Literaturhaus Berlin

(Teil des Wintergarten-Ensembles)
Charlottenburg,
Fasanenstraße 23.

Dia-Serie Literaturhaus Berlin In den Jahren 1889 bis 1892 ließ der Industrielle Hermann Gruson (1821-1895) (den Grusons gehörten die Grusonwerke in Buckau bei Magdeburg) für seine Tochter, Luise Gruson († 1916), und deren Ehemann, den Nordpolfahrer Richard Hildebrandt († 1911), diese spätklassizistische Villa errichten. Sie ist wie ein italienischer Renaissance-Palast gestaltet und wurde von Becker & Schlüter gebaut. Sie schufen das Backsteinhaus mit überkragendem Flachdach, Säulen (die ein Fenster flankieren), Balkonen mit schmiedeeisernen Geländern und einer Treppe, die linker Hand zu einer kleinen Terrasse führt. Viele Gäste besuchten die Grusons hier: Admirale, Wissenschaftler, Forschungsreisende, Künstler. Während des Ersten Weltkrieges diente das Haus dann als Lazarett, später als Volksküche und Café. Ende der 1920er Jahren zog die Alexander-von-Humboldt-Stiftung hier ein, die die Villa ausländischen Studenten zur Verfügung stellte. Bereits damals fanden hier auch Musik- und literarische Veranstaltungen statt (auch Wladimir  Kontext zu: Nabokov VladimirNabokov las hier aus seinem Berlin-Roman "Die Gabe"). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Villa zunächst von US-Soldaten und später für verschiedene andere Zwecke (Kabarett, Kleinkunst, Bordell) genutzt. 1981 wurde sie rekonstruiert. 1986 öffnete hier dann das L. Gründungsidee war es, einen zentralen literarischen Veranstaltungsort für Gegenwartsliteratur in West-Berlin zu schaffen. Vor allem wurde hier bis heute deutsche und internationale Literatur, die in der Tradition der klassischen Moderne steht, gelesen. Im L. finden jährlich etwa 85 eigene Veranstaltungen des Hauses (Autorenlesungen, Vorträge, szenische Lesungen oder Diskussionen) und etwa noch einmal die gleiche Zahl an Gastveranstaltungen statt. Außerdem werden Literaturausstellungen gezeigt, sowohl selbst erarbeitete als auch Gastaustellungen. Dazu wird mit einer Reihe von deutschen, aber auch ausländischen Institutionen zusammengearbeitet. Seit 2001 existiert ein Zusammenschluss aller sieben Literaturhäuser in Deutschland (sowie Salzburg) und vergibt jährlich den Preis der Literaturhäuser. Der zentrale Veranstaltungsraum (100 Plätze) befindet sich in der ersten Etage. Zum L. gehören ein Kaminraum (80 Plätze) und der Tucholsky-Raum (20 Plätze). Außerdem befindet sich in der Villa das Café-Restaurant "Wintergarten" mit 120 Plätzen (die hiesigen Häuser Fasanenstraße 23-27 tragen auch den Namen "Wintergarten-Ensemble"). Seit 1988 residiert im Souterrain der Villa die Buchhandlung Kohlhaas & Company. Diese bietet in zwei Räumen (etwa 80 m²) ein allgemeines Sortiment. Die Villa steht unter Denkmalschutz.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Kulturhandbuch, Architekturführer, Berlin Handbuch, Winteroll ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon