Berlin im Jahr 1927
01. 01. Der Naturwissenschaftler Fritz Henning übernimmt die Abteilung III der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
04. 01. Der Chemiker Leopold Julius Spiegel, Leiter des chemischen Laboratoriums der Ullstein AG, stirbt in Berlin.
07. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) gewinnt Max Schmeling (Berlin) den Boxkampf im Halbschwergewicht gegen Jack Stanley (Großbritannien) durch Aufgabe in der 8. Runde.
08. 01. Der Jurist Hans Crüger stirbt in Berlin. Crüger war der Organisator und Träger der genossenschaftlichen Studien an der Handels- Hochschule Berlin.
10. 01. Der Film »Metropolis« unter der Regie von Fritz Lang wird in Berlin uraufgeführt.
13. 01. Durch einen Vertrag zwischen der Stadt und der Hochbahn-Gesellschaft wird ein Einheitstarif im Berliner Verkehrswesen möglich.
15. 01. Die Bewag eröffnet am Zoo einen Vorführ- und Ausstellungsraum (Budapester Straße 9, Tiergarten).
18. 01. In der ehemaligen Kaserne der Garde-Fußartillerie am Lindenufer (Spandau) wird von Joseph Goebbels das erste Spandauer SA-Heim eingeweiht.
18. 01. Die Arbeitsgemeinschaft der Postsportvereine wird in Berlin gegründet.
19. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die »Deutschen Meisterschaften für Damen, Herren und Paare« im Eiskunstlauf statt. Bei den Damen gewann Ellen Brockhöfft, bei den Herren Paul Franke, im Paarlauf Kishauer/Gaste (alle BSchC).
25. 01. Unter Leitung des Gauleiters Dr. Joseph Goebbels findet die erste öffentliche Kundgebung der NSDAP in den Seitz-Festsälen in der Spandauer Schützenstraße 2/4 statt.
27. 01. Der Königlich Preußische Gartenbaudirektor Wilhelm Teetzmann, der 36 Jahre in der Berliner Gartenbaufirma Späth tätig war, stirbt in Berlin.
29. 01. Im Berliner Sportpalast findet das »Goldrausch-Fest« statt. »Das größte Masken-Kostümfest der Saison« ging mit den Tiller-Girls, Admirals-Girls, dem Russischen Ballett der Haller-Revue, einem 60-Mann-Orchester und zehn weiteren Kapellen über die Bühne.
31. 01. Die Bewag schließt mit der »Märkisches Elektricitätswerk Aktiengesellschaft« (MEW) einen Vertrag über den Ankauf von Geschäftsanteilen an der Städtisches und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b.H. Die Bewag erwarb die Hälfte (1 Millionen Mark) der Anteile.
01. 02. Der Metallurge Ernst Justus Kohlmeyer wird zum ordentlichen Professor für Metallhüttenkunde an die Technische Hochschule zu Berlin berufen. Die Berufung war mit der Übernahme der Leitung des Metallhüttenmännischen Instituts der Hochschule verbunden.
03. 02. Friedrich Karl Flick wird in Berlin geboren. Er war der Sohn des Großindustriellen Friedrich Flick, der 1972 starb. Friedrich Karl Flick verkaufte das Eisen- und Stahlunternehmen (Jahresumsatz 1984: 24,8 Milliarden Mark) 1985 an die Deutsche Bank.
05. 02. Im Berliner Sportpalast findet zum 50. Künstlerjubiläum von Heinrich Zille der »Hofball bei Zille« statt. Beim Ball mit zehn Kapellen trafen sich Künstler, Schriftsteller, Industrielle, Bankiers, Diplomaten. Claire Waldoff erschien als Harfenjule.
08. 02. Der sozialdemokratische Sozialpolitiker Heinrich Braun stirbt in Berlin.
10. 02. Im Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die SPD eine »Massenkundgebung gegen die drohende politische, soziale, kulturelle Reaktion«. Der Saal war überfüllt, vor dem Sportpalast stauten sich Tausende. Zur Übertragung wurden Lautsprecher eingesetzt.
