheenstädtischen Gymnasiums führen Schüler der Ober- und Unterprima William Shakespears »König Richard II.« in englischer Sprache auf.
10. 04. Johann Strauß trifft, aus Hamburg kommend, in Berlin ein.
10. 04. Im Deutschen Theater hat die Neuinszenierung der literarhistorischen Komödie »Das Urbild des Tartuffe« von Karl Gutzkow nur mäßigen Erfolg.
12. 04. Johann Strauß dirigiert im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater seinen »Zigeunerbaron«.
13. 04. In der Hasenheide (Neukölln) wird die »erste deutsche Reichskartoffelpuffer-Bäckerei« gerichtlich versteigert. Das »Welt-Etablissement« bestand allerdings nur aus einer Holzbude, einem Tisch, einem Stuhl und zwei Lampen.
15. 04. Der Klavierbauer und Hoffabrikant Wilhelm Biese feiert sein 50jähriges Berufsjubiläum.
19. 04. Beim Abriß des Gräbertschen Hauses am Weinbergsweg (Mitte) wird der Grundstein des alten Vorstädtischen Theaters der Mutter Gräbert freigelegt.
19. 04. Auf der Internationalen Kongo-Konferenz in Berlin wird die Kongo-Akte unterzeichnet.
19. 04. Der »Deutsche Kellnerbund Berlin« weiht sein Klubhaus in der Taubenstraße 44 (Mitte) ein.
24. 04. In den vier Markthallen Berlins findet am Abend in Gegenwart von Mitgliedern des Magistrats-Kollegiums und ihrer Angehörigen und des Kuratoriums der Markthallen die elektrische Beleuchtungsprobe statt.
30. 04. Die bronzene Reiterfigur Friedrich Wilhelms IV. von Alexander Calandrelli wird von der Gladenbeckschen Gießerei vor die Nationalgalerie transportiert.
30. 04. Die alte Patzenhofersche Brauerei und der Ausschank in der Papenstraße (Karl-Liebknecht-Straße, Mitte) werden geräumt. Damit verschwand ein weiteres altes Stück Berlin.
01. 05. Die Zentral-Markthalle am Alexanderplatz (Mitte) wird eröffnet. Sie bestand aus drei Stockwerken, das untere enthielt hauptsächlich Aufbewahrungsräume, die oberen beiden Etagen waren dem Einzelverkauf gewidmet und besaßen 1 586 Verkaufsstände.
01. 05. Der Tiermediziner Eugen Fröhner wird an die Tierärztliche Hochschule in Berlin berufen.
01. 05. Der Dramatiker und Epiker Albert Türcke stirbt in Bernburg. Türcke studierte in Berlin, Heidelberg und Leipzig die Rechte und gehörte in Berlin dem Literarischen Sonntags-Verein (Tunnel über der Spree) an.
02. 05. Gottfried Benn wird in Mansfeld (Prignitz) geboren. Der Mediziner führte in Berlin 1917-1935 und 1945-1953 eine Praxis als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Anerkennung erlangte er als eigenständiger Dichter des 20. Jahrhunderts.
02. 05. Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof findet die feierliche Enthüllung eines Denkmals für Eduard Fürstenberg, den »Vater der Taubstummen«, statt.
02. 05. Hermann Kletke, der langjährige frühere Chefredakteur der »Vossischen Zeitung«, stirbt in Berlin.
03. 05. In der Stadt werden vier Markthallen eröffnet, und zwar die Zentralmarkthalle in der Neuen Friedrichstraße (am Alexanderplatz, Mitte) sowie die Markthallen in der Lindenstraße, in der Zimmerstraße und in der Dorotheenstraße.
04. 05. In der Sommeroper im Krollschen Theater findet die Berliner Erstaufführung von Giuseppe Verdis »Der Troubadour« statt.
05. 05. In Mariendorf findet eine Eisauktion statt. 60 000 Zentner Roheis kamen im Rahmen einer Zwangsversteigerung unter den Hammer.
05. 05. Die erste Dampfstraßenbahnlinie Zoologischer Garten - Halensee (später bis Grunewald), erbaut durch die Kurfürstendamm- Gesellschaft und betrieben durch die Firma Davy, Donath & Co., nimmt den Betrieb auf.
06. 05. Heinrich Meyer wird in Wiesbaden geboren. Der Jurist und Wirtschaftswissenschaftler hielt seit 1920 Vorlesungen zum Steuerrecht an der Handels-Hochschule Berlin.
09. 05. Bei der »Erstürmung von Sewastopol«, dem effektvollen Schlußstück des Feuerwerks im Schweizergarten Greifswalder Straße 8 (Prenzlauer Berg), werden durch die vorzeitige Explosion eines Feuerwerkskörpers fünf Personen verletzt.
09. 05. Anläßlich der Großen Berliner Kunstausstellung gestaltet die Akademie der Künste einen Festumzug durch die Straßen Berlins nach Treptow zum Ausstellungsgelände.
10. 05. Ein Zahntechniker wird vom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte einer jungen Frau, die sich bei ihm die Zähne plombieren ließ, nach beendeter Arbeit einen Kuß gegeben.
12. 05. In Berlin tritt zu diesem relativ späten Termin noch einmal Nachtfrost auf.
15. 05. Die neue Charlottenbrücke in Spandau wird feierlich eingeweiht.
16. 05. Ein neuer Bierpalast, das »Wirtshaus Wahlstatt«, wird in der Belle-Alliance-Straße 89 (Kreuzberg) eröffnet.
17. 05. Der Schauspieler Ernst vom deutschen Landestheater in Prag beschließt sein Gastspiel am Deutschen Theater als Karl Moor in Friedrich Schillers »Die Räuber«. Allerdings wurde ihm nahezu einhellig von der Kritik und dem Publikum Unvermögen attestiert.
19. 05. Eine Ausstellung neuerer Erzeugnisse der Buchdruckerkunst wird im Oberlichtsaal des Berliner Rathauses eröffnet.
21. 05. Der Possendichter und Komiker Heinrich Wilken stirbt. Als Schauspieler fiel er durch derbe Komik auf. In seinen letzten Lebensjahren war er ausschließlich schriftstellerisch tätig.
22. 05. Im Ausstellungspavillon der Königlichen Akademie der Künste, Alt-Moabit (Tiergarten), wird die Jubiläums-Kunst-Ausstellung eröffnet. 100 Jahre zuvor hatte die erste Berliner Kunstausstellung stattgefunden.
22. 05. In der Königlichen Akademie der Künste in Alt-Moabit wird die Jubiläums-Kunst-Ausstellung eröffnet. Der Katalog enthielt etwa 200 Illustrationen in Faksimiledruck nach Photographien der ausgestellten Werke sowie nach Originalzeichnungen der Künstler.
