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Frank Eberhardt
»... nur Karsten weiß die Steine lebendig zu machen«

»Unter den Begründern einer wissenschaftlichen Mineralogie, unter denen, welche sie bearbeitet und verbreitet haben, wird ihm stets eine der ersten Stellen gebühren. Denn er war es, von dem man in Deutschland zuerst lernte, wie man Mineralien unterscheiden müsse; – er war es, der zuerst bekannt machte, was Mineralien sind; und in großer Zahl sind die neuen Substanzen, welche durch ihn von der rohen Masse, in der sie versteckt lagen, gesondert, und dadurch gleichsam entdeckt worden sind. Nie wird man die Geschichte der Mineralogie bearbeiten können, ohne seines Namens mit Auszeichnung und Dankbarkeit zu erwähnen.«1) Der so in der Lobrede Leopold von Buchs (1774–1853) vor der Akademie der Wissenschaften in Berlin geehrte Karsten ist heute fast vergessen.
     Dietrich Ludwig Gustav Karsten wurde am 5. April 1768 in Bützow/ Mecklenburg geboren. Sein Vater Wenceslaus Johann Gustav Karsten (1732–1787) war zu dieser Zeit Mathematikprofessor an der dortigen Universität (Bützow war im 18. Jahrhundert zeitwei-

lig Sitz der Rostocker Universität). Er war ein angesehener Wissenschaftler und u. a. mit Leonhard Euler (1707–1783) befreundet und mit dem preußischen Bergwerksminister von Heinitz (1725–1802; BM 6/98) bekannt. Als Karsten 1778 an die Universität Halle/Saale berufen wurde, erhielt der Junge am dortigen Pädagogium eine hervorragende Schulbildung. Nach dem Willen des Vaters hätte er Arzt oder Buchdrucker werden sollen, doch der lebhafte Jüngling entschied sich auf Rat von Friedrich Anton von Heinitz für die Ausbildung im Bergwesen.

Studium in Freiberg und wissenschaftlicher Durchbruch

Karsten war erst 14 Jahre alt, als er zum Studium an die Bergakademie Freiberg in Sachsen ging. Ihren internationalen Ruf verdankte sie dem berühmten Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749–1817). Seiner Lehre und seinen Ideen schloß sich Karsten voll und ganz an.
     In den dort verbrachten vier Jahren erarbeitete er sich umfassende mineralogische Kenntnisse (Mineralogie behandelte damals alle Zweige der heutigen geologischen Wissenschaften) und erwarb zudem eine solide Bergbauausbildung. Er zeichnete sich durch Arbeitseifer aus und verfügte über grundlegende Kenntnisse, so daß Werner ihm die Systematisierung der großen Mineraliensamm-

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lung übertrug. Dieser Arbeit widmete Karsten einen großen Teil seiner Zeit und sammelte dabei Erfahrungen, die es ihm schon in jungen Jahren ermöglichten, weitere derartige Aufgaben zu lösen.
     Im Vergleich zu anderen Universitäten waren Aufenthalt und Studium an der Bergakademie Freiberg sehr kostspielig. Die Vorlesungen bei Werner kosteten 20 bis 30 Taler, und das für das Studium erforderliche Durcharbeiten der privaten Mineraliensammlung Werners erforderte sogar 100 Taler.2) Dem Vater Karstens ist es bei seinen mäßigen Einnahmen sicher schwer geworden, dieses Studium zu finanzieren. Heinitz, der die Bergakademie Freiberg gegründet hatte und auch später als preußischer Minister gute Verbindungen dorthin pflegte, förderte begabte junge Studenten. Er ließ Karsten nach dem ersten Studienjahr als preußischen Bergeleven aufnehmen und gewährleistete somit die finanzielle Unterstützung durch den preußischen Staat.
     1786 kehrte Karsten nach Halle zurück. Er erhielt das für einen erst 18jährigen ehrenvolle Angebot der spanischen Regierung, an einer Südamerika-Expedition zur Reorganisation des dortigen Bergwesens teilzunehmen. Aber wegen des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters schlug er das Angebot aus. Leopold von Buch, der berühmteste deutsche Geologe im 19. Jahrhundert, bedauerte das: »Amerika blieb uns

