Berlin im Jahr 1817
01. 01. Der Pharmazeut und Chemiker Martin Heinrich Klaproth stirbt in Berlin. Klaproth entdeckte 1789 das Uran sowie die Elemente Zirconium, Titan und Tellur. Ab 1801 war er Leiter des Chemischen Labors der AdW und wurde 1810 erster Ordinarius der Universität.
05. 01. Hermann Carl Rudolf Duncker wird in Berlin als Sohn des Buchhändlers und Verlegers Carl Duncker geboren. Der Jurist war ab 1845 Berliner Stadtrat. Ab 1872 bis zu seinem Ausscheiden 1891 war Duncker Stellvetreter des Oberbürgermeisters.
08. 01. Der Architekt und Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel, der seit 1811 der Berliner Akademie der Künste angehörte, macht eine Eingabe an das Preußische Finanzministerium, in der er die Sicherung der Bausubstanz des Klosters Chorin als Baudenkmal fordert.
16. 02. In der Berliner Apothekerkonferenz wird beschlossen, eine »complette Taxe (Preisliste) für den Handverkauf« zu schaffen.
20. 02. Der Geheime Legationsrat Heinrich Friedrich Diez verfügt in seinem Testament, daß seine Bibliothek - 17 000 gedruckte Werke und 856 Handschriften - in den Besitz der Königlichen Bibliothek in Berlin übergehen soll.
22. 02. Carl Wilhelm Borchardt wird in Berlin geboren. Nach einem Studium in Berlin und Königsberg war er der Mathematiker seit seiner Habilitaion ab 1851 an der Berliner Universität tätig. 1855 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
15. 03. Das zweite von John Barnett Humphreys auf der »Dampfbootbaustelle« Pichelsdorf bei Spandau gebaute Schiff, der Seitenraddampfer »Courier«, läuft vom Stapel. Er war für die Fahrt zwischen Berlin und Hamburg vorgesehen.
29. 03. Der Nervenarzt Moritz Heinrich Romberg promoviert in Berlin mit einer Abhandlung über angeborene Rachitis. Romberg wurde 1838 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1840 mit der Leitung der Universitäts-Poliklinik in Berlin betraut.
30. 03. Der durch eine Verordnung des Königs Friedrich Wilhelm III. vom 20. März gebildete Staatsrat tritt im Berliner Schloß zu seiner ersten Sitzung zusammen. Den Vorsitz führte formell der König, faktisch jedoch der Staatskanzler K. A. Fürst von Hardenberg.
02. 04. Der Heidelberger Historiker und Theologe Friedrich Wilken, der im Juni 1816 zum neuen Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt worden war, trifft mit seiner Familie in Berlin ein.
05. 04. Der auf der »Dampfbootstelle« Pichelsdorf bei Spandau gebaute und vom Stapel gelaufene Raddampfer »Courier« fährt von Berlin nach Hamburg ab.
12. 04. Die erste eiserne Stanhope-Druckpresse wird in Berlin in Betrieb genommen.
26. 04. Die Statuten der 1810 gegründeten Berliner Universität, die von einer Kommission der Universität erarbeitet worden waren, werden feierlich übergeben.
 
04. 06. Carl Theodor Goldschmidt wird in Berlin geboren. Goldschmidt gründete 1847 eine chemische Fabrik zur Herstellung von Präparaten für die Textilindustrie.
08. 06. Der regelmäßige Einsatz der »Prinzessin Charlotte von Preußen«, des ersten in Deutschland (in Pichelsdorf bei Spandau) gebauten Dampfschiffes, im Personen- und Postverkehr zwischen Tiergarten, Charlottenburg und Potsdam beginnt.
09. 06. Durch Kabinettsorder wird die Berliner Tierarzneischule dem Ministerium des Innern und des Krieges unterstellt.
13. 07. Franz Leopold Sonnenschein wird in Köln geboren. Sonnenschein studierte in Berlin, promovierte 1851 und habilitierte sich 1852 für das Fach Chemie. Er unterhielt ein Laboratorium und unterrichtete dort Pharmazeuten.
29. 07. Im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) bricht während der Proben zu Schillers »Die Räuber« ein Feuer aus und vernichtet das Gebäude.
