Berlin am 31. Januar
 
1391 Berlin erwirbt von dem Berliner Schulzen Thilo von Brügge die höhere und niedere Gerichtsbarkeit. Damit lag die gesamte Gerichtsbarkeit bei Berlin.
   
1714 Die »Instruction vor die Thor-Schreiber« in den Residenzstädten wird bekanntgegeben.
1735 Friedrich Wilhelm I. ordnet an, daß 2 000 Bücher über Astronomie, Mathematik, Physik und Medizin, die für die Königliche Bibliothek, die spätere Staatsbibliothek zu Berlin, bestimmt waren, der Sozietät der Wissenschaften übergeben werden sollen.
1741 Der Regierende Fürst von Anhalt-Dessau (Generalfeldmarschall Leopold Fürst von Anhalt-Dessau, der »Alte Dessauer«) trifft in Berlin ein.
1760 Der Mathematiker Leonhard Euler weist in einem Brief an Joseph-Louis Comte de Lagrange im Zusammenhang mit seinen mathematischen Betrachtungen zur Hydrodynamik erstmalig auf die sogenannten Massenvariablen (heute als Lagrange- Variablen bekannt) hin.
1765 König Friedrich II. läßt bekanntgeben, daß sich in Berlin unwiderruflich für 30 Jahre eine »Assekuranz-Cammer« (Versicherung) niederlassen darf.
1769 Allen Regierungen und Justizkollegien wird bekanntgegeben, daß Inserate in den Zeitungen der Berliner Verleger Voß und Haude, die als »herrschaftliche Sache« kostenlos veröffentlicht werden, von den zuständigen Sekretären als solche auszuweisen sind.
1820 Die am 19. Januar vereidigte Haupt-Verwaltung der Staatsschulden gibt den Beginn ihrer Amtsführung im Seehandlungsgebäude Jägerstraße 21/Ecke Markgrafenstraße gegenüber dem Gendarmenmarkt (Mitte) bekannt.
1824 Adolf Kobligk wird in Frankfurt (Oder) geboren. Der Apotheker war Inhaber der Apotheke »Zum Schwan« in Berlin und Mitglied des Berliner Apothekervereins.
1825 Heinrich Fintelmann wird in Tiergartenmühle bei Berlin geboren. Der spätere Königliche Garteninspektor, der seine Gärtnerlehre u.a. auf der Pfaueninsel und am Neuen Palais absolvierte, besuchte von 1843 bis 1845 die Königliche Gärtnerlehranstalt.
1841 Friedrich Wilhelm IV. erteilt durch Kabinettsorder an Prof. Lichtenstein seine grundsätzliche Zustimmung zur Errichtung eines zoologischen Gartens. Lichtenstein verfaßte 1840 die Denkschrift »Gedanken über die Errichtung zoologischer Gärten bei Berlin«.
1843 Eine Zensurinstruktion der preußischen Regierung legt fest, welche Angelegenheiten nicht in der Presse behandelt werden dürfen.
1859 Die Statuten der »Witwen- und Waisen-Pensions-Casse der franz.-reformierten Prediger« in Berlin werden bestätigt.
1872 In einer Berliner Tageszeitung erscheint zum erstenmal ein Schering-Kurs. Er lautete »110 bz. G.« und bezog sich auf einen Nennwert von 100 Talern. Die Schering Aktiengesellschaft war im Oktober 1871 gegründet worden.
1880 Der Bau der »Städtischen Irren- und Idiotenanstalt zu Dalldorf« (Wittenau) mit einer Irrenabteilung und einer Irrensiechenanstalt für jeweils 500 Patienten wird abgenommen. Der Bau kostete vier Millionen Mark.
1885 Heinrich Quiring wird in Hüllen bei Gelsenkirchen geboren. Der Geologe und Paläontologe war seit 1920 Mitarbeiter der Geologischen Landesanstalt in Berlin.
1885 Wilhelm Bartholomae wird geboren. Der Ruderer der Berliner Ruder-Gesellschaft errang bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 mit dem deutschen Achter die Goldmedaille. In dieser Bootsklasse war er Deutscher Meister 1910 und 1912.