Dietrich Ludwig Gustav Karsten, Stich von Samuel Halle.

noch ferner zwanzig Jahr lang völlig unbekannt, und der Mineralogie entging eine Bereicherung, wie sie ihr noch nie zu Theil geworden war.«3)
     Karsten studierte in Halle Rechts- und Naturwissenschaften und schloß dieses Studium 1789 mit einer Dissertation über die Geschichte des Kupfers ab. Während dieser Zeit erhielt er die Aufforderung, die große

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Mineraliensammlung des verstorbenen Professors Nathanael Gottfried Leske (1751– 1786) in Marburg zu ordnen und zu beschreiben. Dabei gelang es ihm, ganz im Sinne seines Lehrers Werner, die äußere Gestalt der Mineralien zu ihrer Bestimmung zu benutzen. Er publizierte die Ergebnisse 1789 in einem Aufsehen erregenden zweibändigen Katalog der Sammlung. Mit dieser Veröffentlichung konnte Karsten wesentlich dazu beitragen, die Wernersche Systematik bekannt zu machen. Das war um so wertvoller, da die geologischen Wissenschaften an den Universitäten Deutschlands noch um 1790 selten auf naturwissenschaftlicher Grundlage gelehrt wurden. So hatte ein Professor Witte in Rostock in einer Schrift »Über den Ursprung der Pyramiden in Ägypten und die Ruinen von Persepolis« noch 1789 behauptet, daß die Pyramiden Reste eines vulkanischen Ausbruchs sind, »die sich mit einer gewissen feierlichen Langsamkeit emporgedrängt« haben.
     Leopold von Buch stellte in seiner Lobrede auf Karsten auch für die Mineralogie fest: Sie »bestand größtenteils in Aufsuchung chemischer Verhältnisse der Mineralien; und redete man von den Substanzen selbst, so behauptete man wohl nicht selten, aller Logik zum Trotz, man könne sie wohl durch ein dunkles Gefühl unterscheiden, allein diese Unterschiede ließen sich durchaus in Worte nicht fassen«.4)
Laufbahn als Bergbeamter und Hochschullehrer

Vielleicht hätte die erfolgreiche Arbeit in Marburg Karsten ganz für eine wissenschaftliche Laufbahn eingenommen; doch der preußische Bergwerksminister von Heinitz, der Karstens Werdegang stets beobachtet hatte und ihn für den Staatsdienst zu gewinnen suchte, rief ihn zu sich. Der gerade 21jährige Karsten wurde 1789 als Assessor am Oberbergamt Berlin eingestellt.
     Es fiel ihm leicht, selbst die kompliziertesten Probleme zu überblicken und zu lösen. Folgerichtig durchlief er ungewöhnlich rasch die verschiedenen Dienstgrade des Amtes, wurde 1792 zum Bergrat und fünf Jahre später zum Oberbergrat und Mitglied der allgemeinen Bergwerksdirektion befördert. In all diesen Jahren begleitete Karsten Minister von Heinitz wiederholt auf dessen Dienstreisen.
     Schon kurz nach seiner Berufung nach Berlin trat Karsten im Auftrag von Heinitz die Nachfolge von Carl Abraham Gerhard (1738–1821; BM 3/97) an und übernahm dessen Vorlesungen über Mineralogie an der Berliner Bergakademie. Karstens geistreiche und anschauliche Darstellung des Stoffes zog nicht nur die angehenden Bergbeamten in seine Vorlesungen: Zahlreiche Geschäftsmänner und Gelehrte, Angereiste wie Einheimische wollten ihn hören, so daß er dieselben Vorlesungen nicht selten in einem