31. 07. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt die Errichtung einer Sparkasse.
 
04. 09. Die Apotheker Schoenberg und Johann Daniel Riedel verteilen auf der Berliner Apothekerkonferenz die eingebundene erste »Berliner Handverkaufstaxe« an die Berliner Kollegen.
24. 09. In einem gutachterlichen Bericht an den preußischen Kultusminister Karl Freiherr von Altenstein wird über die Situation in der Tierarzneiklinik berichtet.
28. 09. Johanna Stegen, »das Heldenmädchen von Lüneburg«, heiratet in Berlin. Sie hatte 1813 mutig den verbündeten Truppen bei der Befreiung von Lüneburg Munition im Kampf gegen die Franzosen gebracht. Sie wurde von Rückert, Varnhagen und Maßmann besungen.
01. 10. Nach dem Willen des Königs und auf Betreiben von Propst Hanstein beschließen 46 Berliner Prediger lutherischen und reformierten Bekenntnisses, die Reformationsfeier durch eine gemeinsame Feier des heiligen Abendmahls in der Nikolaikirche zu begehen.
15. 10. Der Buchhändler Johann Karl Philipp Spener und sein Schwager, der Geheime Ober-Hofbuchdrucker Georg Decker, bestellen die ersten vier Schnell-Druckerpressen für Berlin bei der Maschinenfabrik König & Bauer in Kloster Oberzell bei Würzburg.
16. 10. Der Mediziner Johann Görcke, Reformator des preußischen Heeressanitätswesens und Gründer der »Medizinisch-Chirurgischen Akademie für das Militär« zu Berlin, begeht sein 50. Dienstjubiläum.
30. 10. Am Vortag des 300. Jahrestages der Reformation begehen Lutheraner und Reformierte mit einem gemeinsamen Abendmahl in der Nikolaikirche feierlich die Bildung der Union zwischen beiden evangelischen Glaubensrichtungen in Preußen.
30. 10. Die renovierte Nikolaikirche wird in Anwesenheit König Friedrich Wilhelms III. eingeweiht.
31. 10. Die 300jährige Wiederkehr des Reformationstages wird in Berlin feierlich begangen. König Friedrich Wilhelm III. und die königliche Familie nahmen das Abendmahl in der Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam.
11. 11. Preußen und Rußland schließen in Berlin einen Grenzvertrag ab.
16. 11. Der Astronom Johann Elert Bode bietet in einer Eingabe an den König von Preußen die Kupferplatten seiner »Uranographiae« nebst 250 Exemplaren des zu dem Werk gehörigen Textes für 5 000 Taler zum Kauf an.
18. 11. Friedrich Anton Hermann Schievelbein wird in Berlin geboren. Der Bildhauer wurde 1853 Mitglied der Berliner Akademie und 1870 zum Professor ernannt. 1853 wurde seien Statue Pallas, Krieger in den Waffen übend, auf der Schloßbrücke in Berlin aufgestellt.
19. 11. Friedrich Wilhelm III. befiehlt den sofortigen Neubau des am 29. Juli abgebrannten Königlichen Schauspielhauses am Gendarmenmarkt (Mitte).
30. 11. Theodor Mommsen wird in Garding in Nordfriesland als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach Rechtsstudien in Kiel u.a. kam Mommsen 1858 nach Berlin. Von 1861 bis 1887 hielt er an der Berliner Universität Vorlesungen zur Alten Geschichte.
03. 12. Der Astronom Johann Elert Bode wiederholt sein Verkaufsangebot vom November betreffend der Kupferplatten seiner »Uranographiae« nebst 250 Exemplaren des dazugehörigen Textes in einem Schreiben an den Staatsminister von Altenstein.
07. 12. König Friedrich Wilhelm III. verbietet in Berlin und ganz Preußen alle studentischen Vereinigungen. Die Turnerbewegung ließ er unter Polizeiaufsicht stellen.
25. 12. Der Prediger Louis Saunier hält an der Französischen Kirche in der Klosterstraße (Mitte), von der Französischen Gemeinde gewöhnlich kurz Klosterkirche genannt, die erste deutsche Predigt.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de