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Berliner Biographien (M)

May, Henriette, geb. Lövinson
* 25. März 1862 in Berlin
† 14. Mai 1928 in Berlin
Lehrerin

Sie besuchte die Königliche Augusta-Schule sowie das Lehrerinnenseminar und arbeitete anschließend als Erzieherin in Berlin und London. 1904 war sie Mitbegründerin des »Jüdischen Frauenbundes« und setzte sich als Vorstandsmitglied und Schriftführerin für den Schutz von Frauen und Kindern ein. Sie engagierte sich für das »Israelitische Lehrerinnenheim« in Berlin und unterstützte zahlreiche Hilfsorganisationen. M. wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt.

Mayer, Carl Wilhelm
* 25. Juni 1795 in Berlin
† 12. Februar 1868 in Berlin
Arzt

Der Sohn eines Stadtchirurgen studierte an der Berliner Universität und wirkte von 1817 bis 1821 als Assistent an der Frauenklinik. Danach ließ er sich als praktischer Arzt nieder und führte seit 1832 eine Armenpraxis für Geburtshilfe. Er entwickelte neue gynäkologische Untersuchungsmethoden, die er anschaulich den praktischen Ärzten in seiner Stadt demonstrierte. 1844 gehörte M. zu den Gründern der Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe, deren Vorsitzender er viele Jahre war. Seine Tochter Rosalia (1832–1913) heiratete Rudolf Virchow (1821–1902).

Meisel, Willi
* 17. September 1897 in Rixdorf
† 29. April 1967 in Mühlheim bei Baden
Komponist, Verleger

Seine Schlager »Schön ist jeder Tag, den du mir schenkst, Marie Luise«, »Tausend rote Rosen blühn«, »Sag beim Abschied leise Servus« und »Auf der grünen Wiese« sind heute Evergreens. Der Sohn eines Ballettmeisters war seit seinem zehnten Lebensjahr als Tänzer an der Königlichen Hofoper/ Staatsoper engagiert. Im Mai 1926 gründete er den Musikverlag »Meisel und Co.«, der außer seinen eigenen Schlagern auch die Texte und Musik bekannter Autoren wie Peter Kreuder, Eduard Künnecke, Theo Mackeben und Gerhard Winkler herausgab. Ein Bombenangriff beendete am 7. Juni 1944 nach 155 Aufführungen die Erfolgsserie seiner Operette »Königin der Nacht« im Metropol-Theater. Nach 1945 führte er den Verlag erfolgreich weiter. Mit den Schlagern »Café Oriental«, »Ich zähle täglich meine Sorgen«, »Souvenirs«, »Petit fleur« und »Berlin bleibt doch Berlin« knüpfte M. an die Vorkriegserfolge an. Er wohnte im Grunewalder Musikerviertel in der Griegstraße und wurde mit dem Paul-Lincke- Ring geehrt.

Merker, Paul
* 1. Februar 1894 in Oberlößnitz bei Dresden
† 13. Mai 1969 in Berlin
Kellner, Politiker

M. war seit 1918 Mitglied der USPD, später der KPD und von 1920 bis 1922 Angestellter der Freien Gewerkschaften in Berlin. 1923 ging er nach Mansfeld und vertrat die KPD von 1924 bis 1932 im Preußischen Landtag. Bei Kriegsausbruch 1939 in Frankreich interniert, gelang ihm von dort die Flucht. In

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Mexiko war er ab 1942 Sekretär der »Bewegung Freies Deutschland«. Im April 1946 wurde er in Abwesenheit in den Parteivorstand der SED gewählt. Seit 1949 Mitglied des Politbüros, schloß man ihn 1950 aus der SED aus und degradierte ihn zum Leiter einer HO-Gaststätte in Luckenwalde. 1955 wurde er aus politischen Gründen in einem Geheimprozeß zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, ein Jahr später aus der Haft entlassen und rehabilitiert. Von 1956 bis zu seinem Tod arbeitete M. als Lektor im Ostberliner Verlag Volk und Welt.