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Winter zwei- und dreimal halten mußte. Verbunden waren seine Vorlesungen immer auch mit Versuchen und Exkursionen.
     Es war damals üblich, Lehrbücher für den Vorlesungsstoff selbst zu schreiben, da die noch sehr unterschiedlichen Theorien eine allgemeine Lehrmeinung nicht gestatteten. So faßte auch Karsten seine Vorlesungen in eine »Tabellarische Übersicht der mineralogisch einfachen Fossilien« zusammen und veröffentlichte sie 1791. Diese Übersicht war noch ganz im umfassenden Sinne Werners abgefaßt und nicht in die heute üblichen Zweige Mineralogie, Geologie und Paläontologie eingeteilt. Karsten ging jedoch über die Wernersche Lehre hinaus, indem er alle ihm bekannten Gesteinsschichten anderer Länder berücksichtigte. Dadurch gelang ihm eine Gliederung der Erdschichten, die den realen Verhältnissen besser entsprach.
     1800 publizierte er die »Mineralogischen Tabellen«, die den Kenntnisstand der damaligen Mineralogie sehr gut darstellten, jedoch ohne Text waren. Ein Lehrbuch im heutigen Sinne hat Karsten nicht geschrieben. Dafür gab es eine Vielzahl anderer Veröffentlichungen von ihm.
     Angesichts seiner großen wissenschaftlichen Verdienste hatte Wilhelm von Humboldt 1810 Karsten auf die Liste der für die Berliner Universität vorgesehenen Professoren gesetzt, natürlich für das Fach Mineralogie. Die Berufung wurde durch den Tod Karstens verhindert. An seiner Stelle wurde
Christian Samuel Weiss (1780–1856) als erster Professor für Mineralogie berufen (BM 3/98).

Die mineralogische Sammlung unter Karstens Leitung

Besondere Beachtung widmete Dietrich Ludwig Gustav Karsten der mineralogischen Sammlung, deren Leitung ihm oblag. Mit den Marburger Erfahrungen konnte er die in Berlin vorhandenen Mineralien systematisch ordnen. Hier waren inzwischen zu der Sammlung des Ministers von Heinitz auch die Gerhardsche und die Ferbersche Sammlung aufgekauft worden.
     Auf seinen zahlreichen Reisen versuchte Karsten außerdem, besonders wichtige und einmalige Mineralstufen, die im Besitz von Naturforschern und Liebhabern waren, für die öffentliche Sammlung zu erwerben. Er vertrat die Meinung, daß einzigartige Stücke nicht Eigentum eines einzelnen sein dürften, sondern für alle zugänglich sein müßten. Auch seine eigene Sammlung hatte er deshalb, ohne eine Bezahlung zu verlangen, dem Staat überlassen.
     Bei der Ordnung der Sammlung folgte Karsten der Systematik seines Lehrers Werner. Erst gegen Ende seines Lebens erkannte er die Bedeutung kristallographischer Formen. Zu einer Umstellung der Sammlung fand er aufgrund seines frühen Todes keine Zeit mehr.

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Eine wichtige Aufgabe war die Unterbringung der Sammlung. Das Mineralienkabinett befand sich zur Zeit der Übernahme durch Karsten im sogenannten Jägerhof am Gendarmenmarkt. Doch die dort verfügbaren Räume erwiesen sich durch den ständigen Zuwachs bald als zu klein. Minister Heinitz setzte dann den Bau der sogenannten Neuen Münze durch. Dieses Gebäude wurde an der Stelle des abgebrannten Friedrichswerderschen Rathauses in den Jahren 1798–1800 errichtet. Den Namen erhielt es von der benachbarten Münze, für deren Erweiterung die Räume im Erdgeschoß des Neubaus genutzt wurden. Im ersten Obergeschoß konnte nun auch das Mineralienkabinett