23. 05. Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III., eröffnet die Jubiläumsausstellung der Königlichen Akademie der Künste im Landesausstellungsgebäude zu Berlin.
23. 05. Leopold von Ranke, Historiker und Ehrenbürger Berlins, stirbt in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Sophienkirchhof, Große Hamburger Straße (Mitte).
24. 05. Infolge eines heftigen Gewitters über der Stadt werden in der Meierei Bolle 12 000 Liter Milch sauer.
25. 05. Die Trauerfeier für den am 23. Mai in Berlin verstorbenen Historiker Leopold von Ranke findet im engsten Familienkreise statt. Das Arbeitszimmer des Verstorbenen war in eine Trauerkapelle umgewandelt worden.
25. 05. Die Trauerrede für Leopold von Ranke hält der Prediger Ranke, Sohn des Verstorbenen. Er hob die treue Hingabe Rankes an Eltern und Geschwister hervor und zitierte seinen Vater mit den Worten: »Ich habe noch eine ältere Familie, die Wissenschaft.
26. 05. Unter den Linden in der Großen Frankfurter Straße (Mitte) wird der Jahrmarkt eröffnet. Das Gros bildeten die Korbmacher, die Böttcher und die Stellmacher. Auch die üblichen Ramsch- und Restehändler fehlten nicht.
27. 05. Während eines heftigen Gewitters geht ein mit Rüdersdorfer Kalkstein beladener Kahn auf dem Müggelsee unter.
28. 05. Die Schloßbau-Kommission besichtigt den Ausbau des Schloßapothekenflügels. Auf Leitern stiegen die Gutachter bis in die Giebel hinauf und untersuchten sorgsam das Holz und das Mauerwerk.
29. 05. In der Jungfernheide findet eine Razzia der vereinigten Gendarmerien aller angrenzenden Bezirke statt. 22 Personen wurden aufgegriffen, die allesamt schon mit dem Strafgesetz in Berührung gekommen waren.
30. 05. Der »Verein für Hebung der öffentlichen Sittlichkeit« hält seine Hauptversammlung ab. Unter den Gästen war der Chef der Berliner Kriminalpolizei, Graf Pückler.
01. 06. Ein Denkmal für die in den »glorreichen Kriegen 1864, 1866 und 1870« Gefallenen des Garde-Füsilier-Regiments wird bei den Schießplätzen, unterhalb des Leutnantberges (Kolonie Rehberge, Wedding), eingeweiht. Die Gedenkrede hielt Oberst von Stülpnagel.
05. 06. Ein verheerendes Feuer wütet auf dem Kohlenplatz der Firma Leopold Falk in der Görlitzer Straße 18 (Kreuzberg). Von den zehn Millionen dort gelagerten Briketts verbrannte eine Million.
06. 06. In der Jubiläums-Kunstausstellung werden in den Abendstunden nahezu 20 000 Besucher gezählt.
07. 06. In der Zentralmarkthalle am Alexanderplatz werden erstmalig lebende Hummer, lebende Hühner sowie lebende Flußfische, unter ihnen drei Riesenwelse, angeboten.
08. 06. In ihren eisernen Pontons rücken die Gardepioniere zur Brückenschlagübung nach Hirschgarten hinter Köpenick ab.
10. 06. Auf dem Vorbau der Nationalgalerie findet die Enthüllung der Reiterstatue Friedrich Wilhelms IV. statt.
11. 06. Die Milchhändlerin Frau Meilbronn wird zu einer Geldstrafe von zehn Mark verurteilt. Sie hatte abgerahmte Milch als Vollmilch zum Verkauf gebracht.
12. 06. Der im Juni 1850 in Berlin geborene Wilhelm Erman, der seit 1. April 1879 als Kustos in der Königlichen Bibliothek tätig war, erhält den Titel eines Bibliothekars.
12. 06. Im Lichthof des Gewerbemuseums wird eine Ausstellung mit Aquarellen und Ölskizzen eröffnet. Die Maler Alexander Kips und Max Koch zeigten Arbeiten von ihren Studienreisen nach Pergamon.
14. 06. Der Personenverkehr auf der Berliner Stadt- und Ringbahn ist am zweiten Pfingstfeiertag der bisher stärkste seit dem Bestehen der Bahn. Es wurden an diesem Tag insgesamt 210 787 Fahrkarten verkauft.
16. 06. Die erste städtische Desinfektionsanstalt wird in der Reichenbergstraße 66 (Kreuzberg) von den städtischen Behörden und Vertretern der Polizei besichtigt.
18. 06. Das Haus Mühlendamm 12/13 (Mitte) wird meistbietend auf Abbruch verkauft. Es brachte 135 Mark.
19. 06. Sonst nicht gezeigte Räume des Stadtschlosses öffnen sich dem Verein für die Geschichte Berlins. Das betraf die gesamte Wohnung von Friedrich Wilhelm IV. und seiner Gemahlin Elisabeth.
19. 06. Der erste deutsche Keglerkongreß tagt in Berlin.
20. 06. Die exotische Karawane der Natal-Zulu tritt zum erstenmal im »Neuen Hofjäger« (Tiergarten) auf.
21. 06. In den Abendstunden werden zum wiederholten Male merkwürdige Lichterscheinungen über der Stadt beobachtet.
21. 06. Herbert Tucholski wird in Konitz (Westpreußen) geboren. Der Maler Graphiker und Professor wirkte bis zu seinem Tode im Jahre 1984 in Berlin. Seit 1949 präsentierte er seine Werke hauptsächlich in der DDR und Ost-Berlin.
27. 06. Im Zentral-Schützenhaus an der Tegeler Chaussee beginnt das IV. Königs- und Festschießen des Berliner Schützenbundes.
01. 07. Die Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft wird verstaatlicht.
01. 07. Das Einwohner-Meldeamt feiert das Jubiläum seines 50jährigen Bestehens.
01. 07. Der neue Packhof am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wird eröffnet.
01. 07. Der Physiker und Meteorologe Wilhelm von Bezold hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
02. 07. Die Insassen der Dalldorfer Irrenanstalt unternehmen mit ihren Wärtern eine Vergnügungsfahrt nach Waidmannslust.
02. 07. Das Wirtshaus »Zum großen Kurfürsten« an der Potsdamer Brücke (Kreuzberg) wird geschlossen.
03. 07. Auf dem Heumarkt wird gutes Heu mit 2,75 bis 3,00 Mark verkauft. Der Preis lag damit aufgrund der guten Ernte erheblich niedriger als sonst. In früheren Jahren wurden 4,00 bis 4,50 Mark gefordert.
03. 07. Der SPD-Politiker Paul Singer, einer der Führer der Berliner Arbeiterbewegung, muß aufgrund des »Sozialistengesetzes« Berlin verlassen.
05. 07. Die Teilnehmer am vierten deutschen Reichs-Raucher-Kongreß zeigen sich der Öffentlichkeit mit einem Festumzug, der sich vom Kupfergraben nach Weißensee bewegt.
06. 07. Der Chinaforscher Ferdinand Freiherr von Richthofen wird als ordentlicher Professor an die Berliner Universität berufen.
09. 07. Das Gesetz zum Bau des Oder-Spree-Kanals wird beschlossen. Es sollte eine leistungsfähige Wasserstraße geschaffen werden, auf der die Produkte des oberschlesischen Bergbaugebietes schneller nach Berlin transportiert werden konnten.
11. 07. Ein halbes Dutzend halbwüchsiger Burschen vernichtet mit Taschenmessern eine Anpflanzung junger Bäume im Treptower Park.
15. 07. Der Ballonschiffer Jodok Friedrich von Triebes, berühmt und berüchtigt wegen seiner aerostatischen Kapricen, landet nach achtstündigem Irrflug nachts im Dickicht des Tegeler Forstes. Er konnte erst nach schweren, sechsstündigen Arbeiten befreit werden.
15. 07. Eine kaufmännische Versammlung beschäftigt sich mit der Einführung des Versicherungszwangs für die Handlungsgehilfen in Berlin. Es wurde beschlossen, den Krankenversicherungszwang für Handlungsgehilfen im ganzen Reich einzuführen.
15. 07. Ein in der Rosenthaler Straße (Mitte) wohnhafter Handelsmann verzehrt im Markthallenrestaurant Ackerstraße 47 aufgrund einer Wette in kürzester Zeit zweieinviertel Pfund rohen Schinken. Danach verschlang er noch ein halbes Schock Eier.
17. 07. Aus Anlaß des 400jährigen Jubiläums der Weber- und Wirkerinnung wird ein großer Festzug veranstaltet.
17. 07. An der Weidendammer Brücke (Mitte) beginnen die Arbeiten zur Verlegung eines etwa 15 Zoll starken überirdischen Kabels über die Spree hinweg.
17. 07. Der akademisch-astronomische Verein, »der einzige seiner Art auf Erden«, begeht im Dorotheenstädtischen Casino sein fünftes Stiftungsfest.
19. 07. Eine zweite Anlage im Wasserwerk Tegel wird teilweise in Betrieb genommen.
21. 07. Zwei Ballons der Militär-Luftschifferabteilung entfernen sich in südlicher Richtung vom Tempelhofer Feld.
22. 07. Während eines heftigen Gewitters werden die Vermittlungsämter des örtlichen Telefonnetzes von starken Blitzen heimgesucht. Die Blitze züngelten an den Drähten entlang und dröhnten in den Batterien der Ämter wie schweres Geschützdonnern.
22. 07. Friedrich Bischoff, der ehemalige Küster an der St.-Pauls-Kirche, wird wegen Unterschlagung im Amte und fahrlässigen Meineides zu einer Gefängnisstrafe von vier Monaten und drei Wochen verurteilt.
22. 07. In Berlin geht ein heftiges Gewitter nieder. Mit 31,5 mm, das sind 31,5 Liter pro Quadratmeter, wurde die größte stündliche Niederschlagshöhe in der Innenstadt im Beobachtungszeitraum von 1848 bis 1887 gemessen.
23. 07. Walter Hans Schottky wird in Zürich geboren. Der Physiker war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Siemens & Halske AG in Berlin. Schottky führte grundlegende Arbeiten zur Elektronik und Halbleiterphysik durch.
23. 07. In den Mittagsstunden fährt ein mit 200 Zentnern Pulver beladener und mit vier Pferden bespannter Wagen durch die Ackerstraße (Mitte). Es fiel auf, daß »weder militärische noch polizeiliche Bedeckung dabei war«.
26. 07. Um 9.00 Uhr steigt »Barbara«, ein Ballon der Militär-Luftschifferabteilung, vom Übungsplatz auf dem Tempelhofer Feld mit einem Offizier und einem Unteroffizier auf. Der Ballon erreichte nach fast fünf Stunden Flugzeit den Mützelberger Forst bei Stettin.
28. 07. Das Café Schiller, neuestes Wiener Kaffeehaus am Gendarmenmarkt (Mitte), wird eröffnet.
29. 07. In der Sitzung der Berliner Akademie legt Hermann von Helmholtz eine Arbeit des Physikers Eugen Goldstein »Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode induzierter Entladungen« vor.
05. 08. Mit den Worten: »Wir sind Rixdorfer Bürger und brauchen nichts zu bezahlen« verlangen zwei Männer am Abend Eintritt in das Vergnügungsetablissement »Neue Welt« (Neukölln). Der Handelsmann und der Fuhrunternehmer mußten mit Gewalt entfernt werden.
05. 08. Wegen versuchten Einbruchs in das Ministerium des Innern wird der Bildhauer Hermann Besser zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.
05. 08. Auf der Schillingbrücke (Mitte) werden in den Abendstunden sechs Bogenlampen in Betrieb genommen.
06. 08. Der Germanist und Sprachwissenschaftler Wilhelm Scherer stirbt in Berlin. Er hatte mit 23 Jahren in Berlin die »Denkmäler deutscher Poesie und Prosa« herausgegeben. Seit 1877 war er Professor der neueren Literaturgeschichte an der Berliner Universität.
06. 08. In der Jubiläums-Kunstausstellung gibt es Feueralarm. Wie schon einmal zuvor handelte es sich aber nur um eine Störung in der Feuermelderlinie.
06. 08. Auf der Strecke Spittelmarkt - Molkenmarkt findet die erste Probefahrt der Pferde-Eisenbahn statt.
06. 08. Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater wird die Operette »Der Zigeunerbaron« von Johann Strauß (Sohn) zum 150. Male gegeben.
07. 08. Das gesamte weibliche Fabrikpersonal der Firma Isidor Casparius (Alte Leipziger Straße) erscheint vor dem Schöffengericht, um gegen den ehemaligen Werkführer Wilhelm Martin Zeugnis abzulegen.
07. 08. Auf dem Gelände des einstigen Schützenplatzes in der Linienstraße (Mitte) wird das erste Richtfest für ein neues Haus gefeiert.
07. 08. Die »Electra«, ein Ballon der Militärischen Luftschifferabteilung, steigt mittags 12.00 Uhr unter Führung des Leutnants Mödenbeck auf.
07. 08. Auf dem Terrain der Firma Kunheim in Niederschöneweide findet eine regelrechte Papageienjagd statt. Zehn Vögel waren einzufangen, die aus dem Zoologischen Garten ausgebrochen waren.