11. 02. Die erste Massenveranstaltung der NSDAP findet in den »Pharus-Sälen« in der Müllerstraße 142 im Wedding statt. Die Versammlung endete mit einer blutigen Saalschlacht mit den Kommunisten, die die Pharus-Säle als »ihren« Versammlungsort betrachteten.
18. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) spielt im Rahmen des »Internationalen Turniers« im Eishockey Montreal gegen die Tschechoslowakei 8:0 (5:0, 1:0, 2:0).
19. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet der »Ball der 1000 Tausendkünstler« statt. Die Veranstaltung der Internationalen Artisten-Loge fand zugunsten notleidender Artisten statt.
23. 02. Albert Einstein hält für die Mathematische Arbeitsgemeinschaft im Auditorium maximum der Berliner Universität einen Vortrag zum Thema »Theoretisches und Experimentelles zur Frage des Lichtes«.
28. 02. Der Chemiker Carl Hermann Wichelhaus, der nach dem Tode von Gustav Magnus den Unterricht in Technologie an der Berliner Universität übernahm und Leiter des Technologischen Instituts war, stirbt in Heidelberg.
09. 03. Der Magistrat beschließt die Verpachtung eines Geländes bei Britz an die Versuchsanstalt für Luftfahrt, da ein Kauf der bisher genutzten Fläche in Adlershof nach der finanziellen Schwächung durch die Inflation nicht mehr möglich ist.
11. 03. Die Stadt Berlin schließt einen Vertrag mit der Reichskraftsprit-GmbH über die Errichtung von öffentlichen Tankstellen.
13. 03. In der Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlichen die Berliner Ärzte Freudenthal, Bier und Lubarsch Berichte zum Tode von Reichspräsident Friedrich Ebert, in denen die pathologischen Befunde den Chirurgen Bier entlasten.
14. 03. Aufgrund der wachsenden Zahl von Rundfunkempfängern wird eine Polizeiverordnung über die Errichtung von Außenantennen erlassen.
15. 03. Stufenweise wird bis 1928 der Einheitstarif bei den städtischen Nahverkehrsmitteln eingeführt. Die Einzelfahrt kostete 20 Pfennig, für Kinder und Schüler 10 Pfennig. Gleichzeitig wurde die 2. und 3. Klasse in der U-Bahn abgeschafft.
19. 03. Die 50 000. Einäscherung im Krematorium Wedding wird in »würdiger Form« begangen. Das Krematorium hatte die in Europa höchste Anzahl von jährlichen Einäscherungen (5 751) zu verzeichnen.
19. 03. Die Stadt Berlin vereinbart mit der Oberpostdirektion ein Abkommen über die Aufstellung von 100 neuen öffentlichen Fernsprechstellen. Ein Teil der bereits vorhandenen 100 öffentlichen Fernsprechstellen wurde dabei durch neue ersetzt.
20. 03. Der sowjetische Maler und Kunsttheoretiker Kasimir Malewitsch, Vertreter des Suprematismus, trifft in Berlin ein, um 55 seiner Arbeiten in einer Sonderausstellung innerhalb der Großen Berliner Kunstausstellung (07. Mai bis 30. September) zu zeigen.
20. 03. Am Bahnhof Lichterfelde-Ost finden die ersten regelrechten Straßenschlachten zwischen Anhängern der KPD und der NSDAP statt. Von beiden Seiten wurden Schußwaffen eingesetzt.
21. 03. Die Deutsche Lufthansa AG nimmt den Flugverkehr auf der Strecke Berlin - Prag - Wien auf.
23. 03. Ehm Welks Theaterstück »Gewitter über Gottland« wird in der Volksbühne uraufgeführt.
28. 03. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet eine Kundgebung des Deutschen Volksbundes »Wahrheit und Recht« gegen die Reichsbank statt. Der Aufruf zum Massenprotest richtete sich an »Inflationsgeschädigte aller Art«.
31. 03. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet das erste Große Militär-Konzert statt. Es wirkten neun Reichswehrkapellen, 300 Musiker und Spielleute mit. Die Leitung hatte Armeemusikinspizient Professor Oscar Hackenberger.
31. 03. Die Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof wird neu organisiert. Sie bestand aus dem Vorstand mit acht Bereichen und elf Abteilungen (neu: statische, aerodynamische, Prüf- und Stoffabteilung und die Abteilung für Funkwesen und Elektrotechnik).
01. 04. Die Redaktion der Zeitschrift »Weltbühne« bezieht das Haus in der Kantstraße 152 (Charlottenburg).
01. 04. Die Omnibuslinie A 31 »Gartenstadt-Staaken - Spandau, Hafenplatz« wird mit einer Streckenlänge von 6,3 km in Betrieb genommen.
01. 04. Die Gesellschaft für Elektrische Hoch- und Untergrundbahnen-AG übernimmt gegen Rechnung die Betriebsführung der im Eigentum der Stadt Berlin befindlichen Wilmersdorfer Untergrundbahn.
01. 04. Der Maschinenbauingenieur Charles Bouché beginnt mit dem Schuldienst an der Beuth-Schule. Sein Fachgebiet waren Kolbenmaschinen und Pumpen.
01. 04. Fritz Schaefer, Mitglied des Vorstandes der Bewag, tritt in den Ruhestand. Schaefer leitete über 30 Jahre den Kundenverkehr bei der Bewag (seit 1923) und deren Vorgänger-Stromversorgungsgesellschaften.
01. 04. In Berlin sind rund 3 000 Künstler als erwerbslos gemeldet, davon in den Verwaltungsbezirken Schöneberg 589, in Charlottenburg 534, Wilmersdorf 389, Neukölln 64, Pankow 29, Spandau 14, Lichtenberg 18 und Köpenick fünf.
02. 04. Der Chemiker Karl Windisch, der von 1888 bis 1900 am Kaiserlichen Gesundheitsamt bei Eugen Sell tätig war, dann bis 1904 an der Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau arbeitete, stirbt in Hohenheim.
02. 04. Das Großkraftwerk in Lichtenberg, das für seine Zeit größte und modernste Europas, wird im Testbetrieb mit Vollast gefahren.
05. 04. Im Berliner Sportpalast findet eine Kundgebung »gegen den imperialistischen Massenmord in China, gegen den Stahlhelm-Aufmarsch in Berlin« statt. Es sprachen u.a. Wilhelm Pieck und Ernst Thälmann. Die Reden wurden erstmalig durch Lautsprecher übertragen.
07. 04. Die Stadtverordnetenversammlung genehmigt Vereinbarungen der Stadt Berlin mit mehreren Kreditinstituten für den Bau von 27 000 Wohnungen.
08. 04. Auf der Mitgliederversammlung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« wird der Name der Gesellschaft erweitert in »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik«.
08. 04. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) gewinnt Max Schmeling (Berlin) in einem Boxkampf im Halbschwergewicht gegen Francis Charles (Frankreich) durch Aufgabe in der 8. Runde.
10. 04. Im Ullstein-Verlag erscheint die erste Ausgabe der Wochenendzeitung für Stadt und Land »Grüne Post«.
11. 04. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet eine Kundgebung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold statt. Es sprachen u.a. Otto Nuschke (DDP) und Dr. Joseph Wirth (Zentrum).
13. 04. Ein Verkehrsflugzeug der Firma Rohrbach Metall-Flugzeugbau Berlin mit der Typenbezeichnung RoVIII »Roland« überfliegt erstmals die Alpen auf dem Weg von München nach Mailand.
18. 04. In Kissingen stirbt Johannes Dix, der langjährige Vorsitzende der Altherrenschaft der »Berliner Burschenschaft Arminia«. Bei seinem Begräbnis in Berlin waren Vertreter aller großen akademischen Verbände anwesend.
21. 04. Der Verband Deutscher Sportjournalisten wird in Berlin gegründet.
24. 04. In Berlin sind 500 000 Stromzähler der »Berliner Elektrizitätswerke-Aktiengesellschaft« (Bewag) installiert.
01. 05. Max Trenel wird zum ordentlichen Professor für Bodenkunde an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen.
01. 05. Die durchlaufende Stundenzählung von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr wird eingeführt.
01. 05. Für die Künstlerkolonie Wilmersdorf, deren Träger die Bühnengenossenschaft und der Schutzverband Deutscher Schriftsteller sind, wird der Grundstein gelegt.