1898 Die Deutsche Sportbehörde für Leichtathletik wird in Berlin gegründet.
1900 In der Chemikerzeitung erscheint ein Artikel von Emil Hermann Bose, in dem ein Plan über die Einrichtung einer Chemischen Reichsanstalt in Berlin dargelegt wurde.
1905 Berlin erlebt im Deutschen Theater in der Schumannstraße mit der Premiere von »Ein Sommernachtstraum« die erste große Shakespeare- Inszenierung Max Reinhardts.
1906 Der Kongreß der Tabakarbeiter aller Branchen der Tabakindustrie in Berlin spricht sich entschieden gegen die geplante Einführung der Tabaksteuer aus.
1911 Der Ko-Vorsitzende der SPD, Paul Singer, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Lichtenberg).
1918 Nach dem Beginn des großen »Rüstungsstreiks« im Januar wird am Abend der verschärfte Belagerungszustand über Berlin verhängt. Die Schwartzkopff-Werke in Wedding wurden mit sieben anderen Berliner Großbetrieben unter militärische Leitung gestellt.
1918 Der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst Gustav von Kessel, läßt auf dem Platz vor dem Berliner Schloß den verschärften Belagerungszustand und die Einsetzung von außerordentlichen Kriegsgerichten verkünden.
1920 In der Berliner Damenkonfektion streiken die Schneiderinnen und Schneider sowie die Zuarbeiterinnen.
1922 Der Film »Fridericus Rex - ein Königsschicksal« über Friedrich II. mit Otto Gebühr und Albert Steinrück in den Hauptrollen wird im Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt. Damit begann eine Serie von Filmen zur preußischen Geschichte als »Gegenbild zum Alltag«.
1923 Im Berliner Sportpalast wird während der Boxkämpfe für die »bedrängten Landsleute am Rhein und im Ruhrgebiet« gespendet. Bekannte Radrennfahrer, Boxer und Leichtathleten agierten als Spendensammler. Rund 16,5 Millionen Mark wurden gesammelt.
1925 Im Kraftwerk Luisenstraße 33 (Mitte), das hauptsächlich für den Straßenbahnbetrieb Strom erzeugte, wird die letzte Kolbenmaschine (Baujahr 1898) stillgelegt. Das Kraftwerk wurde zum Umformwerk umgebaut.
1926 Helmut Eichmeyer wird in Clausthal geboren. Der Bergbauingenieur war seit 1969 Ordinarius und Inhaber des Lehrstuhls I für Bergbaukunde an der Technischen Universität Berlin.
1927 Die Bewag schließt mit der »Märkisches Elektricitätswerk Aktiengesellschaft« (MEW) einen Vertrag über den Ankauf von Geschäftsanteilen an der Städtisches und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b.H. Die Bewag erwarb die Hälfte (1 Millionen Mark) der Anteile.
1934 Der neue katholische Bischof von Berlin, Dr. Nikolaus Bares, wird von Hermann Göring zur Entgegennahme des im Reichskonkordat festgelegten Treueeides empfangen.
1934 Der Chemiker Otto Hahn informiert die Berliner Universität, daß er mit Ablauf des Wintersemesters aus dem Lehrkörper ausscheiden wird.
1935 Der S-Bahnhof Humboldthain wird eröffnet.
1935 Im Verlag Gustav Grosser, Berlin, erscheint die 2., völlig umgearbeitete Auflage von »Berlin einst und jetzt«. Das Buch wurde vom Direktor der Ratsbibliothek Berlin Dr. Arendt und Dr. Paul Torge bearbeitet.
1936 In Berlin findet eine Tagung der Reichsfachschaft Film zum farbigen Spielfilm statt. Dabei wurde gefordert, daß die Industrie vor diesem neuen Schritt der Kinematographie nicht so unvorbereitet stehen dürfe wie vor sechs Jahren vor dem Tonfilm.
1936 Im Capitol am Zoo (Charlottenburg) hat der Film »Anna Karenina« von Clarence Brown mit Greta Garbo und Fredric March deutsche Erstaufführung. Obwohl der Film in seiner Originalfassung gezeigt wurde, war der Andrang außergewöhnlich groß.