07. 08. Der ehemalige Werkführer Wilhelm Martin wird vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 50 Mark verurteilt. Ihm wurde in einem Fall Veruntreuung von Krankengeldern, die den Frauen der Firma Isidor Casparius zustanden, nachgewiesen.
07. 08. 74jährig verstirbt der Kommerzienrat Gustav Schöpplenberg. Schöpplenberg galt als »einer der hervorragendsten Tabakindustriellen Deutschlands«.
08. 08. Der Deutsche Schwimmverband wird in Berlin gegründet.
08. 08. Zwei Patienten entfliehen am Abend aus der Neuen Charité. Sie fertigten sich aus ihrem Bettzeug heimlich Stricke und ließen sich an diesen vom dritten Stockwerk aus herab.
10. 08. Vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts beginnen die Verhandlungen gegen den Kaufmann Simon Fischer. Dem früheren Direktor der Kunstgewerbehalle wurden Unterschlagung, Bankrott, Betrug und unbefugtes Spielen in auswärtigen Lotterien zur Last gelegt.
10. 08. Der Komponist und Dirigent Eduard August Grell stirbt 86jährig. Grell war von 1851 bis 1876 Direktor der Berliner Singakademie.
11. 08. Ein Fernsprechamt für Spandau mit 16 Teilnehmern wird in der Carl-Schurz-Straße in Betrieb genommen.
11. 08. Der Kaufmann Simon Fischer wird von der zweiten Strafkammer des Landgerichts des »einfachen Bankrotts und des Spielens in auswärtigen Lotterien« für schuldig befunden. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von vier Wochen und 30 Mark Geldstrafe verurteilt.
12. 08. Der »Wilmersdorf-Schmargendorfer Dampfstraßenbahn« wird die Konzession erteilt. Sie eröffnete am 18. Mai 1888 die Strecke Schmargendorf - Nollendorfplatz.
12. 08. Zwischen Gesundbrunnen (Wedding) und dem Kreuzberg (Kreuzberg) wird der direkte Pferde-Eisenbahn-Verkehr eingerichtet.
12. 08. Zwischen Schöneberg und Alexanderplatz wird der direkte Pferde-Eisenbahn-Verkehr eingerichtet.
15. 08. Auf der Charlottenburger Chaussee in Spandau findet eine »blutige Schlägerei zwischen Zivilisten und Soldaten« statt. Einer der Soldaten trug schwere Kopfwunden davon.
16. 08. Mit der Komödie »Was ihr wollt« von William Shakespeare wird das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) nach gründlichem Sommerputz wieder eröffnet.
17. 08. Nach Beendigung des Radfahrerkongresses verlassen viele Gäste wieder die Stadt. Die Radfahrer mußten ihre »Maschinen durch die schönen, asphaltierten Straßen nach den Bahnhöfen schieben«, was zu Unmut gegenüber den Berlinern führte.
19. 08. Die »Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität« (DEG) eröffnet in der Blockstation Friedrichstraße 85 (Mitte) Ausstellungs- und Vorführräume.
19. 08. Am Morgen zeigt sich, ungewöhnlich früh für diese Jahreszeit, der erste starke Nebel. Der Tag wurde trotz dieses »herbstlichen Symptoms« heiß und schön.
20. 08. Wegen Beleidigung von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses wird der Hausdiener Otto Lambrecht zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
20. 08. Die Münchner Augustinerbrauerei eröffnet einen neuen »Bierpalast« in der Potsdamer Straße 123 (Schöneberg).
22. 08. Die Personenbeförderung per Dampfschiff zwischen Charlottenburg, Spandau und Potsdam wird mit dem Dampfer »Messenthin« eröffnet.
22. 08. In einem Anfall von Irrsinn erschießt sich der Student Albert Lortzing, ein Enkel des Komponisten Albert Lortzing, im Wald bei Pankow.
23. 08. In der Charlottenburger Ausflugs- und Großgaststätte »Flora« tritt eine 25köpfige Gruppe von Sioux-Indianern auf.
23. 08. Heinrich Schliemann verläßt die Stadt in Richtung Ostende. Zuvor weilte er eine Woche in Berlin, um die dem königlichen Museum neu zugeführten Kunstschätze, Altertümer aus trojanischem Gebiet, zu ordnen.
24. 08. Ein Entwurf zur Umgestaltung des Mühlendammes sieht vor, die Spree vom Oberwasser der ehemaligen Damm-Mühlen ab bis zur Einmündung des Kupfergrabens schiffbar zu machen und den Hochwasserspiegel bis zur Einmündung in die Havel zu senken.
24. 08. Auf dem Tempelhofer Feld werden auf Veranlassung des Kriegsministeriums während eines Gewitters Beleuchtungsversuche mit elektrischem Licht angestellt.
25. 08. Johannes Stroux wird in Hagenau (Elsaß) geboren. Der Altphilologe war seit 1935 Professor für klassische Philologie an der Berliner Universität; ab 1946 war er Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften.
25. 08. In einem Gasthof in der Großen Hamburger Straße (Mitte) wird der 28jährige Ernest Schweidtler verhaftet. Er wurde seit Jahresfrist vom Landgericht Breslau steckbrieflich als »Kaufmann E. S.« gesucht.
26. 08. Die Anmeldungen zu Telephon-Anschlüssen nehmen so stark zu, daß Wartezeiten bis zu anderthalb Jahren entstehen. Die Tagespresse kommentierte: »Und noch vor einigen Jahren hielt man von der Sache nicht viel.
26. 08. Im Botanischen Garten öffnet die Victoria regia ihre dritte Blüte. Seit Tagen herrschte bereits großer Besucherandrang.
30. 08. Auf der Strecke Jannowitzbrücke - Schlesischer Bahnhof (Ostbahnhof) gibt es mittags einen Zusammenstoß. Durch eine falsch gestellte Weiche kam es zur Kollision zwischen dem Vorortzug Spandau - Berlin - Erkner und der Stadtbahn.
01. 09. Der »Plattdütsch Vereen Schurr Murr« verlegt sein Vereinslokal von der Markgrafenstraße 83 in die Oranienstraße 121 (Kreuzberg).
01. 09. Das Deutsche Theater eröffnet die neue Saison mit Karl Gutzkows Lustspiel »Zopf und Schwert«.
01. 09. Bei der Neuasphaltierung der Landsberger Straße sind fünf Afroamerikaner tätig. Die für die »Barber Asphalt Company« Arbeitenden erregten nicht nur durch ihre Hautfarbe, sondern vor allem durch die »Art und Weise ihrer Hantierungen« Aufmerksamkeit.
03. 09. Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater beginnen Konzertabende unter der Leitung des Komponisten Franz von Suppé.
04. 09. Eine Gartenbau-Ausstellung wird im Etablissement »Zum Sternecker« in Weißensee eröffnet.