01. 05. Der Führer der NSDAP, Adolf Hitler, hält in Berlin im Konzerthaus »Clou« (Mauerstraße 82, Mitte) seine erste Rede. Wegen eines gegen ihn ausgesprochenen Redeverbots in Preußen wurde die Rede in einer geschlossenen Mitgliederversammlung gehalten.
02. 05. Die Bewag eröffnet im Europahaus in der Stresemannstraße 118/120 (Kreuzberg) einen Vorführ- und Ausstellungsraum.
04. 05. Bei einer Propagandaveranstaltung der NSDAP im »Kriegervereinshaus« Chausseestraße 94 wird der ehemalige Pfarrer Stucke aus dem Saal geprügelt. Dieser Vorfall bot den Anlaß, um die NSDAP am 5. Mai durch den Polizeipräsidenten Zörgiebel zu verbieten.
05. 05. Die NSDAP wird in Berlin wegen wiederholter blutiger Zusammenstöße mit der Polizei und den Kommunisten, u.a. am 11. Februar in den Pharus-Sälen (Wedding), und wegen antisemitischer Ausschreitungen auf dem Kurfürstendamm bis zum 31. März 1928 verboten.
09. 05. Die Omnibuslinie A 32 »Bahnhof Steglitz - Bahnhof Marienfelde« wird mit einer Streckenlänge von 7,28 km in Betrieb genommen.
13. 05. Durch eine Verfügung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin wird das Laboratorium für Längen- und Flächenmeßgeräte der Anstalt zur selbständigen Abteilung. Es befaßte sich mit der eichtechnischen Regelung des mechanischen Meßwesens.
13. 05. Am »Schwarzen Freitag« kommt es an der Berliner Börse innerhalb weniger Stunden zu Kursstürzen von 20 % bis 80 %.
14. 05. Das Großkraftwerk in Lichtenberg wird offiziell eingeweiht. Es erhielt den Namen seines damals bereits verstorbenen Schöpfers Georg Klingenberg (1870-1925). Es war das modernste Kohlekraftwerk Europas mit 270 000 kW Leistung.
16. 05. Im Berliner Sportpalast finden bis zum 20. Mai Europameisterschaften im Amateur-Boxen statt. 53 Boxer aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Lettland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden und Ungarn nahmen teil.
19. 05. Kurt Just wird in Oels (Schlesien) geboren. Der Diplomphysiker war Wissenschaftsrat und ab 1958 Privatdozent für theoretische Physik an der Freien Universität Berlin.
19. 05. Das Großkraftwerk Klingenberg in Rummelsburg (Lichtenberg), das am 14. Mai feierlich eingeweiht wurde, wird eröffnet.
20. 05. Im ausverkauften Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die Endkämpfe der Europameisterschaften im Amateurboxen statt. Vor 11 000 Zuschauern wurden vier deutsche Boxer Europameister.
21. 05. Im Berliner Sportpalast wird der II. Reichskongreß der Roten Hilfe Deutschlands mit einer Ansprache Wilhelm Piecks eröffnet. Ins Ehrenpräsidium wurden u.a. Clara Zetkin, die Präsidentin der Internationalen Roten Hilfe, und Max Hoelz gewählt.
21. 05. Die Lichtenberger Flußbadeanstalt an der Spree, deren Wasser durch das Kraftwerk Klingenberg erwärmt wird, wird eingeweiht.
25. 05. Der Fußgängertunnel unter der Spree am Müggelgemünde in Friedrichshagen (Köpenick) wird seiner Bestimmung übergeben.
25. 05. Der japanische Schauspieler und Regisseur Koreya Senda (eigentlich Kunyo Ito) trifft in Berlin ein, um Einblick in das Berliner Theaterleben zu nehmen und sich besonders mit den Inszenierungen Erwin Piscators vertraut zu machen.
26. 05. Der Berliner Börsen-Courier berichtet in seiner Ausgabe über die Krise, in der sich die Gesellschaft Urania befindet.
26. 05. Die Omnibuslinie P »Bahnhof Zehlendorf-Mitte - Potsdam, Glienicker Brücke« wird mit einer Streckenlänge von 12,5 km in Betrieb genommen.
