Aktienbrauerei Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer

Friedrichshain,
Landsberger Allee 54/Richard-Sorge-Straße 51-62.

Die Grundlagen für die Brauerei, die an dieser Stelle 1886 entstand, legte Georg Patzenhofer (1815–1873), ein Brauersohn aus München, der 1855 in der Neuen Königstraße (heute Otto-Braun-Straße) eine kleine Brauerei eingerichtet hatte. Das bis dahin unbekannte dunkle Bier war in Berlin bald so beliebt, dass er seine Produktion erweiterte und in der Papenstraße (heute Teil der Karl-Liebknecht-Straße, Mitte) ein mustergültiges Sudhaus und eine Mälzerei einrichtete. Seine Kelleranlagen legte er auf der Friedrichshöhe, gegenüber dem Volkspark Friedrichshain, an. Die mächtige Grundmoränenschicht des hier ansteigenden Barnim war günstig für die Anlage trockener, kühler Bierkeller. 1871 wurde die Brauerei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und erhielt den Namen "Actienbrauerei-Gesellschaft Friedrichshöhe vorm. Patzenhofer". Im gleichen Jahr produzierte die Brauerei insgesamt 11 000 Tonnen Bier. Auf dem Grundstück an der Landsberger Allee entstanden zwischen 1877 bis 1896 nach Plänen der Architekten Arthur  Kontext: Rohmer, ArthurRohmer und Alterthum & Zadek die Brauerei mit Darre und Mälzerei, neue größere Lagerkeller, ein neues Sudhaus und gleichzeitig der üblicherweise angeschlossene Restaurationsbetrieb mit Biergarten. Hier an der Landsberger Allee erfolgte auch die Umstellung auf die maschinelle Fabrikation. Die Bauten wurden mit rotem Backstein verkleidet und mit gelben horizontalen Bändern versehen. Das Verwaltungsgebäude, das ehemalige Wohn- und Comptoirhaus, wurde im klassizistischen Stil ausgeführt und mit detailreichem Schmuck aus Terrakotta versehen. Nach ihrer Verschmelzung mit der Schultheiss-Brauerei zur Schultheiss-Patzenhofer AG 1920 gehörte sie zu den bedeutendsten Brauereien der Welt und besaß eine der größten Sudanlagen Europas. Die Schultheiss-Brauerei war bis 1990 in Betrieb. Danach riss man einen Großteil der Anlagen ab, 1996 wurde der 85 m hohe Schornstein gesprengt. Teile der technischen Anlagen der 1909 eingerichteten Versuchsbrauerei wurden als funktionsfähiges produktionstechnisches Zeugnis vom  Kontext: Deutsches Technikmuseum BerlinDeutschen Technikmuseum übernommen. Fassadenelemente wurden den benachbarten Friedhöfen übergeben. Erhalten blieben die Villa sowie die Fassaden von Sud- und Lagerhaus, die unter Denkmalschutz stehen. Das an dieser Stelle als "Schultheiss-Passagen" geplante Bauvorhaben ruht zur Zeit.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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