Berlin am 6. September
    
1616 Kurfürst Johann Sigismund erläßt ein »Edikt von Wirtshäusern und Torschluß, auch Nachtwache wegen der Mordbrenner« für die beiden Städte Berlin und Cölln und fordert den Rat beider Städte auf, eine Feuer-Ordnung zu verfassen.
1668 Die durch den Baumeister Michael Matthias Schmidt neu gebaute »Bötzowische Schneidemühle« wird abgenommen.
1679 Der Jurist Johann Magirus wird auf Empfehlung des Oberpräsidenten Otto Freiherr von Schwerin als Geheimer Archivar im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin angestellt.
1732 Johan Carl Wilcke wird in Wismar geboren. Der Wissenschaftler wirkte u.a. bis 1759 in Berlin auf den Gebieten Elektrizitätslehre, Magnetismus und Wärmelehre.
1742 In der Akademie der Wissenschaften findet eine wissenschaftliche Sitzung der mathematischen Klasse statt. Sie wurde von Leonhard Euler geleitet, der seit 1741 in Berlin lebte und arbeitete.
1750 Der nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und Friedrich II. durch Johann Boumann d. Ä. am Lustgarten (Mitte) im barocken Stil errichtete Neubau des Berliner Doms wird in Anwesenheit des Königs eingeweiht.
1757 August Friedrich Ernst Langbein wird in Radeberg bei Dresden geboren. Der Schriftsteller nahm im Jahre 1800 in Berlin seinen Wohnsitz. 1820 übernahm er die Stelle eines »Censors im Fach der Schönen Wissenschaften«.
1770 Theodor Heinsius wird in Berlin geboren. Der Grammatiker, Lehrer und Lexikograph war von 1801 bis 1847 Deutsch-Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster. Er verfaßte eine Reihe von Grammatik- und Wörterbüchern.
1776 Der Architekt Johann Boumann, der seit 1732 in preußischen Diensten stand und seit 1748 Königlicher Oberbaudirektor in Berlin war, stirbt in Berlin.
1813 In der Schlacht bei Dennewitz wird der zum neuen Angriff auf Berlin ansetzenden napoleonischen Armee eine empfindliche Niederlage beigebracht. Der Bedrohung Berlins durch Napoleon wurde damit ein Ende gesetzt.
1829 Luise Schulz (verheiratete Luise Northmann) wird in Potsdam geboren. Die Blindgeborene gehörte zu den Berliner Originalen und wurde als Harfenjule bekannt.
1834 Der Wegbereiter der Pestalozzischen Gedanken in Berlin, Johann Ernst Plamann, wird auf dem Kirchhof vor dem Hallischen Tor in Berlin bestattet. Plamann war am 3. September in Berlin gestorben.
1843 Dem preußischen General Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell wird die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Borstell hatte entscheidenden Anteil an den Siegen über die napoleonische Armee in den Schlachten von Großbeeren und Dennewitz.
1853 Durch eine Zirkularverfügung des Ministeriums für geistliche Angelegenheiten wird eine neue Prüfungsordnung für Kreistierärzte an der Tierarzneischule in Kraft gesetzt.
1891 In der »Neuen Welt« (Neukölln) führen erstmalig für Berlin die Tierbändiger Batty und Prince reguläre Ringkämpfe mit ihren Riesenbären aus.
1891 In der Burgstraße (Mitte) wird mit dem »Feenpalast« ein neues Riesenetablissement, ein sogenanntes Spezialitäten-Theater, eröffnet.
1898 Der Chefkonstrukteur der deutschen Kriegsflotte, Alfred Dietrich, stirbt in der Villenkolonie Grunewald.
1902 Der Chemiker Johann Carl Friedrich Stahlschmidt, der von 1860 bis 1870 an der Gewerbeakademie in Berlin Vorlesungen über das Entwerfen chemischer Anlagen hielt, stirbt in Aachen.
1903 Der Chemiker Martin Rütgers stirbt in Berlin. Rütgers war Leiter der Berliner Holzimprägnierungsanstalt. 1860 legte Rütgers eine eigene Teerdestillation in Erkner bei Berlin an.
1904 Der Schwimmer Georg Zacharias aus Berlin gewinnt bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 die Bronzemedaille über 110 Yards Rücken.
1904 Der Schwimmer Emil A. Rausch aus Berlin gewinnt bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 die Goldmedaille über eine Meile Freistil und die Bronzemedaille über 220 Yards Freistil.
1904 Der Schwimmer Walter Brack aus Berlin gewinnt bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 die Goldmedaille über 100 Yards Rücken.
1905 2 000 Fleischer aus ganz Deutschland fordern auf einer Veranstaltung in Berlin die Öffnung der Grenzen für den Import von Schlachtvieh zur Behebung des Fleischmangels.
1909 150 Eisenbahnpioniere beginnen mit dem Roden von 500 Morgen Wald im Gutsbezirk Grünau-Dahme-Forst zur Anlage des Flugplatzes Johannisthal (Rodungsabschluß am 25. September 1909).
1912 Auf Beschluß der Oberpostdirektion Berlin wird einem Rechtsanwalt der Telefonanschluß gesperrt, da er die Telefonistinnen wiederholt wegen schlechter Verbindungen beschimpft und auf Ermahnungen seitens der Post nicht reagiert hatte.
1916 Der Königliche Ökonomierat Theodor Echtermeyer, Direktor der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem (früher Wildpark), wird zum Landesökonomierat ernannt.
1920 Im Bezirk Spandau wird im ehemaligen Schloß Wansdorf ein Kindergenesungsheim eröffnet.
1928 Die 6. Internationale Büroausstellung wird in Berlin eröffnet. Aufsehen erregten vor allem neuartige Schreibmaschinen.
1930 Im Schloß Bellevue (Tiergarten) wird die zweite Abteilung der »Groß-Berliner Kunstausstellung« eröffnet. Gezeigt wurden u.a. Aquarelle, Zeichnungen und Kleinplastiken. Unter den Exponaten waren auch Werke von George Grosz und Käthe Kollwitz.
1933 Der Physikerin Lise Meitner wird die Lehrbefugnis an der Berliner Universität mit der Begründung entzogen, sie sei nicht »rein arischer« Abstammung.
1933 Im Berliner Hospiz St. Michael (Wilhelmstraße 34) konstituiert sich um den Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller und den Studentenpfarrer Dietrich Bonhoeffer der Pfarrernotbund, der sich zu einem Zentrum des antifaschistischen Widerstands entwickelte.
1933 Wegen der Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Bischof von Berlin, Dr. Christian Schreiber, werden viele Straßen im Zentrum abgesperrt. Zur Trauerprozession versammelten sich vor der St.-Hedwigs- Kathedrale einige tausend Menschen.
1935 Auf Befehl des Kommandierenden Generals des III. Armeekorps, Generalleutnant Erwin von Witzleben, wird ab 12.00 Uhr die Wache am Brandenburger Tor nicht mehr von der Polizei, sondern von der »Wachtruppe Berlin« besetzt.
1935 In Berlin wird die Genossenschaft der Bühnenangehörigen aufgelöst.
1942 In der Deutschlandhalle (Charlottenburg) finden die Deutschen Meisterschaften im Schwergewichtsboxen vor 15 000 Zuschauern statt. Walter Neusel (Bochum) besiegt den Titelverteidiger Adolf Heuser (Bonn).
1945 Das Schnellgericht der Militärregierung in Charlottenburg fällt mehrere Urteile, darunter Geldstrafen bis zu 150 Mark wegen Verstößen gegen die Ausgangssperre.
1945 In der Argus-Maschinenhalle findet eine Versammlung der Einwohner Reinickendorfs statt. Die Bezirksversammlung gab ihren Bericht. Dem Bezirksbürgermeister Böhm wurde Dank ausgesprochen.
1946 Die noch aktiven Abwicklungsstellen der ehemaligen Reichsregierung werden dem Magistrat der Stadt Berlin unterstellt.
1946 Bei der Berliner Polizei wird wieder ein motorisiertes Verkehrsunfallkommando aufgestellt.
1948 Demonstrationen im Neuen Stadthaus (Mitte) führen zu Tumulten, die den Stadtverordnetenvorsteher Otto Suhr veranlassen, die Stadtverordnetenversammlung in den Britischen Sektor zu verlegen. Sie fand abends im Studentenhaus der TU ohne SED-Fraktion statt.
1948 Die Fraktionen von SPD, CDU und LDP beschließen auf einer außerordentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Britischen Sektor in Abwesenheit der SED-Fraktion einstimmig die Durchführung von Neuwahlen am 14. November.
1950 Oberbürgermeister Friedrich Ebert rechtfertigt vor den Abgeordneten der Provisorischen Volkskammer der DDR den geplanten Abriß des Berliner Stadtschlosses mit der Feststellung, daß es »eine nicht mehr aufbauwürdige Ruine« sei.
1950 Uwe Kagelmann wird in Dresden geboren. Der Eiskunstläufer des SC Dynamo Berlin gewann bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo 1972 und in Innsbruck 1976 mit Manuele Groß die Bronzemedaille im Paarlauf (1973 und 1975 Dritte der Weltmeisterschaften).
1951 Der »Internationale Auto-Salon« wird in West-Berlin eröffnet.
1952 Die einzige schwimmende Jugendherberge Deutschlands, die »Heinrich Zille«, ein ausrangierter Raddampfer, der mit Mitteln des Bundesjugendplanes ausgebaut wurde, wird im Tegeler See bei Saatwinkel eröffnet.