1936 Der Film »Verlieb Dich nicht am Bodensee« des Regisseurs Carl Heinz Wolff, in dem Kammersänger Helge Roswaenge seine erste Tonfilmrolle spielt, wird im Ufa-Theater am Kurfürstendamm (Charlottenburg) uraufgeführt.
1944 Das Haus der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin in der Wilhelmstraße 23 wird durch Bomben zerstört. Auch Teile der Bibliothek und der Kartensammlung wurden dabei vernichtet.
1945 Birgit Radochla wird in Döbern geboren. Die Turnerin gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 die Silbermedaille im Pferdsprung. Sie war 1995 Vize-Europameisterin im Bodenturnen.
1946 Der Magistrat verabschiedet die nach längeren Debatten formulierten Durchführungsbestimmungen für den Religionsunterricht an den Berliner Schulen.
1946 Am Sitz der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Karlshorst findet eine Konferenz führender Vertreter von Wissenschaft und Kunst aus Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone statt.
1947 Robert Hensel (SED) wird im Bezirksamt Wedding Bezirksrat für Finanzen. Damit akzeptierten die Sozialdemokraten trotz erheblicher Vorwürfe ihren ehemaligen Kreisvorsitzenden.
1948 Der Gründungsantrag des »Deutschen Demokratischen Clubs« wird von der Alliierten Kommandantur ebenso abgelehnt wie der Antrag auf Konstituierung eines Vorbereitenden Komitees der »Fraktionslosen Partei Deutschlands«.
1950 Dr. Heinrich Vockel wird mit Wirkung vom 1. Februar zum Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland in Berlin ernannt.
1951 In einer Halle am Funkturm (Charlottenburg) erreichen die deutschen Boxamateure in ihrem ersten Nachkriegsländerkampf gegen die österreichische Boxnationalstaffel ein Unentschieden (10:10).
1952 Der Magistrat beschließt, die volkseigene Grundstücksverwaltung »Heimstätte Berlin« aufzulösen und statt dessen eine »Vereinigung volkseigener Grundstücksverwaltungen Groß- Berlin« als Organ des Magistrats zu errichten.
1953 Die Pfaueninsel sowie die Ortsteile Nikolskoe und Moorlake (Zehlendorf) werden auf Veranlassung der DDR-Behörden ohne vorherige Benachrichtigung von der Stromversorgung aus Potsdam abgeschaltet.
1954 Aus Anlaß des 70. Geburtstages von Bundespräsident Prof. Theodor Heuss findet in der Städtischen Oper (Ch'burg) eine Feierstunde der Berliner Universitäten und Hochschulen statt. Die Festrede hielt der Rektor der Freien Universität, Prof. Ernst Hirsch.
1960 Die »Berliner Zeitung« erscheint erstmals mit einer 16seitigen Sonntagsausgabe. Die Ostberliner Zeitung erschien vom 1. Februar an nunmehr täglich.
1962 Die neu eingerichtete Bibliothek des Instituts für Gärungsgewerbe und Biotechnologie (Wedding) erhält den Namen »Lorberg-Bibliothek« (nach dem Leiter der Versuchs- und Lehranstalt für Spiritusfabrikation).
1963 Nachdem West-Berlin durch den Mauerbau vom Märkischen Museum getrennt wurde, wird an diesem Tage der »Verein der Freunde und Förderer des Berlin-Museums« unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Edwin Redslob gegründet.
1963 700 Westberliner Zollbeamte, die im Außendienst längs der Zonen- und Sektorengrenze eingesetzt sind, erhalten das amerikanische Schnellfeuergewehr M2 als Bewaffnung.
1967 Der frühere Bischof von Berlin und Brandenburg sowie Ehrenbürger der Stadt, D. Dr. Otto Dibelius, stirbt im 87. Lebensjahr. Die Trauerfeier fand in der Matthäus-Kirche in Steglitz statt. Beigesetzt wurde er auf dem Parkfriedhof in Lichterfelde.
1971 Der seit 1952 unterbrochene Telefonverkehr zwischen West- und Ost-Berlin bzw. der DDR wird wiederaufgenommen. Zunächst wurden zehn Leitungen eingerichtet. Die Zahl der Leitungen erhöhte sich bis zum Juli auf 30.
1974 Infolge des wärmsten Januars seit 30 Jahren in Berlin zeigen sich an den Rosensträuchern bereits erste grüne Blätter; Krokusse und Tulpen beginnen zu treiben.