05. 09. Die in der Charlottenburger Ausflugs- und Großgasstätte »Flora« gastierenden Sioux-Indianer führen ihren Besuchern erstmals den Skalptanz vor.
08. 09. Feldmarschall Helmuth Carl Bernhard Graf von Moltke besucht in der achten Abendstunde die Jubiläums-Kunstausstellung. Viele Ausstellungsbesucher zogen die Betrachtung des »großen Schweigers« gegenüber den meisten Bildern vor.
11. 09. Ludwig Loewe, der ab 1877 Reichtags- und Landtagsabgeordneter sowie Stadtverordneter war, stirbt in Berlin. Er gründete 1870 die Fa. Ludwig Loewe & Co. (Nähmaschinen) und wurde nach dem Aufkauf der Fa. Gebr. Mauser zum größten Waffenproduzenten Europas.
13. 09. Die Pferdebahnlinie Gesundbrunnen - Charlottenburg wird eröffnet.
14. 09. Die Trauerrede für den verstorbenen Reichstagsabgeordneten der Fortschrittspartei Ludwig Loewe hält in der Synagoge in der Oranienburger Straße (Mitte) der Rabbiner Maybaum. Der jüdische Industrielle war am 11. September verstorben.
14. 09. Trauergäste, die, vom Begräbnis des Fabrikanten Ludwig Loewe auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) kommend, unterwegs sind, werden im Garten der Brauerei am Pfefferberg von Antisemiten belästigt.
15. 09. Ein größeres Feuer zerstört in der Brauerei Königstadt, Schönhauser Allee 10/11, das Dachgeschoß der Malztenne, in welchem Stroh- und Rohrvorräte lagerten.
16. 09. Prof. Rudolf Virchow spricht zur Eröffnung einer wissenschaftlichen Ausstellung anläßlich der 59. Naturforscherversammlung. In 17 Abteilungen wurden neue Apparate, Instrumente und Präparate vorgestellt. In einem Lesezimmer lagen u.a. Zeitschriften aus.
16. 09. Die Schauspielerin Julie Schamberg, früher am deutschen Landestheater in Prag, tritt als Orsina in Gotthold Ephraim Lessings »Emilia Galotti« mit »nicht sonderlich gutem Erfolge« auf.
18. 09. Das »Teltower Kreisblatt« veröffentlicht einen Bericht über die Natureisgewinnung im Norddeutschen Eiswerk in Rummelsburg, wo täglich etwa 150 Transportwagen mit 6 000 Zentnern Eis für die Versorgung Berlins beladen werden.
18. 09. Das Festdiner aus Anlaß der 59. Versammlung deutscher Naturforscher findet im Central-Hotel in der Friedrichstraße (Mitte) statt. Für die Gedecke wurden 200 Ochsenzungen, 700 Enten, 2 000 Pfund Filet, 1 000 Hummer und 1 000 Pfund Rheinlachs verbraucht.
18. 09. In der Zentralmarkthalle schleppen alle Besucher Käse in großen Mengen nach Hause. Ein Makler hatte einen großen Posten Käse versteigert. Fünf Stück großer eckiger Käse gingen für 25 bis 30 Pfennig weg.
18. 09. In Berlin beginnt die 59. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Ihre damaligen Geschäftsführer waren der Mediziner Rudolf Virchow und der Chemiker August Wilhelm Hofmann.
18. 09. Werner Siemens hält in der ersten Allgemeinen Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte den Vortrag »Das naturwissenschaftliche Zeitalter«.
19. 09. Am Abend spielen die Mitglieder des Opernhauses Unter den Linden (Mitte) für die Teilnehmer der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte. Es saßen nur Männer im Parkett und in den Logen.
19. 09. Der Berliner Yachtklub veranstaltet zu Ehren der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte auf dem Müggelsee eine große allgemeine Segelregatta.
19. 09. Anläßlich der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte beginnt im Lichthof des Berliner Kunstgewerbemuseums eine Austellung von Tierstudien japanischer Künstler aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
21. 09. Drei jugendliche Taugenichtse werden festgenommen. Es waren dies der zehnjährige Otto Pfennig, dessen etwas älterer Bruder Wilhelm und der elfjährige Georg Lot, die allesamt seit Wochen die Gegend von Rixdorf (Neukölln) unsicher gemacht hatten.
21. 09. Das Märkische Provinzialmuseum (Märkisches Museum) ist in seinen Sammlungen bei der Nummer 50 965 angelangt. Davon entfielen 3 633 Museumsstücke auf die natur- und 47 632 Museumsstücke auf die kulturgeschichtliche Abteilung.
22. 09. Auf der zweiten Allgemeinen Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte im Circus Renz, Markthallenstraße (Am Zirkus, Mitte) spricht Ferdinand Cohn (Breslau) über Lebensfragen und moderne Naturwissenschaft.
22. 09. Auf der zweiten allgemeinen Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte spricht Georg Schweinfurth (Kairo) über Europas Aufgaben und Aussichten im tropischen Afrika.
22. 09. Zu Ehren der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin findet im Park der Kunst-Jubiläumsausstellung in Alt-Moabit (Tiergarten) eine Gartenparty der Stadt Berlin statt.
23. 09. Im Wintergarten des Central-Hotels findet für die Teilnehmer der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte ein Ball statt.
23. 09. Am Werderschen Markt wird mit dem Abbruch der »Alten Münze« begonnen.
24. 09. Die dritten Allgemeine Sitzung der 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte findet im Circus Renz in der Markthallenstraße (Am Zirkus, Mitte) statt. Am Ende der Veranstaltung erklärte Rudolf Virchow die 59. Versammlung für geschlossen.
25. 09. In der Glockengießerei Gustav Collier in Zehlendorf werden vier Kirchenglocken gegossen. Zur Herstellung der Glocken wurden 85 Zentner Kupfer und Zinn verarbeitet. Drei der Glocken kamen nach Jeetzel in der Altmark.
27. 09. Die naturwissenschaftliche Ausstellung schließt ihre Pforten. Sie zählte mehr als 10 000 Besucher.
27. 09. Der Buchhändler Franz Grunert stirbt.
29. 09. William Shakespeares »Wintermärchen« wird im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt erstmalig für Berlin aufgeführt.
30. 09. Botho von Hülsen, Intendant der Königlichen Schauspiele, stirbt.
30. 09. Zur Feier des 50jährigen Bestehens des Luisenstädtischen Realgymnasiums findet im Hörsaal des Hauses ein Festakt statt.
01. 10. In Fürstenwalde/Spree wird ein Hauptbüro für den Bau des Oder-Spree-Kanals, der den Wasserweg von Schlesien nach Berlin vereinfacht, eingerichtet. Ein entsprechendes Gesetz war am 9. Juli erlassen worden. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1887.