03. 06. Im überfüllten Berliner Sportpalast findet eine Kundgebung im Rahmen des 3. Reichstreffens des Roten Frontkämpferbundes (RFB) statt. Über 25 000 Arbeiter nahmen an der Veranstaltung teil. 700 Schalmeienbläser der Roten Jungfront und des RFB traten auf.
04. 06. Eine Polizeiverordnung legt Anforderungen an Bauten zur Unterbringung von Kraftfahrzeugen fest.
05. 06. Im Schillerpark (Wedding) findet das dritte Reichstreffen des Roten Frontkämpferbundes (RFB) statt. Der RFB zählte zu dieser Zeit 110 000 Mitglieder. Dessen Bundesleitung, unter Führung von Ernst Thälmann, hatte ihren Sitz in der Pankstraße 60 (Wedding).
07. 06. In Berlin kommen die Ozeanflieger Camberlin und Levine an.
10. 06. Eine Statistik weist aus, daß die 157 Bahnhöfe, die dem Stadt-, Ring- und Vorortverkehr dienen, täglich von etwa 2 200 Zügen befahren werden, die durchschnittlich eine Million Fahrgäste befördern.
12. 06. Auf dem neuen Sportplatz des Sportclubs Charlottenburg (SCC) an der Avus findet das erste internationale Frauensportfest der Welt statt.
19. 06. Die russische Naturforscherwoche wird in Berlin in Anwesenheit des preußischen Kultusministers Becker, des sowjetischen Botschafters Kestinskij und des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas Schmidt-Ott eröffnet.
22. 06. Die Berliner Droschkenordnung bestimmt, daß für Pferdedroschken keine Konzessionen mehr erteilt werden. Damit endete die 1793 begonnene Ära des Fiaker-Fuhrwesens in Berlin.
27. 06. Die Namensänderung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« in »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« wird ins Vereinsregister eingetragen.
29. 06. Dem Maler und Graphiker Max Liebermann wird anläßlich seines 80. Geburtstages das Berliner Ehrenbürgerrecht verliehen.
29. 06. Der Dirigent Erich Kleiber gibt im Berliner Sportpalast (Schöneberg) mit den Wiener Philharmonikern ein Konzert.
01. 07. Die Kläranlage für Berliner Abwässer in Waßmannsdorf wird in Betrieb genommen.
04. 07. Die nationalsozialistische Zeitschrift »Der Angriff« erscheint monatlich, dann wöchentlich und ab 1. November 1930 als Tageszeitung. Gauleiter Dr. Joseph Goebbels war Herausgeber und Leitartikler. Es begann eine Kampagne gegen Dr. Bernhard Weiß.
05. 07. Der Physiologe und Nobelpreisträger Albrecht Kossel stirbt in Heidelberg. Seit 1883 war Kossel am Physiologischen Institut der Berliner Universität. 1887 wurde er zum a.o. Professor an der medizinischen Fakultät ernannt. 1895 ging er nach Marburg.
05. 07. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird im Rahmen der Werbe- und Sammelwoche der Roten Hilfe zugleich Clara Zetkin anläßlich ihres 70. Geburtstags geehrt. Es sprachen Wilhelm Koenen, Wilhelm Pieck und Hanna Schulz.
05. 07. Der »Verein für Raumschiffahrt« unter Vorsitz von Johannes Winkler wird in Breslau gegründet. Der Verein gründete und betrieb u.a. den Raketenflugplatz in Berlin-Reinickendorf.
07. 07. Der Großindustrielle Sigmund Bergmann stirbt in Berlin. Wie sein Freund, der amerikanische Erfinder Edison, war auch er ein Erfinder auf dem Gebiet der Elektrotechnik und ein erfolgreicher Unternehmer. Beigesetzt wurde er auf dem Münchner Waldfriedhof.
09. 07. Die Zoologin Paula Hertwig wird nichtbeamtete außerordentliche Professorin an der Berliner Universität.