1976 Im Aspen-Institut Berlin findet eine Tagung über die Dürre-Katastrophe in der Sahel-Zone statt.
1978 In Ost-Berlin finden bis zum 5. Februar erstmalig »Moskauer Tage« statt.
1985 Der DEFA-Spielfilm »Die Frau und der Fremde« nach einer Novelle von Leonhard Frank wird im Filmtheater »International« uraufgeführt.
1985 Vorlagen zur Anfertigung der an die Postamente der Marx-Engels-Brücke (Schloßbrücke, Mitte) gehörenden Medaillons werden von Westberliner Seite an die DDR übergeben.
1992 Die am 6. April 1950 in Leninallee umbenannte Landsberger Allee und Landsberger Straße erhält den Namen Landsberger Allee. In Verbindung damit wurde auch der S-Bahnhof Leninallee in Landsberger Allee rückbenannt.
1992 Der Staatsschauspieler Martin Held, von 1951 bis 1991 Ensemblemitglied der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, stirbt in Berlin im Alter von 83 Jahren.
1993 Der Potsdamer Kulturwissenschaftler Lothar Bisky wird auf dem Bundesparteitag der PDS im Haus am Köllnischen Park (Mitte) als Nachfolger von Gregor Gysi, der sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, zum neuen Vorsitzenden der Partei gewählt.
1996 Die Humboldt-Universität (HU) begeht das 50. Jubiläum ihrer Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg am 29. Januar 1946. Die Festrede hielt Professor Ernst Benda, der 1946 zum Erstsemester der Juristischen Fakultät gehörte.
1996 Über den Häusern Friedenstraße 94/95 (Friedrichshain) wird der Richtkranz aufgezogen. 40 Sozialwohnungen entstanden dort, die im Sommer bezogen werden sollten. Als Anfangsmiete waren sieben Mark (netto, kalt) pro Quadratmeter vorgesehen.
1996 Einer der ältesten Bäume im Bezirk Hellersdorf wird am Morgen überraschend gefällt. Die rund 200 Jahre alte Eiche in Kaulsdorf behinderte Bauarbeiten auf einem Privatgrundstück. Politiker und Umweltschützer hatten vergeblich versucht, den Baum zu retten.
1997 Der »Aktionspolitologe« Dieter Kunzelmann wird zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Er hatte im Gerichtssaal ein Ei auf dem Kopf des Regierenden Bürgermeisters zerschlagen. Bereits vor einem Jahr hatte er ein Ei auf Diepgens Wagen geworfen.
1997 Die Hamburgische Landesbank stundet dem Berliner Senat das abgelaufene Wuhlepark-Darlehen um weitere drei Monate. Der Dortmunder Bauunternehmer Albrecht hatte das Grundstück mit 12 Mill. Mark Kredit belastet, jedoch nicht in das Parkprojekt investiert.
1998 Hertha BSC gewinnt gegen den VfL Wolfsburg im Olympiastadion (Charlottenburg) 1:0. Ein großer Teil der 40 000 Besucher nutzte erstmals den wiedereröffneten S-Bahnhof Olympiastadion für die An- und Abfahrt.
1998 Nach dem Kälteeinbruch erleben die Berliner Kaufhäuser und Textilläden einen Riesenansturm auf warme Sachen, die im Winterschlußverkauf angeboten werden.
1998 Fünf Personen werden bei einer Explosion im Haus Monumentenstraße 4 (Schöneberg) verletzt. Die Ursache war der unsachgemäße Umgang mit Propangasflaschen.
2000 Das Sturmtief »Liane« überquert mit Böen mit bis zu 100 Stundenkilometern Berlin. Auf der S-Bahn-Linie 1 stürzte ein Baum auf die Gleise, der einen Zug behinderte. Die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon, die Zugführerin wurde leicht verletzt.
2001 Im Andachtsraum des Reichstagsgebäude (Tiergarten) wird bis zum 1. März auf Initiative der katholischen Frauenseelsorge ein Rollstein aufgestellt. Symbolisch sollte er zur Auseinandersetzug mit der Rolle der Frau in Gesellschaft und Kirche beitragen.

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