LANDWEHRKANAL

Dia-Serie Landwehrkanal

Der 10,3 km lange, 22,40 m (an der Sohle 10,04 m) breite und 2 (früher 1,57)  m tiefe L. durchzieht den Bezirk Kreuzberg von Osten nach Westen und verbindet die Oberspree (ehemaliges Schlesisches Tor) mit der Unterspree. Er überwindet eine Steigung von 2 m. Die ihn passierenden Schiffe durften 46,5 m lang und 6,62 m breit sein sowie 1,6 m Tiefgang haben; Flöße durften 120 m lang und 3 m breit sein. Der am 2.9.1850 dem Verkehr übergebene, seit 1883 mehrfach umgebaute und 1891-1896 erweiterte L. nahm unter den etwa 190 km Berliner Wasserstraßen einen bedeutenden Platz ein. Den Kanal überspannen insgesamt 25 Brücken. Einst zur Entlastung des zunehmenden Wasserverkehrs auf der Spree gebaut, hat er heute seine wirtschaftliche Bedeutung mehr und mehr verloren. Nachdem schon 1620 als erste Verbindung zwischen Oder und Havel der 16,5 km lange Finowkanal (1744-46 wiederaufgebaut) und 1668 der 9,8 km lange Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree eröffnet sowie 1743-1746 der 34,6 km lange Plauer Kanal zwischen der Elbe und Plaue an der Havel zur besseren Anbindung des Magdeburger Raumes an Berlin gebaut worden waren, entstanden Pläne zum Bau eines weiteren Wasserweges. Schon 1816 unterbreitete Mühlen-Oberinspektor Schwahn den Plan, den Landwehrgraben zu einem Kanal mit einer Wasserspiegelbreite von 17 m und einer Wassertiefe von 1,25 m auszubauen.

1819 erging eine Kabinettsorder, den Landwehrgraben/Schafgraben schiffbar zu machen; kurze Zeit später wurde sie jedoch aus finanziellen Gründen widerrufen. Starkes Hochwasser brachte 1830 den Kanalbau wieder in Erinnerung. Aber erst im Zusammenhang mit Lennés Plänen
        zur StadtentwicklungLennés Plänen zur Stadtentwicklung nahm das Vorhaben zum Ausbau des L. zu einem schiffbaren Kanal Gestalt an. Als Lenné im Winter 1838/39 den Auftrag für einen Bebauungsplan des Köpenicker Feldes (das ist das Gelände nördlich vom L. etwa vom ehemaligen Görlitzer Bahnhof im Osten bis zur Lindenstraße im Westen) erhalten hatte, wurden auch der Ausbau des ursprünglich nur der Entwässerung Berlins dienenden Landwehrgrabens (auch Floß- oder Schafgraben) zum Kanal und der Bau eines Zweigkanals, des Luisenstädtischen
        Kanals Luisenstädtischen Kanals, in Angriff genommen: 1840 legte Lenné seinen Plan vor, und nach dessen Billigung wurde im Juli 1845 mit dem Kanalbau begonnen. Der Name L. geht vermutlich auf die Bezeichnung "Landwere" als der äußersten militärischen Befestigungslinie der Stadt zurück, die schon sehr früh vorhanden war: So mußte zum Beispiel 1574 der "Graben an der Landwehr" aufgeräumt werden; 1583 erteilte der Cöllner Rat den Auftrag, "Diebe und Huren, welche sich in der Landwehrung vor Cöln aufhielten, auszukundschaften und dem Rathe zur weiteren Maaßnahme anzuzeigen" (BACHMANN, 1838). 1705 war der Landwehrgraben zu einem Floßgraben ausgebaut worden, wodurch ein am Halleschen Tor gelegener Königlicher Holzplatz an das Wassernetz angeschlossen wurde. Der L. hat zwei Schleusenanlagen. Er zweigt am ehemaligen Schlesischen Tor in zwei Armen vom linken Ufer der Oberspree ab und vereinigt sich in Charlottenburg wieder mit der Spree. Die beiden Häfen am L., der Urbanhafen Urbanhafen(am 25.11.1895 dem Verkehr übergeben) und der Schöneberger Hafen, wurden nach dem II. Weltkrieg zugeschüttet. Der L., der eine der "frequentesten Wasserstraßen Deutschlands" war und "zur Entwicklung Berlins, namentlich von dessen südwestl. Teilen, viel beigetragen" hat (BROCKHAUS 1908, Bd. 10), dient heute - verbunden mit dem TeltowkanalTeltowkanal - vor allem touristischen Zwecken.

MARTIN ANDERSEN NEXÖ (1869-1954): VORSTELLUNG REVIDIEREN

"Für den Ausländer, der in den beiden letzten Jahrzehnten vor dem Kriege regelmäßig nach Berlin kam, war jeder neue Besuch eine Überraschung.
Von Jahr zu Jahr mußte man seine Vorstellung von der Stadt revidieren, so irrsinnig rasch war das Tempo, womit sie sich nach innen wie nach außen entwickelte..."

Quelle: Martin Andersen Nexö: Deutschlandbriefe. In: Berliner Leben 1900-1914, Bd. 1. Hrsg.: Dieter und Ruth Glatzer, Berlin 1986, S. 21

Quellen und weiterführende Literatur: Literaturquellen
Bachmann 1838/4; Brockhaus 1908-Bd. 10/936; Brockhaus 1908-Bd. 14/442; Leyden 1933/160-162; Krumholz 1969/393 Natzschka 1971/64-71; Karwelat 1985/3-5; Ludewig 1986/184; Demps 1987/146-147; Gailus 1987/53-66; Uhlemann 1987/98-101; Baedeker 1992/296; Berlin Handbuch 1993/748-749

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Stadtentwicklung