14. 07. Der Turner Fritz Hoffmann stirbt in Berlin. Der Sportler der Turngemeinde Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Athen die Goldmedaillen in Barren und Reck mit der Mannschaft, Bronze im Hangeln, Silber über 100 m und Bronze über 400 m.
17. 07. Das 1,5 km lange Teilstück Schönleinstraße - Boddinstraße der U-Bahnlinie Gesundbrunnen - Neukölln mit den Stationen Schönleinstraße und Boddinstraße wird in Betrieb genommen. Die Zahl der U-Bahnhöfe stieg auf 67.
18. 07. Das Großkraftwerk Klingenberg, das im Dezember 1926 den ersten Strom lieferte, hat bei vollem Einsatz eine nutzbare Leistung von 270 000 kW.
23. 07. Bernhard Rose, Schauspieler und langjähriger Theaterdirektor in Berlin, stirbt in Bad Oeynhausen.
29. 07. Der Physiko-Techniker Ferdinand Kurlbaum stirbt in Berlin. Kurlbaum war von 1908 bis 1925 Leiter des Physikalischen Instituts der Technischen Hochschule in Charlottenburg und langjährig auf den Gebieten Temperaturmessung und Strahlenforschung tätig.
01. 08. Das dritte Becken des Westhafens wird dem Verkehr übergeben.
01. 08. Das Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung wird in Berlin gegründet. Sein erster Leiter war Professor Dr. Karl Willy Wagner.
11. 08. Mit einem Fackelzug von der Funkhalle auf dem Ausstellungsgelände am Funkturm (Charlottenburg) zum Reichstagsgebäude (Tiergarten) werden in Berlin die Feierlichkeiten zum Verfassungstag abgeschlossen.
15. 08. Die Bewag verlegt den Vorführ- und Ausstellungsraum am Schiffbauerdamm (Mitte) in wesentlich erweiterter Form in das Nebenhaus Nr. 23.
19. 08. Der erste Elektroherd wird versuchsweise aufgestellt. Nach Abschluß der grundlegenden Versuche im März 1932 begann die Bewag mit der planmäßigen Werbung für elektrisches Kochen und führte u.a. ein Mietsystem für Elektroherde ein.
31. 08. Dem Deutschen Apotheker-Verein werden vom Berliner Apotheker-Verein 30 000 Reichsmark für die Salzmann-Stiftung überreicht.
02. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden Boxkämpfe statt. Im Halbschwergewicht besiegte Max Schmeling (Berlin) Robert Larsen (Dänemark) durch Abbruch in der 4. Runde.
03. 09. Professor Felix Schmidt, Gesangslehrer an der Königlichen Hochschule für Musik und erster »Chormeister« (später »Ehrenchormeister«) des 1887 gegründeten Berliner Lehrer-Gesang-Vereins, stirbt in Berlin.
03. 09. Die erste Piscator-Bühne wird mit der Inszenierung der Revue »Hoppla, wir leben!« von Ernst Toller in der Regie von Erwin Piscator im Theater am Nollendorfplatz (Schöneberg) eröffnet.
04. 09. Helmut Kratzsch wird in Berlin geboren. Der Ingenieur für Markscheidewesen war seit März 1970 Ordinarius für Markscheidewesen und Bergschadenkunde und Institutsdirektor an der Technischen Universität Berlin.
08. 09. Karl Peter Grotemeyer wird in Osnabrück geboren. Grotemeyer war ab 1958 als ordentlicher Professor für Mathematik an der Freien Universität Berlin tätig.
10. 09. Die U-Bahn-Station Flughafen ist der 68. Bahnhof, der in Berlin in Betrieb genommen wird.
11. 09. In Berlin beginnt die 4. Große Deutsche Funkausstellung.
11. 09. In Berlin beginnt der V. Internationale Kongreß für Vererbungswissenschaft, an dem 900 Teilnehmer aus 34 Ländern teilnehmen. Der Kongreß dauerte bis zum 17. September.
15. 09. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenetik wird in Dahlem eröffnet. 1995 befand sich in dem Gebäude, Ihnestraße 22 (Dahlem), der Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin.
21. 09. Die Straßenbahnlinie 73 zum Flughafen Tempelhof wird eröffnet.