04. 10. In einer öffentlichen Versammlung des deutschen Vegetariervereins äußert Paul Förster: Das apostolische Glaubensbekenntnis des Vegetarismus ist das Verbot des Fleischgenusses. Förster, ein Vertreter der gemäßigten Richtung, sah Fleischnahrung als Luxus.
05. 10. Auf den Kohlfeldern hinter Rixdorf erregen Riesenkohlköpfe die Bewunderung vieler Leute.
09. 10. Zum erstenmal erscheinen am Abend im Residenztheater in der Blumenstraße (Mitte) illustrierte Theaterzettel, ein Novum für Berlin.
10. 10. Graf Bolko von Hochberg zu Rohnstock wird zum einstweiligen Intendanten der Königlichen Schauspiele berufen.
11. 10. In der unteren Etage der Gemeindedoppelschule in der Prenzlauer Allee 227/228 wird die II. Städtische höhere Bürgerschule, die spätere Heckerrealschule, gegründet. Sie war die erste höhere Lehranstalt auf dem Gebiet des späteren Prenzlauer Berg.
12. 10. Der Landschaftsmaler Albert Bombach, Mitglied des Vereins Berliner Künstler, stirbt.
15. 10. Im Architektenhaus (Wilhelmstraße 92) wird eine japanische Kunstausstellung mit vorwiegend kunstgewerblichen Handelsartikeln eröffnet. Baurat Wilhelm Böckmann, der u.a. in Tokio das Japanische Parlament gebaut hatte, hatte die Gegenstände mitgebracht.
15. 10. Der obdachlose Maler Hermann Grothe verbringt die Nacht auf einem Neubau in der Möckernstraße 63 (Kreuzberg). Als er das Notquartier am nächsten Morgen verlassen wollte, stürzte er mit der Leiter in die Tiefe.
19. 10. Die Sekte der »Heiligen der letzten Tage« hält auf dem mit Brettern überdeckten Bassin des Kaiser-Wilhelm-Bades eine religiöse Versammlung ab. Der Prediger Wagner prophezeite, unter Hinweis auf Cholera und Erdbeben, das bevorstehende »Ende der Welt«.
21. 10. Karl Heinrich Althaus, Professor der Philosophie und seit 1837 Dozent an der Universität, stirbt 81jährig.
22. 10. Der Chemiker Max Reimann, Herausgeber der »Färber-Zeitung«, stirbt in Berlin.
23. 10. Das Telegraphennetz in Berlin umfaßt 351,8 km Telegraphenlinien mit 2 428,5 km Telegraphenleitungen.
25. 10. Der Anatom und Anthropologe Hans Virchow, Sohn des Chirurgen Prof. Rudolf Virchow, übernimmt sein neues Amt als Lehrer der Anatomie an der Königlichen Hochschule für die bildenden Künste.
26. 10. Die erste der vier Sandsteinfiguren, die um die Schloßkapelle aufgestellt werden sollen, wird nach dem Schloßhof transportiert.
27. 10. Bei Durchsuchung der Wohnung des Dr. Lesenberg stößt die Polizei auf einen leidenschaftlichen Bücher- und Manuskripten-Marder. Lesenberg, der sich mit literarischen Arbeiten beschäftigte, stahl auch Kupferstiche und Blätter aus antiquarischen Werken.
27. 10. Die Reichsdruckerei in der Oranienstraße (Kreuzberg) beschäftigt statistischen Angaben zufolge 95 Künstler und ständige Werkleute sowie 770 Arbeiter, Arbeiterinnen, Lehrlinge und Burschen.
28. 10. Aldo Martini, ein italienischer Taschenspieler, zeigt sich erstmals im Theatersaal des Panoptikums (Friedrichstaße, Mitte) einem geladenen Publikum.
28. 10. Unter den Pferden eines großen Fuhrunternehmens am Wedding bricht am Abend die Rotzkrankheit aus. Die vier von der Krankheit befallenen Pferde wurden noch in der Nacht unter polizeilicher Eskorte zur fiskalischen Abdeckerei überführt.
28. 10. Der Hausdiener Lindemann in der Brulkowschen Destillation, Wrangelstraße 59 (Kreuzberg), erleidet lebensgefährliche Brandwunden. Er bediente sich beim Umfüllen von Spiritus offenen brennenden Lichts im Lagerkeller, wobei sich die Dämpfe entzündeten.
29. 10. Der Steinsetzer Paul Bobey, als Messerstecher aus dem Schlesischen Busch (Kreuzberg) bekannt, wird von der Strafkammer des Landgerichts II zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
29. 10. Fritz Bartholomae wird geboren. Der Ruderer der Berliner Ruder-Gesellschaft errang bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 mit dem deutschen Achter die Bronzemedaille. In dieser Bootsklasse war er Deutscher Meister 1910 und 1912.
31. 10. Das Denkmal für den vor zwei Jahren verstorbenen Turnwart Friedrich Wilhelm Ballot wird feierlich enthüllt.
01. 11. Die komplette Villen-Einrichtung des Amtsvorstehers von Stralau wird versteigert. Möbel aus 13 Zimmern, eine Waffensammlung, Bibliothek, drei Plüschgarnituren, drei Ruderboote und naturwissenschaftliche Raritäten wurden in Stralau »lebhaft besprochen«.
01. 11. Die Vossische Zeitung veröffentlicht erstmals in ihrer Abendausgabe eine Bodenwetterkarte aus dem nordatlantisch-europäischen Bereich vom selben Tag, die eine Analyse des Luftdruckfeldes und die Temperaturangaben enthält.
01. 11. In der Reichenberger Straße 66 (Kreuzberg) wird die erste Desinfektionsanstalt Berlins eröffnet.
03. 11. Vor den Schranken der 95. Abteilung des Schöffengerichts erscheint der 73 Jahre alte Tischler August Janisch. Er trat als Doppelgänger des Fürsten Bismarck auf und wurde angeklagt, im angetrunkenen Zustand von Kollegen »Zuwendungen« erbettelt zu haben.
03. 11. Im Verein der Berliner Weißbierwirte findet eine lehrreiche Debatte über den Konkurrenzkampf der Gastwirte statt. Fünf bekannte Etablissements stritten mit Gerichten und Delikatessen um die Wahl des Lokals, in dem das Stiftungsfest stattfinden sollte.
04. 11. Eines der Lose, die der Kaiser, Wilhelm I., bei der Ausstellungslotterie erwarb, ist »mit einem hübschen Gewinn herausgekommen«. Die Allgemeine Kunstausstellung fand erstmals im Landesausstellungspark am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) statt.