Die Neue Münze am Werderschen Markt um 1805
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untergebracht werden. Darüber befand sich die Bauakademie (der Schinkel-Bau entstand erst in den Jahren zwischen 1831 und 1836).
     1803 erfolgte mit der Schenkung der sehr wertvollen und umfangreichen russischen Mineraliensammlung vom Zaren Alexander I. (1777–1825) eine große Erweiterung des Mineralienkabinetts. Die nun gut untergebrachte und vorzüglich geordnete Sammlung in der Neuen Münze zog zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an. Bekannte Wissenschaftler, Berliner Familien, Hof- und sogar Reisegesellschaften haben sich in das von Karsten angelegte Besucherbuch eingetragen.
     Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde die Sammlung ständig erweitert. Mit der Gründung der Berliner Universität im Jahre 1810 wurde sie dieser zugeordnet; sie ist jetzt im Naturkundemuseum in der Invalidenstraße zu sehen. Ihr Bestand umfaßt rund 1 100 Mineralarten – das sind etwa 31 Prozent aller bekannten Mineralien.

Umfangreicher Briefwechsel mit wichtigen Freunden

Der vielseitige Wissenschaftler und Staatsbeamte war mit vielen bedeutenden Gelehrten seiner Zeit bekannt. Wilhelm von Humboldt (1767–1835) schrieb 1788 in Marburg in sein Tagebuch: »Ein liebenswürdiger junger

Mensch scheint der junge Karsten, der jetzt das Leskische Naturalienkabinett in Ordnung bringt. Er war den Nachmittag nicht zu Hause, und ich konnte also das Kabinett nicht sehen.« 22 Jahre später schlug er ihn als Professor für Mineralogie an der neuzugründenden Berliner Universität vor.
     Bedeutend wichtiger wurde die Bekanntschaft mit dem Bruder Alexander von Humboldt (1769–1859). Dieser schrieb am 7. September 1790 an Karsten: »... Ew. Wohlgeboren werden verzeihen, daß ich in dem Tone langer Bekanntschaft an Sie schreibe. Zudringlichkeit zu Männern, die ich hochschätze, ist einer meiner Hauptfehler.« Zu dieser Zeit kannten sie sich noch nicht. Es entstand eine dauerhafte Freundschaft und ein lebhafter Briefwechsel, wobei neue Erkenntnisse ausgetauscht wurden.
     Karsten verstand es, Alexander von Humboldt auch für die Erweiterung der Sammlung zu interessieren. So schrieb Humboldt 1893, als er Oberbergrat in Bayreuth war: »Sie erhalten alles, aber große Kisten, kleine ist zu theuer, und man sammelt nach und nach bessere Stükke. Wollen Sie fürs Kabinett 5 rtlr. daran wenden, so schicke ich Ihnen 1 Basaltsäule, 4 Fuß hoch, 14 Zoll dikk. Regelmäßiger gegliedert und gleichseitiger sehen Sie sie nie ... Ich habe sie Tornesi halb abgeschwatzt.«5) Aus den Briefen geht auch hervor, daß Karsten quasi Bestellungen für bestimmte Gesteinsproben an ihn geschickt hat.
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Auch mit dem Geologen Leopold von Buch (1774–1853) verband ihn ein enger Briefwechsel, in dem es ebenfalls um den Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse sowie das Sammeln von Mineralien ging.6) Karsten war es auch, der Leopold von Buch in der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin bekannt gemacht und im Jahre 1800 zur Wahl als außerordentliches Mitglied vorgeschlagen hat.

Berufung an die Spitze der preußischen Bergwerksverwaltung

Karsten hatte mit dem Lehrauftrag an der Bergakademie, der Aufsicht über die mineralogische Sammlung und mit seiner Haupttätigkeit an der Provinzial-Bergbehörde ein umfangreiches Tätigkeitsfeld. Er verstand es, alle Aufgaben miteinander zu vereinen, und wurde 1803 zum Geheimen Oberbergrat und Vortragenden Rat im Ministerium für Bergwerksangelegenheiten ernannt.
     Während der französischen Besetzung 1806 verweigerte er im Gegensatz zu seinem damaligen Minister Graf von Reden (1752–1815) den geforderten Diensteid auf Napoleon – ohne negative Folgen für seine Stellung während der Besatzungszeit. Denn Minister Reden stellte sich schützend vor seine Mitarbeiter.
     Nach dem Frieden von Tilsit wurde Graf von Reden vom preußischen König als Minister entlassen und das Bergwerksministerium