Messel, Alfred
* 22. Juli 1853 in Darmstadt
† 24. März 1909 in Berlin
Architekt

M. studierte an der Berliner Bauakademie, die er »infolge des nicht genügenden Ausfalls der schriftlichen und mündlichen Prüfungen als Baumeister« ohne ein Qualifikationsattest verlassen mußte. Seit 1886 errichtete er als Privatarchitekt Geschäfts- und Wohnhäuser. Zu seinen Bauten gehören: das Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz (1896 und 1904), die Verwaltungsgebäude der Landesversicherungsanstalt und der AEG, das Bankgebäude der Berliner Handelsgesellschaft, das Säuglingsheim (Auguste-Viktoria-Haus) in Charlottenburg, die Landhäuser »Wertheim« im Grunewald und »Oppenheim« am Wannsee. Für den Neubau der Berliner Museen auf der Museumsinsel entwarf er von 1907 bis 1909 Baupläne, die mit wesentlichen Veränderungen durch seinen langjährigen Freund aus Gymnasial- und Studienzeiten, Stadtbaurat und Ehrenbürger Berlins Ludwig Ernst Emil Hoffmann (1852–1932), ausgeführt wurden.

Meyer, Moritz
* 27. Mai 1811 in Berlin
† 16. Februar 1869 in Berlin
Kommunalpolitiker

Er absolvierte das Französische Gymnasium in seiner Heimatstadt und arbeitete zunächst im Bankgeschäft seines Vaters. 1836 avancierte er zum Mitglied der Corporation der Kaufmannschaft und erwarb das Bürgerrecht. Als Stadtverordneter trat er 1848 in das Kuratorium der Sparkasse ein und wurde wiederholt in das Magistratskollegium gewählt. M. war Gründungsmitglied und Vorsitzender des Direktoriums der Berlin- Anhaltischen- Eisenbahngesellschaft und erhielt am 18. Januar 1866 die Würde eines Stadtältesten.

Mio da Minotto, Agnes Gräfin von
* 17. Mai 1862 in Breslau
† 10. Februar 1927 in Crownking/ Arizona
Schauspielerin

Sie debütierte als jugendliche Liebhaberin in Breslau und kam über Görlitz, Weimar und Posen 1883 (unter dem Pseudonym Agnes Sorma) nach Berlin an das Deutsche Theater. 1890 heiratete sie den venezianischen Grafen von Minotto. Ab 1898 unternahm die Künstlerin ausgedehnte Gastspielreisen nach Frankreich, Italien und dem Orient. Unter Max Reinhardt (1873–1943) wirkte sie von 1904 bis 1908 am Deutschen Theater und überzeugte als Minna von Barnhelm und Norma. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie als Krankenschwester und übersiedelte danach in die USA, wo sie auch starb. Sie wurde an der Seite ihres Mannes auf dem Landeseigenen Friedhof Wannsee beigesetzt (Ehrengrab).

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Moewes, Carl Eduard
* 17. März 1799 in Berlin
† 16. November 1851 in Berlin
Stadtsyndikus

Der Sohn eines Bäckermeisters besuchte das Französische Gymnasium und belegte 1819 an der Berliner Universität Jura. Eine 1822 verfügte Relegation wegen einer ihm angelasteten Zugehörigkeit zur Burschenschaft wurde auf einen königlichen Gnadenerweis hin wieder aufgehoben. 1823 begann seine Laufbahn im Justizdienst. Am 1. April 1829 avancierte er zum Kammergerichtsassessor. Nach der Wahl zum unbesoldeten Stadtrat (1831) wurde er 1832 zum Stadtsyndikus gewählt – ein Amt, das er bis zu seinem Tod ausführte. 1840 bezog M. das von ihm erworbene Haus in der Friedrichstraße 99. Im Februar 1849 wurde er als einer von fünf Berliner Vertretern in die Erste Kammer des Preußischen Landtags gewählt. M. fand seine letzte Ruhe auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen Gemeinde am Oranienburger Tor.

Möckel, Otto
* 10. Mai 1869 in Berlin
† 23. Januar 1937 in Berlin
Geigenbaumeister

Nach Beendigung der Schulzeit wurde er von seinem Vater in der Kunst des Geigenbaus ausgebildet und von dem berühmten Violoncellisten Heinrich Grünfeld (1855–?) musikalisch gefördert. Er heiratete 1897 die Pianistin Emilie Juon, die Schwester des russischen Komponisten und damaligen Professors an der Hochschule für Musik Paul Juon (1872–1940). 1906 trennte er sich vom Geschäft seines Vaters und gründete eine eigene Werkstatt in Wilmersdorf (ab 1912

in Charlottenburg). Das Werk des Geigenbaumeisters umfaßt ca. 500 bis 600 Instrumente, die von Künstlern des Berliner Philharmonischen Orchesters und von Virtuosen in Dresden und Leipzig erworben wurden. Er gab die Zeitschrift »Die Geige« heraus und veröffentlichte 1930 ein Buch über »Die Kunst des Geigenbaus«. Die Werkstatt wurde nach seinem Tod von dem Mitarbeiter Curt Jung bis 1961 in der Rankestraße 32 weitergeführt.