06. 11. Prinz Wilhelm von Preußen meldet sich beim Kaiser Wilhelm I. wieder gesund und übernimmt das Kommando seines Potsdamer Regiments. Beim letzten Ohrenleiden des Prinzen hatte es sich lediglich um eine »leichte, absolut ungefährliche Entzündung gehandelt«.
06. 11. Das neue Innungshaus der Berliner Schuhmacher-Innung wird feierlich eingeweiht. Es wurde anstelle des alten, vor 130 Jahren errichteten Innungshauses in der Fischerstraße 25 (Mitte) erbaut. Die Renaissancefassade machte einen »stattlichen Eindruck«.
08. 11. Die Herbstausstellung der Gurlittschen Kunsthandlung wird eröffnet. Sie zeigte 92 Gemälde und 14 Bildhauerarbeiten. Auch Arnold Böcklins »Froschkönig« wurde gezeigt, eine bemalte Büste, die »ihrer Sonderbarkeit wegen zum Streitobjekt der Besucher« wurde.
08. 11. Die Grundsteinlegung zum neuen Polizeipräsidialgebäude am Alexanderplatz (Mitte) findet am »Nachmittag 4.00 Uhr in aller Stille statt«.
09. 11. Im Architektenhaus (Wilhelmstraße 92, Mitte) behandelt Regierungsbaumeister Poltrock die Frage: »Soll und kann auf dem Potsdamer Platz der bekannte und von den Architekten Kallmann und Heyden entworfene Obelisk aufgestellt werden?
12. 11. Wegen betrügerischer Benachteiligung ihrer Kellner steht die Besitzerin des »Lindencafés«, Amalie Hitze, vor der 1. Strafkammer des Landesgerichts I. Frau Hitze sollte, wie die Zahlkellner behaupteten, mit den Zahlmarken manipuliert haben.
13. 11. Der Buchhändler Andreas Grauenhorst wird wegen Fälschung von 13 Sparkassenbüchern der Stadt Berlin zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
15. 11. In den kleinen Gartenanlagen am Stadtschloß blühen die schönsten Monatsrosen zu Dutzenden.
16. 11. Der Freisinnigen Zeitung zufolge sind die Gesamtausgaben für das Armenwesen auf 8 108 611 Mark angewachsen, wovon 7 038 402 Mark durch Kommunalzuschuß gedeckt werden. Laufende Unterstützung im Monat erhielten 15 998 Erwachsene und 7 355 Kinder.
16. 11. Die Omnibusse der Paketfahrgesellschaft für die neue Linie »Prenzlauer Straße (Karl-Liebknecht-Straße, Mitte) - Großbeerenstraße (Kreuzberg)« fahren erstmals durch die Stadt. Die jeweilige Richtung war mit weißen Buchstaben auf grünem Feld angegeben.
19. 11. Paul von Janko führt im »Hotel de Russie« ein neues Klavier vor. An einem gewöhnlichen Flügel befand sich eine neue Klaviatur, deren Tasten in sechs Reihen terrassenförmig übereinander angeordnet waren.
20. 11. Im Berliner Aquarium findet eine Vorführung des leuchtenden Meerwassers statt. Gewöhnlichem Wasser wurden Bakterien zugesetzt, die sich bei einer Temperatur von 20 bis 30°C schnell und massenhaft fortpflanzten, wodurch das Wasser wie feurige Flut aussah.
22. 11. Im Königlichen Klinikum in der Ziegelstraße (Mitte) wird auf Anregung des Chirurgen Ernst Gustav Benjamin von Bergmann die »Freie Vereinigung der Berliner Chirurgen« gegründet.
25. 11. Weil der Reichstag in Berlin in seiner Sitzung nicht beschlußfähig ist, muß die Präsidentenwahl auf den nächsten Tag verschoben werden. Es fehlten zwei Abgeordnete an der beschlußfähigen Zahl von 199.
26. 11. Heinrich Runge, Nationalökonom und Altertumsforscher, stirbt in Berlin. Während seiner Tätigkeit als Berliner Stadtverordneter und Kämmerer legte er Wert darauf, die notwendigen Anforderungen an die Bürgerschaft zu begründen und so Einsicht zu erreichen.
26. 11. In der Nacht kommt es in der Leipziger Straße (Mitte) zu blutigen Schlägereien »zwischen Dirnen und ihren Beschützern«.
27. 11. Ein Patentgesuch besonderer Art wird dem Patentamt vorgelegt. Es versprach die »Verbrennung der Leichen im oder am Himmel, indem die Leichen durch Luftballons gehoben und in den Lüften durch Elektrizität verbrannt werden sollen«.
01. 12. Ein Riesenhecht mit dem respektablen Gewicht von 51,5 Pfund, 158 cm Länge und 58 cm Umfang, wird im Engelbecken (Mitte) von den Fischern Gebrüder Dannhans gefangen.
01. 12. Bei der Preußischen Eisenbahn werden getrennte Raucherabteile eingeführt.
01. 12. Die erste Volksküche in Charlottenburg, in der Berliner Straße 58, vom Vaterländischen Frauenverein eingerichtet, wird eröffnet.
02. 12. Der Zimmermeister Bernthäuser erscheint mit einem mächtigen und übel riechenden Dorsch auf der Wache des 52. Polizeireviers. Er lärmte und tobte mit dem Fisch, bis ein herbeigeholter Arzt den Gemütskranken in die Charité überführte.
03. 12. Das Polizeipräsidium erteilt die Genehmigung »zur einmaligen Aufführung des eigenartigen Dramas 'Gespenster' von Henrik Ibsen«. Die Aufführung sollte in Form einer Wohltätigkeitsmatinee im Residenztheater in der Blumenstraße 9 (Mitte) stattfinden.
03. 12. Im Liepmannschen Geschäftslokal in der Charlottenstraße (Mitte) findet eine Autographenversteigerung statt. Die höchsten Preise erzielten Handschriften von Richard Wagner. Sein Aufsatz über Giacomo Meyerbeers »Hugenotten« brachte 640 Mark.
03. 12. Die Gemeindevertretung von Lichtenberg bewilligt in einer geheimen Sitzung, dem Maurermeister Oscar Peucker 3 000 Mark Vergütung zukommen zu lassen. Er hatte erste Zeichnungen und Pläne für einen neuen Rathausbau angefertigt.
03. 12. Eine sozialistische Wählerversammlung, die am Abend in »Sanssouci«, Kottbusser Straße 4 a (Kreuzberg) angesetzt war, wird aufgrund des Sozialistengesetzes verboten.
04. 12. Georg Meyer, ein Berliner Genremaler, nach seiner Vaterstadt Meyer von Bremen genannt, stirbt 74jährig. Er war ein Schüler Gottfried Schadows und gehörte der Düsseldorfer Malerschule an. 1853 übersiedelte er nach Berlin, wo er seitdem lebte.
05. 12. Hinter einem Zaun am Görlitzer Ufer (Kreuzberg) wird ein etwa 30jähriger Mann erfroren aufgefunden.
06. 12. In den Schmuckanlagen des Lustgartens (Mitte) sind noch zwei blühende weiße Rosen zu sehen. Auch im Vorgarten des Hauses Winterfeldstraße 18/19 (Charlottenburg) blühten noch rote Rosen.
07. 12. Die Fernsprechverbindung von Berlin nach Hannover wird eröffnet.
08. 12. Der Hotel-Portier Meyer erwirbt für 400 000 Mark das Union-Hotel in der Jägerstraße (Mitte). Meyer hatte bereits früher in der Friedrichstraße ein Pariser Café gegründet. Außerdem besaß er noch andere Häuser in der Stadt.
08. 12. Über Berlin weht ein orkanartiger Sturm. Er richtete in den Forsten, besonders im Grunewald, beträchtlichen Schaden an. Einige Männer, die das Unwetter auf freier Chaussee bei Spandau überrascht hatte, »mußten an die nächsten Bäume flüchten«.
08. 12. Der Postassistent Theodor Alfred Nitschmann muß sich vor dem Schwurgericht des Landgerichts I verantworten. Er hatte einen Brief im Wert von 380 Mark unterschlagen. Als Grund gab er seine kärgliche Besoldung an.
09. 12. Die letzte der vier Sandsteinfiguren, die für die Front der Schloßkapelle vorgesehen sind, wird am Vormittag aufgestellt.
09. 12. Nach ungefähren Berechnungen von Fachleuten verleihen in Berlin zehn größere und vierzig kleinere Leihbibliotheken im Monat 300 000 Bände. Bei 1,4 Millionen Berlinern kamen »auf je einen Kopf drei der Leihbibliothek entliehene Bücher«.
11. 12. Für den 14jährigen Lehrling Heinrich Müller spricht die VI. Strafkammer des Landgerichts I eine Strafe von neun Monaten Gefängnis aus. Er hatte mit einem gefälschten Scheck bei der Deutschen Bank 2 013 Mark abgehoben.
14. 12. Rudolf Virchow stellt anthropologische Untersuchungen und Messungen an den zur Zeit im Eden-Theater gastierenden Eingeborenen der Insel Santa Cruz an. Virchows Messungen erstreckten sich auf genaue Feststellung des Gesichtswinkels und der Extremitäten.
15. 12. Um ein Unterkommen zu finden, zertrümmert am Abend der obdachlose Arbeiter Friedrich Mahn die Fensterscheiben einer Villa in der Bendlerstraße (Stauffenbergstraße, Tiergarten). Nach geschehener Tat ließ er sich »ruhig festnehmen«.
16. 12. Der Dichter Robert Linderer, Herausgeber der »Neuen Schaubühne«, stirbt in Berlin. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee begraben. Linderer hatte neben beliebten Operettentexten amüsante Beiträge geschrieben.
17. 12. Eine Wohltätigkeitsvorstellung im Zirkus Renz erbringt einen Betrag von 1 500 Mark. Das Geld wurde dem Magistrat »für die Armen Berlins« überwiesen.
17. 12. Eine »Kostüm-Kneipe« vereinigt die Studierenden der Kunstakademie zu einer fröhlichen Weihnachtsfeier. Auch Adolph Menzel und Anton von Werner nahmen an der Feier teil.
18. 12. Der Neubau des Museums für Völkerkunde, Prinz-Albrecht-Straße (Niederkirchnerstraße)/Ecke Königgrätzer Straße (Stresemannstraße) wird vom Kultusminister Gustav von Gossler im Beisein des Kronprinzenpaares eröffnet.
18. 12. Kaiser Wilhelm I., als Theaternarr bekannt, wohnt an diesem Tag der Vorstellung im Opernhaus Unter den Linden und danach noch der im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) bei.
19. 12. Der Berliner Zigarrenhändler Jacques Raphaeli annonciert: »Marke 9. Neu! Patrioten-Cigarre. Jedem echten Patrioten und Krieger lacht das Herz im Leibe, wenn er die Verpackung sieht.
19. 12. Am »goldenen Sonntag«, dem letzten Sonntag vor Weihnachten, herrscht in der Leipziger Straße und in der Friedrichstraße ungewöhnliches »Menschengewühl. In der Passage sah man buchstäblich nur eine sich langsam fortbewegende, schwarze Masse.
20. 12. Um ihren großen Vorrat an Weihnachtsbäumen loszuwerden, verkaufen Großhändler am Arkonaplatz (Mitte) Christbäume schon für zehn und 15 Pfennig.
21. 12. Auf fast allen Berliner Bahnhöfen kommt es zu Zugverspätungen. Teils war der starke Schneefall Ursache der Verspätungen, noch mehr aber verzögerte der große Postverkehr vor den Feiertagen den Verkehr.
21. 12. Der Berliner Hartwig Bernhöft erhält ein Patent für einen »Beinkleidauszieher für beleibte Herren«.
22. 12. Das Polizeipräsidium gibt Ratschläge »beim Herannahen des Jahresschlusses«. Die Polizeibeamten wurden angewiesen, gegen Personen »energisch einzuschreiten«, die der »Sylvester-Unsitte« frönen, mit Revolvern und Gewehren aus Fenstern zu schießen.
22. 12. Das neue Adreßbuch für 1887 erscheint. Es hatte einen Umfang von 2 337 Seiten, 81 mehr als im Vorjahr. Angegeben wurden u.a. 6 000 Schneider, 5 000 Schuhmacher, 3 000 Restaurateure, 3 000 Schankwirte und Destillateure.
23. 12. Viele Berliner bringen, einem alten Brauch folgend, geschmückte Christbäume auf die Gräber der Kinder.
25. 12. Der italienische Zauberkünstler Aldo Martini fügt seinem reichhaltigen Repertoire eine neue Effektnummer hinzu, indem er die originelle Antispiritistin Carlotta Lotarka auftreten läßt.
26. 12. Ein Elefant, der mit der Bahn von Hamburg über München nach Mailand gebracht werden soll, passiert Berlin.
28. 12. Fritz Schröter wird in Berlin geboren. Der Physiker bestimmte die Entwicklung der elektronischen Fernsehtechnik - u.a. durch die Weiterentwicklung der Braunschen Röhre und das Zeilensprungverfahren - entscheidend mit.
31. 12. Die »Freisinnige Zeitung« zitiert die »Beamtenzeitung: »Die Pensionen werden nicht wie die Gehälter schon am 31. Dezember, sondern erst am 3. Januar ausgezahlt. - Das ist eine durch nichts gerechtfertigte Härte.

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