1955 Der Magistrat setzt in seinem Wirkungsbereich die DDR-Verordnung über den Vertrieb demokratischer Presseerzeugnisse« in Kraft. Danach übernahm die Deutsche Post den Vertrieb aller in der Postzeitungsliste aufgeführten Presseerzeugnisse.
1958 Mit Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus in der Fasanenstraße (Charlottenburg) führt das Kempinski-Hotel den Namen »Bristol Hotel Kempinski«. Damit sollte an die Tradition des »Bristol« angeknüpft werden, das vor dem Krieg Unter den Linden (Mitte) stand.
1979 Der Senat von Berlin stiftet den »Moses-Mendelssohn-Preis«. Der Preis diente u.a. »der Förderung der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und zwischen den Völkern, Rassen und Religionen«. Er sollte zweijährlich am 6. September vergeben werden.
1979 Der erneuerte S-Bahnhof Friedrichsfelde-Ost wird in Betrieb genommen.
1979 In der nach Entwürfen von Ludwig Mies van der Rohe errichteten Neuen Nationalgalerie (Tiergarten) wird die Ausstellung »Max Liebermann und seine Zeit« eröffnet.
1982 In Frohnau gibt es in den Nachmittagsstunden ein schweres, tornadoähnliches Unwetter mit Orkanböen (Windstärke 10). Es gab Wolkenbrüche, 22 Bäume stürzten um.
1984 Alt-Bundespräsident Scheel überreicht der Ausländerbeauftragten des Berliner Senats, Barbara John, den vom Senat gestifteten und mit 20 000 Mark dotierten Moses-Mendelssohn-Preis.
1985 Am Nordrand des Tegeler Sees wird die für knapp 210 Millionen Mark errichtete Phosphat-Eliminierungsanlage in Betrieb genommen, die mit einer Reinigungskapazität von täglich 300 000 Kubikmetern die größte ihrer Art in der Welt ist.
1996 23 Berliner Künstler präsentieren in der Frankfurter Allee (Lichtenberg) Kunst im Schaufenster. In zwanzig Geschäften zwischen Hagen- und Hubertusstraße konnten bis zum 18. Oktober ihre Werke bewundert werden.
1996 Die »Berliner Zeitung« berichtet, daß Kultursenator Peter Radunski (CDU) durch die Zusammenlegung der Ballettgruppen der drei Berliner Opernhäuser zu einer Tanzcompagnie Berlin 100 Millionen Mark einsparen will, um keine Einrichtung schließen zu müssen.
1997 Die deutsche Nationalmannschaft spielt in der Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich vor 75 841 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gegen Portugal 1:1 (0:0). Das Tor für die Deutschen schoß Ulf Kirsten in der 80. Minute.
1997 Der Berliner Eric Zabel, vierfacher Etappensieger der Tour de France 1997, gewinnt im Schlußspurt den Klassiker »Rund um Berlin«. Die erste Auflage des ältesten deutschen Radrennens im Jahre 1896 hatte Gustav Gräben für sich entschieden.
1997 In der Max-Schmeling-Halle (Prenzlauer Berg) findet ein Tag der offenen Tür statt. Es wurde Sport zum Mitmachen geboten, darunter auch Trampolinspringen, American Football, Rollstuhltanz, Inlineskating und Volleyball.
1997 Die 47. Berliner Festwochen werden mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado eröffnet.
1997 Die Schriftstellerin Christa Wolf und Pankows Baustadtrat Andreas Bossmann eröffnen die Feier zum 100jährigen Bestehen der Siedlung Amalienpark in Pankow. Die von Otto March geplante Siedlung gilt als Musterbeispiel für großzügigen Mietwohnungsbau.
1998 Der SC Borussia Friedrichsfelde veranstaltet in den Gärten der »Märkischen Aue« den 6. Friedrichsfelder Gartenlauf. Der Lauf wurde in vier Kategorien durchgeführt: 600 m für Behinderte der Kastanienhof-Schule, sowie die 2-, 6- oder 10-Kilometer-Strecke.
1998 Senat und Abgeordnetenhaus gedenken der Spaltung der Stadtverwaltung von Groß-Berlin vor 50 Jahren. Am Eingang des Neuen Stadthauses in Mitte wurde eine Gedenktafel enthüllt. Tondokumente erinnerten an die Ereignisse vom 6. September 1948.
1999 Der Trägerverein der Carreras-Stiftung in Berlin teilt mit, daß die Stiftung ein Zentrum für Kinderkrebsforschung in Berlin plant. Für dieses Forschungszentrum stellte die Stiftung zunächst 600 000 Mark zur Verfügung.
2000 Bürgermeister Franz Schulz schenkt auf dem Festgelände des Viktoriaparks erstmals öffentlich den neuen Jahrgang des Kreuzberger Weins »Kreuz-Neroberger« aus. In Kreuzberg wurde seit 1979 in der Bezirksgärtnerei Methfesselstraße Wein angebaut.

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