21. 09. Der Berliner Physiker Max Planck wird zum Ehrenmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zu Berlin ernannt.
23. 09. Nach knapp zweijähriger Bauzeit liefert das Großkraftwerk »Georg Klingenberg« den ersten Strom an das öffentliche Netz.
23. 09. Die Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof erhält den Auftrag, die Ursache für den Absturz eines Verkehrsflugzeuges bei Schleiz (Thüringen) aufzuklären, was ihr auch gelang.
25. 09. Im Hinterhaus in der Luisenstraße 35 (Mitte), das die Bewag an die AEG verpachtet hatte, bricht ein Großfeuer aus. Die Bewag ließ Vorder- und Hinterhaus abreißen und errichtete ein neues Bürohaus, das Ende 1928 teilweise bezogen wurde.
01. 10. Erwin Schrödinger tritt sein Amt als ordentlicher Professor für theoretische Physik an der Berliner Universität an.
01. 10. Die Städtische Krankenversicherungsanstalt tritt an die Stelle der Krankenkasse für Beamte und Festangestellte der Stadt Berlin.
09. 10. Ein Gemeindegesetz hebt den Nachtzuschlag von zehn Pfennig auf, der bisher für die Benutzung der städtischen öffentlichen Bedürfnisanstalten ab 21.00 Uhr erhoben worden war.
09. 10. Der Chemiker Julius Ephraim, der als Patentanwalt tätig war, stirbt in Berlin. Ephraim war Mitherausgeber der Zeitschrift für Industrierecht.
11. 10. Im Berliner Sportpalast werden die deutschen Meisterschaften im Berufsboxen ausgetragen. Ab 21.00 Uhr wurden sie im Rundfunk übertragen. Im Schwergewicht (Gage: 30 000 Mark) besiegte Franz Diener (Berlin) Rudi Wagner (Duisburg) nach Punkten in 15 Runden.
12. 10. Adolf Wermuth, Berliner Oberbürgermeister von 1912 bis 1920, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof im Schloßpark Buch, Alt-Buch 36.
14. 10. In der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg findet die zweitägige Tagung der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie statt.
15. 10. Die Omnibuslinie A 7 »Reichskanzlerplatz (ab 18. Dezember 1963 Theodor-Heuss-Platz, Charlottenburg) - Zehlendorf, Krankenhaus« wird mit einer Streckenlänge von 13,58 km in Betrieb genommen.
18. 10. Der Industriechemiker Ludwig Darmstaedter stirbt in Berlin. Darmstaedter beschäftigte sich mit der Geschichte der Naturwissenschaften und schrieb das Buch »Ludwig Darmstaedters Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik«.
20. 10. Der Chemiker Otto Hahn hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über »Das Protactinium als radioaktives und als chemisches Element«.
21. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden Amateur-Radrennen statt. Die Bahnmeisterschaft von Berlin über 1 000 m gewann K. Käber (Semper Berlin).
30. 10. Der Berliner Publizist Maximilian Harden (eigtl. Felix Ernst Wittkowski) stirbt im Schweizer Kurort Montana-Vermala. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße (Charlottenburg).
02. 11. Die Buchbinderei des »Vereins zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette- Verein) feiert ihr 25jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung von Schülerarbeiten und bibliophilen Einbänden.
05. 11. Das Klein-Abspannwerk in der Fasanenstraße (Charlottenburg) nimmt den Betrieb auf.
10. 11. Die Neufassung des Bühnenstücks von Alexej Tolstoi und Pawel Schtschegolew »Die Romanows, der Krieg, Rasputin und das Volk, das wider sie aufstand« erlebt in Berlin in der Regie von Erwin Piscator seine Uraufführung.
19. 11. Der Dirigent und Opernregisseur Otto Klemperer wird Direktor der nunmehr selbständigen Krolloper am Platz der Republik.
28. 11. Paul Vincenz Busch, der Begründer des bedeutendsten Zirkusunternehmens in Deutschland, stirbt in Berlin.
01. 12. Die erste Bildtelegraphenlinie (nach dem System Siemens-Karolus-Telefunken) zwischen Berlin und Wien wird offiziell in Betrieb genommen.