Moll, Oskar
* 21. Juli 1875 in Brieg/ Schlesien
† 19. August 1947 in Berlin
Maler

Nach dem Studium der Biologie widmete er sich der Malerei und war von 1900 bis 1902 Schüler bei Lovis Corinth (1858–1925). Danach gehörte M. zum Kreis der deutschen Maler um Henri Matisse (1869–1954) in Paris. Ab 1918 lehrte er an der Akademie in Breslau, die er von 1926 bis 1932 leitete. Als »entarteter Künstler« diffamiert, erhielt Moll 1935 Ausstellungsverbot. Seine Werke wurden 1937 aus den deutschen Museen verbannt und zum Teil verbrannt. Außerdem vernichtete ein Bombenangriff (1943) weitere Zeugnisse seines Schaffens. Er war mit der Bildhauerin und Malerin Margarete M., geborene Häffner (1884–1977), verheiratet und fand seine letzte Ruhe auf dem Landeseigenen Friedhof Zehlendorf (Ehrengrab).

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Moltke, Helmuth James Graf von
* 11. März 1907 in Kreisau/ Schlesien
† 23. Januar 1945 in Berlin- Plötzensee (hingerichtet)
Jurist, Widerstandskämpfer

Er studierte in Breslau, Wien und Berlin, wo er 1932 in eine Anwaltskanzlei eintrat. M. hatte eine liberale Lebensauffassung und war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Bei Kriegsausbruch war er, Sachverständiger für Völkerrecht, in die Abteilung Ausland beim Oberkommando der Wehrmacht als Verwaltungsrat verpflichtet worden. Zeitgleich knüpfte er mit Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944) Verbindungen zu Gegnern des Naziregimes und initiierte auf seinem Gut den »Kreisauer Kreis«. M. wurde im Januar 1944 denunziert, verhaftet und im Januar 1945 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Eine Grundschule in Charlottenburg trägt seinen Namen.

Morgner, Irmtraud
* 22. August 1933 in Chemnitz
† 6. Mai 1990 in Berlin
Schriftstellerin

Sie gehörte zu den bedeutenden Schriftstellerinnen der DDR und wurde in ganz Deutschland durch ihren vieldiskutierten Roman »Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz« (1974) bekannt. Die Tochter eines Lokomotivführers studierte nach dem Abitur von 1952 bis 1956 Germanistik in Leipzig und arbeitete zunächst als Redaktionsassistentin bei der Zeitschrift »Neue Deutsche Literatur«. Seit 1958 lebte sie in Berlin. Nach der Erzählung »Das Signal steht auf Fahrt« (1959) veröffentlichte M. u. a. die Romane »Ein Haus am Rande der Stadt« (1962),

»Die wundersamen Reisen Gustav des Weltfahrers« (1972), »Amanda. Ein Hexenroman« (1983). Mit ihrer phantasievollen Poesie und der zugleich wirklichkeitsnahen Erzählweise beschrieb M. das Alltagsleben der Frauen in der DDR.

Müller-Jabusch, Maximilian
* 14. Dezember 1889 in Helmstedt
† 3. Januar 1961 in Berlin
Journalist, Verleger

Bereits als Student leitete er in Halle und Berlin die Zeitschrift der Freien Studentenschaft. Seine Laufbahn begann in der Lokalredaktion der »Vossischen Zeitung«. Von 1918 bis 1927 gehörte er dem »Berliner Tageblatt« an und begründete dort mit Leitartikeln und außenpolitischen Kommentaren seinen Ruf als engagierter Publizist. Danach übernahm er die Presseabteilung der Deutschen Bank, aus der ihn die Nationalsozialisten während des Krieges verwiesen und zur Zwangsarbeit verurteilten. Seine jüdische Ehefrau starb in einem Konzentrationslager. Im Oktober 1946 gründete er gemeinsam mit Hans Sonnenfeld die Zeitung »Der Abend«. Er gehörte dem Vorstand im Kaiser-Friedrich- Museumsverein an. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Dahlem.

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