aufgelöst. Der König ernannte den schon hochbetagten Carl Abraham Gerhard (1738–1821; BM 3/97) zum Leiter des an Stelle des Ministeriums gebildeten Berg- und Hüttendepartements.
     Mit einer weiteren Reform im Jahre 1809 wurde die Anzahl der vortragenden Räte des Departements von sieben auf vier reduziert. Einer von ihnen war Karsten, der die Leitung der bergmännischen und metallurgischen Arbeiten erhielt und zugleich zum Staatsrat ernannt wurde.
     Als im März 1810 der nun bereits 72jährige Gerhard pensioniert wurde, erfolgte die Berufung Karstens als Geheimer Staatsrat und Nachfolger Gerhards an die Spitze der preußischen Bergwerksverwaltung. Doch bereits am 20. Mai des gleichen Jahres verstarb er im Alter von nur 42 Jahren.

Der Wissenschaftler in den Gelehrten Gesellschaften

Auch dem Wissenschaftler Karsten wurden zahlreiche Anerkennungen zuteil. 16 Gelehrte Gesellschaften wählten ihn als Mitglied, u. a. im Jahr 1803 die Preußische Akademie der Wissenschaften. Adolf Harnack (1851–1930) schrieb im Zusammenhang mit Karstens Aufnahme als außerordentliches Mitglied: »Die Mehrzahl der neuaufgenommenen Mitglieder waren tüchtige Fachgelehrte, Karsten ein solcher ersten Ranges ...« Und weiter: »In Dietrich Ludwig Gustav Karsten

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aber empfing sie (die Akademie, F. E.) einen Geognosten aus Werner's Schule, der schon als einundzwanzigjähriger Jüngling durch seine >Beschreibung des Mineraliencabinets des Herrn Leske< (Marburg) ein für die Mineralogie epochemachendes Werk geleistet hatte ... Im wesentlichen Anhänger der Wernerschen Auffassungen bleibend, hat er doch in seinen >Mineralogischen Tabellen< (1800, 1808) das System desselben erweitert, durch zahllose Abhandlungen die Wissenschaft gefördert und wurde von den berühmtesten Gelehrten des fortschreitenden Zeitalters als eine Autorität anerkannt. Ein früher Tod endete dieses arbeitsreiche Leben, in dem er doch noch Zeit gefunden, auch der Akademie bei ihrer Reorganisation die erspriesslichsten Dienste zu leisten. Königin Luise (1776–1810) hat von ihm gesagt: >Mineralien darf man nur mit Karsten sehen; denn nur Karsten weiss die Steine lebendig zu machen.<«7) Quellen:
1     Leopold von Buch, Lobrede auf Karsten, Abh. Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin, Berlin 1818, S. 7
2     Günter Hoppe, Dietrich Ludwig Gustav Karsten (1768–1810). Mineraloge und Bergbeamter in Preußen, in: Leben und Wirken deutscher Geologen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1985, S. 71–92
3     Leopold von Buch, a. a. O., S. 9
4     Leopold von Buch, ebenda, S. 10
5     Ilse Jahn, Fritz G. Lange (Hrsg.), Die Jugendbriefe Alexander von Humboldts, Berlin 1973, S. 105 und 252
6     Julius Schuster, Robert Bloch, Leopold von Buch's Briefe an D. L. G. Karsten, Berlin 1924
7     Adolf Harnack, Geschichte der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin 1900, S. 535 und 640

Bildquellen: Johann Georg Krünitz, Ökonomisch-technologische Encyklopädie, 1811, Bd. 118, Stadtmuseum Berlin

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Berlinische Monatsschrift Heft 4/99
© Edition Luisenstadt, 1999
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