01. 12. Nach einer Berliner Viehzählung werden in der Stadt 55 936 viehhaltende Haushalte registriert, die u.a. 42 222 Pferde, 30 148 Rinder und 32 652 Schweine halten.
02. 12. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden Boxkämpfe statt. Im Halbschwergewicht besiegte Max Schmeling (Berlin) Gipsy Daniels (Großbritannien) nach Punkten in zehn Runden.
03. 12. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet die »Feier der Einweihung der deutschen Schule in Venzida (Brasilien)« statt. Die Veranstaltung des Vereins für das Deutschtum im Ausland wurde umrahmt von Gesangsdarbietungen der »Deutschen Sängerschaft«.
04. 12. Im Kasino des Berliner Sportpalastes (Schöneberg) hält Arthur Vieregg, ehemaliger Dozent an der Hochschule für Leibesübungen, einen Vortrag über das Thema »Wir und die Olympischen Winterspiele«.
04. 12. Im Berliner Sportpalast besiegt im Eishockey der Berliner Schlittschuh-Club e.V. den SC Riessersee 5:2 (0:1, 2:0, 3:1). Die Begegnung diente zur Auswahl der deutschen Nationalmannschaft für die Olympischen Winterspiele in St. Moritz 1928.
06. 12. Im Berliner Sportpalast spielen im Eishockey der Berliner Schlittschuh-Club e.V. und die deutsche Nationalmannschaft 4:4 (0:2, 3:0, 1:2). Dieser Vergleich diente zur Vorbereitung der Nationalmannschaft auf die Olympischen Winterspiele in St. Moritz 1928.
07. 12. Der Magistrat erläßt »Richtlinien für die Verwaltung der öffentlichen Bedürfnisanstalten«.
08. 12. Der dänische Schriftsteller Martin Andersen Nexö liest auf einer literarischen Abendveranstaltung im Bürgersaal des Roten Rathauses kürzere Prosastücke, erzählt von seiner Kindheit und spricht über sein Verhältnis zu Deutschland.
09. 12. Die Bewag schließt einen Stromliefervertrag mit der »Elektricitätswerk Südwest Aktiengesellschaft« (ESA). Die Gesellschaft entnahm von Oktober 1928 an die Grundlast von der Bewag.
12. 12. Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Geschichte und Bibliographie des Brauwesens findet in Berlin statt. Fritz Schoellhorn, Gründungsmitglied der Gesellschaft, berichtete über seine Vorarbeiten zu einer Bibliographie des Brauwesens.
12. 12. Bei der Bewag wird die Grundgebühr des Niederspannungstarifs anstatt von der Zählergröße vom Anschlußwert der Anlage des Abnehmers abhängig gemacht.
17. 12. Im Berliner Sportpalast wird die Berliner Meisterschaft im Eiskunstlauf, Kür der Damen, ausgetragen. Im »Internationalen Turnier« im Eishockey gewann der BSchC gegen Oxford 7:1 (2:1, 3:0, 2:0), der Wiener EV schlug Cambridge 3:1 (2:0, 0:1, 1:0).
22. 12. Im Festsaal des Roten Rathauses (Mitte) veranstaltet die »Funkstunde«, eine Einrichtung des Rundfunks, für 450 arme Kinder eine Weihnachtsbescherung.
23. 12. Der Magistrat veranlaßt, für bedürftige alte Bürger eine Weihnachtsfeier mit Essen im Festsaal des Roten Rathauses (Mitte) durchzuführen.
23. 12. Zusätzlich zur Stammbelegschaft der Stadtreinigung werden 4 000 weitere Personen zur Beseitigung von Schnee, Eis, Matsch und Schmutz herangezogen.
24. 12. Der Verein für Wohlfahrtsspeisung eröffnet eine neue Küche in der Swinemünder Straße 96 (Wedding).
24. 12. Oberbürgermeister Gustav Böß empfängt im Festsaal des Roten Rathauses (Mitte) 600 Klein- und Sozialrentner zu einer Weihnachtsfeier.
31. 12. In Berlin wird die Genehmigung zum Betrieb von Motorraddroschken und von sogenannten Hanomag-Wagen aufgehoben.

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